
Nach Suchtmittelabstinenz kann der Schlaf lange gestört sein

Insomnische Beschwerden, ob Ein-/ Durchschlafstörungen oder frühes Erwachen, sind Risikofaktoren für die Entwicklung von Suchterkrankungen, z. B. aufgrund der Einnahme von Schlafmitteln (Benzodiazepine und Z-Substanzen). Sie gehören auch zu den Symptomen bei Suchtkranken, die selbst nach Abstinenz anhalten können, berichtete Dr. Claudia Leucht vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. Schlafbezogene Atemstörungen und ein Restless-Legs-Syndrom beobachtet man bei Suchtkranken ebenfalls häufig.
Während der Entgiftung treten Schlafstörungen bei 70 % der Patientinnen und Patienten auf. Wichtig ist, den Suchtkranken zu vermitteln, dass diese Störungen nach dem Entzug noch bis zu einem halben Jahr in der Abstinenz anhalten können. Die Einschlaflatenz bleibt verlängert und die Betroffenen klagen über nächtliche Wachzeiten. Der REM-Schlaf ist vermehrt. In der Regel werden die Schlafstörungen nach einigen Monaten besser und normalisieren sich durchaus.
Anhaltende Schlafstörung erhöht das Rückfallrisiko
Unbeachtet und unbehandelt erhöhen Schlafstörungen das Risiko von Rückfällen, Suchtdruck, schlechter Therapieadhärenz und Suizidalität. Allerdings schließt die erfolgreiche Behandlung von Schlafstörungen Rückfälle auch nicht aus, betonte Dr. Leucht.
Dass Alkohol den Schlaf verbessert, bezeichnete sie als Mythos. Alkohol wird zur Schlafförderung getrunken, bei chronischem Konsum lässt die hypnotische Wirkung aber nach und die Einschlaflatenz verlängert sich noch. In der zweiten Nachthälfte kommt es nach dem Konsum zu Entzugssymptomen mit Albträumen, Schwitzen, Kopfschmerzen, Zittern, Arousals und nächtlichen Wachzeiten.
Schon nach einer einzigen Dosis oraler Opioide kann die Schlafarchitektur bei gesunden Erwachsenen erheblich verändert sein. Bei fortgesetztem Opioidgebrauch entwickelt sich laut Dr. Leucht eine erhöhte Schlaflatenz und REM-Schlaf-Latenz sowie eine fortgesetzt veränderte Schlafarchitektur.
Ein chronischer Opioidkonsum geht mit einem häufigeren Auftreten einer zentralen Schlafapnoe einher. In den USA ist jede zweite zentrale Schlafapnoe opioidinduziert, berichtete die Psychiaterin. Im Entzug und bei Kurzzeitabstinenz von den Substanzen geben Suchtkranke ebenfalls fortgesetzte Schlafstörungen an, bei längerer Opioidabstinenz ist aber eine Normalisierung des Schlaf möglich.
Ein Großteil von Menschen mit Cannabisgebrauch ohne Abhängigkeitserkrankung nutzt die Droge zum Einschlafen. Ein möglicher schlafinduzierender Effekt lässt aber auch hier bei chronischer Nutzung nach. Unter Entzug von Cannabis ist Insomnie ein Hauptsymptom, das lange in der Abstinenz anhalten kann und laut Dr. Leucht zu den Hauptursachen von Rückfällen zählt.
Probleme normalisieren sich im Laufe mehrerer Wochen
Bei chronischem Gebrauch von Kokain verzeichnet man eine verzögerte Einschlaflatenz und verminderte Gesamtschlafzeit. Bis eine Woche nach dem Kokainentzug kommt es zu Ein- und Durchschlafstörungen, Hypersomnie, schlechten Träumen, depressiver Stimmung, psychomotorischer Unruhe, Müdigkeit und gesteigertem Appetit. Bei fortgesetzter Abstinenz normalisiert sich der Schlaf im Laufe mehrerer Wochen, sagte Dr. Leucht.
Quelle: Leucht C. Vortrag „Schlaf und Sucht“; Online-Seminar der Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen am 9. April 2025
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