Impfplädoyer für die gastroenterologische Praxis
Infektionsschutz ist essenziell für Menschen mit CED.
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Ein vollständiger Impfschutz ist ein wichtiger Baustein bei der Therapie von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Vor allem bei Menschen, die eine Immunsuppression benötigen, gibt es vor der Impfung einiges zu beachten.
In einer Umfrage unter Personen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) sagten 2010 mehr als 80 % der Befragten, sie wären bereit, alle offiziell empfohlenen Schutzimpfungen durchführen zu lassen. Tatsächlich hatten zwei Drittel eine Tetanus- und Diphtherie-Impfung in den letzten zehn Jahren erhalten und nur 33 % waren im Vorjahr gegen die saisonale Grippe geimpft worden. Prof. Dr. Niels Teich, niedergelassener Gastroenterologe aus Leipzig, empfiehlt, systematisch bei Erstdiagnose einer CED den Impfstatus zu überprüfen, ebenso bei einer Therapieintensivierung.
In seiner Praxis ist Standard, dass Neupatientinnen und -Patienten nicht nur histologische Befunde, sondern auch den Impfpass mitbringen sollen. „Wir bieten die Influenzaimpfung an, weil viele Patientinnen und Patienten bei uns gar keinen Hausarzt haben“, sagte der Experte.
Ausstehende Impfungen sollen, wenn es der Zustand des Betroffenen ermöglicht, vor Beginn einer langjährigen Immunsuppression komplettiert oder aufgefrischt werden, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO). Während der Therapie mit Immunsuppressiva darf nicht mit attenuierten Lebendimpfstoffen geimpft werden. Ausnahmen sind nur in begründeten Einzelfällen unter individueller Nutzen-Risiko-Abschätzung möglich. Teich nannte als Beispiel eine Reise unter Vedolizumab in ein Land, das eine Gelbfieberimpfung verlangt. Dann müssen die Betroffenen intensiv über die Kontraindikation und die besonderen Risiken aufgeklärt werden, betonte er.
Totimpfstoffe können grundsätzlich bei Menschen mit CED auch unter einer immunsuppressiven Therapie eingesetzt werden. Die Impfung gegen das SARS-CoV-2-Virus wird weiterhin jährlich für Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen unter relevanter immunsupprimierender Therapie empfohlen. Eine Metaanalyse ergab, dass COVID-19-Erkrankte mit CED ein um 32 % höheres Risiko für einen schweren Verlauf hatten als Betroffene ohne CED. Dabei ging die Colitis ulcerosa mit einem noch höheren Risiko einher als ein Morbus Crohn. Eine Therapie mit TNF-alfa-Antikörpern verringerte das Risiko für einen schweren Verlauf.
Gegen Pneumokokken sollte möglichst vor Beginn der Immunsuppression geimpft werden. Besonders effektiv ist der 21-valente Impfstoff Capvaxine, meinte Prof. Teich. Er berücksichtigt Serotypen, die 2019–2023 die meisten invasiven Pneumokokkeninfektionen bei über 60-Jährigen verursacht haben. Aktuell gibt es dafür allerdings keine STIKO-Empfehlung, die Kosten liegen bei etwa 120 Euro.
Die jährliche Influenzaimpfung wird für Immunsupprimierte aller Altersgruppen empfohlen. Die kombinierte Impfung gegen Diphtherie, Pertussis und Tetanus sollte wie allgemein empfohlen alle zehn Jahre wiederholt werden. Für eine Hepatitis-A-Impfung ist eine CED alleine keine Indikation, wenn keine Lebererkrankung vorliegt. Gegen Hepatitis B sollen Personen geimpft werden, bei denen wegen einer Immundefizienz oder Immunsuppression ein schwerer Verlauf zu erwarten ist – CED allein stellt keine Indikation dar. Die Impfung mit dem Herpes-zoster-Totimpfstoff ist bislang nur für Personen ab 60 Jahren empfohlen. Eine RSV-Impfung ist bei schweren Formen von Grunderkrankungen indiziert, wie bei einer schweren erworbenen Immundefizienz.
Quelle: Viszeralmedizin 2025
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