IL-23-Blocker "überleben" länger als andere Biologika
Schluss mit den Psoriasis-Plaques: IL-23-Inhibitoren zeigen laut britischen Daten im Alltag ein längeres Medikamentenüberleben.
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Bei Psoriasis konnten sich Interleukin-23- und Interleukin-17-Inhibitoren in vielen Studien gegenüber anderen Medikamenten durchsetzen. Wie sieht das Kräfteverhältnis aber in der echten Welt abseits von ausgewählten Studienpopulationen aus?
Auch wenn sich bestimmte Biologika in randomisierten kontrollierten Studien als überlegen erwiesen, gibt es für deren Einsatz im Alltag immer eine wichtige Einschränkung. Ein beträchtlicher Teil der tatsächlich Betroffenen, die es in der dermatologischen Praxis zu behandeln gilt, gelangt aufgrund der strikten Ein- und Ausschlusskriterien nie in solche Studien.
Mit dem Ziel, die derzeit zur Therapie der schweren Psoriasis verwendeten Biologika zu vergleichen, analysierte ein Team um Dr. Leila Motedayen Aval von der Universität Manchester die Real-World-Daten des britischen BADBIR*-Registers. Die Forschenden ermittelten aus den Einträgen der Jahre 2007–2023 das sogenannte Medikamentenüberleben der Wirkstoffe, also den Zeitraum zwischen Verordnung und Absetzen eines Medikaments.
Die Kohorte umfasste insgesamt 19.034 Therapiezyklen (medianes Follow-up: 2,3 Jahre) verschiedener Substanzen, darunter:
- TNFa-Blocker: Adalimumab
- IL-12/23p40-Inhibitor: Ustekinumab
- IL-23p19-Inhibitoren: Guselkumab, Risankizumab
- IL-17A-Hemmer: Ixekizumab, Secukinumab
- IL-17-Rezeptorblocker: Brodalumab
Die meisten Einträge gab es zu Adalimumab (6.815 Zyklen) und Ustekinumab (5.639 Zyklen). Alle weiteren Substanzen kamen nur auf knapp 1.000 Zyklen oder weniger.
Definiert wurde das Abbrechen einer Therapie als Lücke von mindestens 90 Tagen zwischen Datum des vermerkten Einnahmestopps und einem Wiederaufnehmen einer Therapie. In den regelmäßigen Untersuchungen der Teilnehmenden war zudem vermerkt, aus welchen Gründen ein Wirkstoff abgesetzt wurde: Unverträglichkeit, fehlende Wirksamkeit oder andere Ursachen. Die ersten beiden Faktoren wurden statistisch unabhängig analysiert.
Über den ausgewerteten Therapiezeitraum wurden Guselkumab und Risankizumab in Bezug auf Verträglichkeit im Vergleich zu den anderen Biologika im Mittel geschätzt 13 Wochen länger eingenommen. In Bezug auf die anhaltende Wirksamkeit ergab sich im Vergleich der jeweiligen Therapiedauer ein Plus von 21 Wochen. Damit zeigten die beiden IL-23p19-Blocker mit jeweils 1,93 Jahren das längste „Überleben“ in Bezug auf die Effektivität. Auch in puncto anhaltender Verträglichkeit schnitten diese beiden Medikamente am besten ab (1,92 und 1,94 Jahre).
Ähnlich gute Werte ließen sich auch für Ustekinumab (1,84 und 1,92 Jahre) feststellen. Brodalumab schnitt hinsichtlich der Angaben zur Therapiedauer in Bezug auf Wirksamkeit etwas schlechter ab (1,75 Jahre) und lag beim verträglichkeitsbedingten Absetzen mit 1,85 Jahren auf einem ähnlichen Level wie Secukimumab, Adalimumab und Ixekizumab (1,89, 1,87 und 1,86 Jahre).
Betrachtete man nur Menschen, die bereits Vortherapien mit Biologika erhalten hatten, schienen IL-17-Inhibitoren in hinteren Therapielinien an Effektivität gegenüber dem Einsatz als Erstlinientherapie einzubüßen, da das Medikamentensurvival diesbezüglich dosisabhängig abnahm. Auch der IL-17-Rezeptorblocker Brodalumab erwies sich dann nicht als effektiv, wobei dieses Ergebnis nur auf recht wenigen Daten beruht, schränken die Forschenden ein. Außerdem betonen sie, dass in dieser Patientengruppe oft auch komplexere Erkrankungen vorliegen. Vergleichsweise früh gestoppt wurde Ustekinumab bei Patientinnen und Patienten mit Psoriasisarthritis, wohl aufgrund der vergleichsweise geringeren Effektivität gegenüber alternativen Therapeutika, so die Forschenden.
Eine Langzeittherapie mit Medikamenten, die sich durch ein langes Drug-Survival auszeichnen, kann Betroffene entlasten und schont Ressourcen, schreibt die Autorengruppe abschließend. Basierend auf den Ergebnissen halten sie IL-23p19-Hemmer langfristig bei Psoriasis für die beste Option.
Eine Option, um die Therapietreue bei den Patientinnen und Patienten zu erhöhen, bietet ein Strecken der Injektionsintervalle (Dose-Spacing). Wie Dr. Luca Mastorino von der Universität Turin und sein Team schreiben, ist bei vielen Patienten mit initial gutem Ansprechen das Vorgehen mit keinem deutlich schlechteren Outcome verbunden. Die Strategien variieren allerdings je nach Studie deutlich, was die Vergleichbarkeit der einzelnen Ergebnisse erschwert. Die meisten Daten gibt es zu den IL-17-Inhibitoren, da sie schon sehr lange verwendet werden und die Standardtherapie vergleichsweise kurze Injektionsintervalle vorsieht (Wirklatenz liegt unter einem Monat). Dadurch erscheint ein Spacing vielleicht attraktiver.
*British Association of Dermatologists Biologics and Immunomodulators Register
Quelle:
1.Aval LM. J Eur Acad Dermatol Venereol 2025; doi: 10.1111/jdv.20739
2.Mastorino L. DDG: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft 2025; 23: 693-699; doi: 10.1111/ddg.15686
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