
Mortalitätsraten entzündlich-rheumatischer Erkrankungen unter der Lupe

In den letzten 50 Jahren ist die Mortalitätsrate bei rheumatoider Arthritis stetig zurückgegangen. Vor 1970 betrug sie 4,7 pro 100 Patientenjahre, nach 1983 nur noch 2,0, berichtete Prof. Dr. Olga Seifert vom Universitätsklinikum Leipzig. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ist sie allerdings immer noch erhöht, und zwar auf das 1,52-Fache. Als Ursache dafür wurden kardiovaskuläre und Atemwegserkrankungen, Infektionen und zerebrovaskuläre Ereignisse identifiziert, Malignome waren in der Untersuchung ohne Einfluss.
Systemische Sklerose steigert Sterberisiko um das Vierfache
Doch nicht nur die rheumatoide Arthritis birgt ein erhöhtes Mortalitätsrisiko. Patientinnen und Patienten mit systemischem Lupus erythematodes haben in den ersten drei Jahren der Therapie ein doppelt so hohes Sterberisiko wie die Allgemeinbevölkerung. Bei Betroffenen mit systemischer Sklerose ist es sogar viermal so hoch.
Einer anderen Studie zufolge hatten Menschen in einem Alter von 18 bis 19 Jahren im Jahr 2019 noch durchschnittlich 57,7 Jahre zu leben. Bei Personen, die im gleichen Alter ihre RA-Diagnose erhalten, ist die Lebenserwartung laut Prof. Seifert um 1,6 Jahre kürzer, Erkrankte mit Spondyloarthritis büßen sogar 2,7 Lebensjahre ein. Die kürzeste Lebenserwartung im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung weisen Patientinnen und Patienten mit Kollagenosen auf: Sie ist um fast neun Jahre reduziert. Das Mortalitätsrisiko wird durch etliche Faktoren beeinflusst, beispielsweise durch die medikamentöse Therapie. Nach Daten aus dem RABBIT*-Register weisen RA-Betroffene ohne DMARD ein 2,8-fach erhöhtes Sterberisiko auf im Vergleich zu Patientinnen und Patienten unter DMARD-Therapie.
Frauen haben eine erhöhte kardiovaskuläre Mortalität
Einen besonders hohen Stellenwert bei der Prognose haben Herz-Kreislauf-Erkrankungen – auch wenn die kardiovaskulär bedingte Mortalitätsrate bei RA-Patientinnen und -Patienten von 3,50 im Jahr 1999 auf 2,79 im Jahr 2020 gesunken ist, sagte Prof. Seifert. Nichts geändert hat sich jedoch bei den bisher bestehenden Geschlechterunterschieden: Frauen wiesen durchweg eine höhere Mortalitätsrate auf als Männer (3,35 vs. 1,74).
Welche Folgen ein Aufenthalt auf der Intensivstation für Rheumaerkrankte hat, wurde in einer Multizenterstudie mit 271 Betroffenen untersucht. Der häufigste Aufnahmegrund war die Sepsis (61,6 %), gefolgt von kardiovaskulären Ereignissen (33,9 %), einem akuten Krankheitsschub (32,8 %) und Dekompensationen assoziiert mit Komorbiditäten (28,0 %). Die Sterblichkeit auf der Intensivstation betrug 14,3 % und war somit gering, so Prof. Seifert. Kritisch wird es für die Betroffenen aber in der Zeit danach: Ein Jahr nach Entlassung hatte ein Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen akuten Krankheitsschub, 46,8 % ein Infektionsereignis, gleichzeitig stand nicht einmal die Hälfte (44,4 %) unter einer immunsuppressiven Therapie. In der medianen Nachbeobachtungszeit von 33,6 Monaten starben 109 Patientinnen und Patienten (40 %). Assoziiert mit der Langzeitmortalität waren Alter, Komorbiditäten und die Aufnahme auf die Intensivstation aufgrund einer Sepsis oder eines Krankheitsschubs.
*Rheumatoide Arthritis: Beobachtung der Biologika-Therapie
Quelle: Kongressbericht
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