
Importierte Viren greifen auch das Sehorgan an

Fünf eingeschleppte Viren führen hierzulande zunehmend auch zu okulären Symptomen:
Infektionen mit Mpox-Viren werden seit einigen Jahren vermehrt auch bei Menschen beobachtet, schreiben Prof. Dr. Carl-Ludwig Schönfeld, München, und Prof. Dr. Dr. Ulrich Schaller von der Augenklinik Herzog Carl-Theodor, ebenfalls in München. Die Ansteckung erfolgt durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder Menschen, wobei Hautverletzungen und Schleimhäute als Eintrittspforte gelten. Die Affenpocken machen sich durch Fieber, Schüttelfrost, Hautausschlag sowie Kopf- und Muskelschmerzen bemerkbar.
Am Auge kann das Virus Lideffloreszenzen, eine Konjunktivitis oder Keratitis hervorrufen, in schweren Fällen drohen Hornhautulzera mit stark verminderter Sehschärfe. Gefürchtet sind auch bakterielle Superinfektionen. Affenpocken lassen sich nur symptomatisch behandeln. Bei einer Augenbeteiligung empfehlen die Autoren Trifluridin-Augentropfen und künstliche Tränen sowie Antibiotika, um Sekundärinfektionen zu vermeiden.
- Das Chikungunya-Virus wird vor allem von Aedes-Mücken übertragen. Chikungunya-Ausbrüche gab es in den vergangenen Jahren in Afrika, Asien, Europa und Amerika. Häufigste Symptome der Infektion sind plötzlich auftretendes Fieber, starke Gelenk- und Muskelschmerzen, Nasenbluten und ein Exanthem. Augenkomplikationen drohen in der akuten Phase der Infektion, aber auch noch Monate später, meist betreffen sie beide Augen. Beobachtet werden u. a. eine Konjunktivitis, Keratitis, Retinitis oder eine Optikusneuritis, die zu einer plötzlichen Sehverschlechterung und Schmerzen bei Augenbewegungen führt. Bei Chikungunya kann ein Therapieversuch mit Aciclovir oder Ribavarin unternommen werden, gegen die Gelenkschmerzen helfen NSAR. Die Konjunktivitis ist selbstlimitierend. Steroide kommen gegen intraokuläre Reizzustände lokal zum Einsatz, bei Uveitis oder Retinitis oral oder i. v. Im Falle einer Optikusneuritis oder Neuroretinitis müssen sie hoch dosiert verabreicht werden.
- Das West-Nil-Virus findet sich u. a. in Afrika, Europa und Asien und wird ebenfalls durch Stechmücken übertragen. Es kann die Blut-Hirn-Schranke passieren und das ZNS infizieren – mit teils erheblichen neurologischen Komplikationen. In Deutschland werden in den Sommer- und Herbstmonaten gelegentlich Fälle von West-Nil-Fieber beobachtet. Die Infektion bleibt oft asymptomatisch, andernfalls verursacht sie abrupt auftretendes Fieber, Kopf- und Rückenschmerzen sowie Lymphknotenschwellungen.
Differenzialdiagnosen kennen
Als Differenzialdiagnosen kommen bei den meisten Fällen andere Virusinfektionen in Betracht. Mpox-Läsionen können beispielsweise Infektionen mit Varizellen, Herpes-simplex-Viren sowie anderen Erregern von vesikulopustulären Ausschlägen ähneln, auch eine bakterielle Konjunktivitis wäre zu erwägen.
Chikungunya, West-Nil-Virus, Dengue-Virus und Marburg/Ebola-Virus sind sich in ihrer Ausprägung untereinander und gegenüber Herpesinfektionen sehr ähnlich. Im Vergleich zu Herpesviren sind bei Chikungunya allerdings häufig beide Augen betroffen. Als weitere nicht-infektiöse Differenzialdiagnose kommt bei diesen Erregern auch ein systemischer Lupus infrage.
- Augensymptome sind selten, aber unter Umständen gravierend. Die Autoren berichten von einer beidseitigen multifokalen Chorioretinitis, die die Sehschärfe erheblich reduzieren kann. Zu weiteren möglichen okulären Komplikationen gehören Uveitis, Optikusneuritis und sehr selten Augenmotilitätsstörungen oder ein Nystagmus. Bei der Chorioretinitis werden antivirale Substanzen wie Ribavirin zusammen mit NSAR verabreicht. Lokale Steroide helfen bei Uveitis, systemische Steroide bei Optikusneuritis.
- Auslöser des Marburg-Fiebers ist das Marburg-Virus, das in den 1960er-Jahren aus Uganda nach Deutschland importiert wurde. Das Virus ruft eine schwere systemische Entzündung mit Schädigung der Blutgefäße hervor, Betroffene klagen über grippeähnliche Symptome sowie über Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Die Sterblichkeit der Infektion liegt zwischen 23 % und 90 %. Selten führt sie auch zu Augensymptomen wie Uveitis oder Optikusneuritis. Die Therapie des Marburg-Fiebers besteht in erster Linie aus kreislaufunterstützenden Maßnahmen und Sauerstoffzufuhr. gegen Uveitis und Optikusneuritis kommen Steroide zum Einsatz.
Das Ebola-Virus wurde erstmals 1976 in Afrika nachgewiesen, Fledermäuse gelten als Reservoir. Die Übertragung erfolgt durch den Verzehr infizierter Tiere oder durch direkten Kontakt mit Blut oder Körperflüssigkeiten infizierter Personen. Ebola-Fieber ist gekennzeichnet durch Fieber, Schüttelfrost, Kopf-, Hals- und Muskelschmerzen, Erbrechen und Durchfall.
Augenkomplikationen zählen zu den bedeutenden Folgen und treten meist in der akuten Phase an beiden Augen auf. Am häufigsten wird eine Uveitis beobachtet, die sich klinisch durch Fremdkörpergefühl, Lichtempfindlichkeit und Schmerzen bemerkbar macht. Therapiert wird mit Analgetika und Flüssigkeitszufuhr. Bei Uveitis finden wiederum hoch dosierte lokale (oder systemische) Steroide Anwendung.
Quelle: Schönfeld CL, Schaller UC. Z prakt Augenheilkd 2025; 46: 27-38
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