Intravesikale Applikation von Gemcitabin verursachte perioperativ keine Probleme

EAU 2025 Dr. Moyo Grebbin

Falls Cisplatin nicht geeignet ist, könnte eine alternative Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung stehen. Falls Cisplatin nicht geeignet ist, könnte eine alternative Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung stehen. © Tom – stock.adobe.com

Kommt systemisches Cisplatin nicht infrage, könnte ein Röhrchen, das in der Blase Gemcitabin freisetzt, als verträgliche Alternative dienen. Das bestätigte sich jetzt in frühen Daten einer Phase-2-Studie – der Langzeitnutzen bleibt abzuwarten. 

Der Behandlungsstandard für das muskelinvasive Blasenkarzinom (MIBC) besteht aus neoadjuvantem Cisplatin gefolgt von radikaler Zystektomie. Allerdings eignet sich bis zu eine Hälfte der Patient:innen nicht für diese Form der systemischen Chemotherapie, erinnerte Prof. Dr. Sarah Psutka vom Fred Hutchinson Cancer Center in Seattle.1 Außerdem wirke sich neoadjuvantes Cisplatin oft negativ auf den Gesundheitszustand aus und könne die Operation verzögern.  

Abhilfe schaffen könnte ein Wirkstoff eluierendes System namens TAR-200. Das in die Blase eingebrachte Device gibt kontinuierlich Gemcitabin ab. In der Phase-2-Studie SunRISe-4 kam es in Kombination mit einer Cetrelimab-Immuntherapie zum Einsatz; die Kontrollgruppe erhielt eine Monotherapie mit dem PD1-Antikörper. Die Teilnehmenden mit MIBC (T2–T4a N0M0) und ECOG PS 0–1 wurden im Verhältnis 5:3 randomisiert. Sie kamen entweder nicht für eine platinhaltige Neoadjuvanz infrage oder hatten diese abgelehnt.

Remissionsrate fast verdoppelt

Daten zur Rate an pathologischen Komplettremissionen (pCR) liegen seit 2024 vor. Die pCR-Rate lag im Prüfarm mit 42 % vs. 23 % in der Kontrolle fast doppelt so hoch. Das Gesamtansprechen betrug 62 % vs. 36 %. Überlebensendpunkte stehen noch aus.

Einsatz prä- wie postoperativ unkompliziert

In die Zwischenanalyse chirurgischer Outcomes flossen bislang 50 Eingriffe im Prüfarm und 26 aus der Kontrollgruppe ein. Der Einsatz des TAR-200-Systems verzögerte die OP nicht. In beiden Studienarmen blieb der ECOG-Status während der neoadjuvanten Phase bei den meisten stabil (90,4 % im Prüfarm, 84,6 % im Kontrollarm). Auch klinisch signifikante Veränderungen bei BMI, Albumin- und Kreatininspiegeln oder der Hämoglobinkonzentration blieben aus. Bei den meisten Nebenwirkungen handelte es sich um urologische Beschwerden vom Grad 1–2. 

Postoperativ betrug der Anteil unerwünschter Ereignisse des Grades ≥ 3 nach 30 Tagen 42 % mit TAR-200 und 41 % ohne. Nach 90 Tagen lag der Anteil bei 43,5 % vs. 33,3 %. Die postoperative Gesamtmortalität betrug innerhalb von 30 Tagen 0 % (0/38 Erkrankten) vs. 4,5 % (1/22); nach 90 Tagen 4,3 % (1/23) vs. 6,7 % (1/15). Keiner der Todesfälle stand im Zusammenhang mit der Behandlung. Laut diesen vorläufigen Ergebnissen könnte zusätzliches TAR-200 möglicherweise das Behandlungsergebnis verbessern, ohne die Gesamtgesundheit zu beeinträchtigen, den Eingriff zu verzögern oder postoperativ Morbidität oder Mortalität zu erhöhen, so das Fazit der Referentin.

Einfluss auf Mikrometastasierung noch unklar

Verglichen mit einer neoadjuvanten Kombination aus Checkpointblockade und systemischer Chemotherapie könne die lokale Behandlung damit punkten, dass sie Grad-3-Toxizitäten und Abbruchrate um etwa die Hälfte reduziere, bekräftigte Diskutant Prof. Dr. Paolo Gontero von der Universität Turin.2 In Bezug auf die Wirksamkeit gab er allerdings zu bedenken, dass eine lokale Intervention vermutlich auch weniger Einfluss auf das mikrometastatische Geschehen nehmen könne. Dieses bestimme am Ende maßgeblich das langfristige krebsspezifische Überleben. Das sei in der Tat die Hypothese, die man in SunRISe-4 untersuchen wolle, merkte Prof. Psutka an: Ob man mit der besseren lokalen Kontrolle auch eine insgesamt bessere onkologische Krankheitskontrolle erreichen kann. Zur Positionierung der neuen Therapieform äußerte Prof. Gontero die Idee, statt präoperativ könne sie vielleicht bei Personen, die für die OP nicht fit genug seien, zum Erreichen eines Organerhaltes in Betracht gezogen werden.

Quellen:
1. Psutka S et al. 40th Annual EAU Congress; Abstract GC1 
2. Gontero P. 40th Annual EAU Congress; Discussant Abstract GC1

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Falls Cisplatin nicht geeignet ist, könnte eine alternative Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung stehen. Falls Cisplatin nicht geeignet ist, könnte eine alternative Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung stehen. © Tom – stock.adobe.com