Kognitive Fähigkeiten im Alter gezielt stärken

Dr. Anne Benckendorff

Sport zeigt unterschiedliche positive Effekte bei Frauen und Männern. Sport zeigt unterschiedliche positive Effekte bei Frauen und Männern. © deagreez - stock.adobe.com

Ein sechmonatiges Bewegungsprogramm führte bei älteren, zuvor inaktiven Erwachsenen zu messbaren Verbesserungen kognitiver Funktionen – insbesondere der Reaktionszeit und selektiven Aufmerksamkeit. Die Effekte unterschieden sich geschlechtsspezifisch.

Bewegung fördert nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern kann auch die kognitive Leistungsfähigkeit im Alter positiv beeinflussen. Eine Studie eines Forscherteams um Marlene Krumpolt von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zeigt: Ein sechsmonatiges Trainingsprogramm verbesserte Reaktionszeit und selektive Aufmerksamkeit bei älteren, bislang inaktiven Erwachsenen – mit geschlechtsspezifischen Effekten.

Neuroanatomische Parameter verschlechtern sich

Angesichts einer immer älter werdenden Bevölkerung stellt sich die Frage, wie sich die kognitive Leistungsfähigkeit möglichst lange erhalten lässt. Bekannt ist, dass bei der Verschlechterung neuroanatomischer Parameter im Alter Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen. Unklar ist bislang allerdings, wie sich diese auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirken. 

Untersucht wurde vor diesem Hintergrund der Effekt von Bewegung bei 60 gesunden Erwachsenen im Alter von 65 bis 69 Jahren, die seit mindestens zwei Jahren keinen regelmäßigen Sport mehr getrieben hatten. Die 30 Frauen und 30 Männer nahmen über 24 Wochen an einem kombinierten Bewegungsprogramm mit je 90 Minuten Fitnessübungen (Fokus auf Verbesserung von Koordination, Kraft, Beweglichkeit und Kondition) und Freizeitsport (z. B. Tanzen oder Ballsportarten) pro Woche teil. Die Forschenden beurteilten zu Beginn sowie nach Beendigung des Programms die kognitive Leistungsfähigkeit. Dazu nutzten sie das Wiener Testsystem, um die Reaktionsgeschwindigkeit zu messen und die selektive Aufmerksamkeit mittels Stroop-Test zu prüfen. Bei Letzterem handelt es sich um ein Farb-Wort-Inkongruenz-Test. 

Wie sich herausstellte, war die Reaktionsgeschwindigkeit der Frauen bei einem einfachen Reaktionstest (Reaktion auf einen einzelnen Reiz) zu Beginn der Studie im Schnitt signifikant langsamer als die der Männer. Mit dem Training verbesserten die Teilnehmerinnen jedoch ihre motorische Reaktionszeit deutlich, sodass sie nach Beendigung des Programms zwar numerisch noch langsamer waren als die Männer, aber nicht mehr signifikant. Bei der selektiven Aufmerksamkeit profitierten dagegen vor allem die Männer, die bei automatisierten und kontrollierten Aufgaben deutlich zulegten. 

Die Ergebnisse legen nahe, dass ein multidimensionales Training kognitive Leistungen bei älteren Menschen wirksam fördern kann – mit geschlechtsabhängigen Unterschieden. Die Gründe dafür sind jedoch noch nicht bekannt, schreibt die Autorengruppe. Weitere Forschung ist nötig, um zu entscheiden, ob in Zukunft das Training für Frauen und Männer unterschiedlich zugeschnitten sein sollte.

Quelle: Krumpolt M et al. Z Gerontol Geriatr 2025; DOI: 10.1007/s00391-024-02405-1

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Sport zeigt unterschiedliche positive Effekte bei Frauen und Männern. Sport zeigt unterschiedliche positive Effekte bei Frauen und Männern. © deagreez - stock.adobe.com