Neue Option langfristig bestätigt

Dr. Judith Lorenz

Eine kombinierte Therapie zeigt verbessertes Überleben, besonders bei genetisch veränderten Tumoren.
Eine kombinierte Therapie zeigt verbessertes Überleben, besonders bei genetisch veränderten Tumoren. © Nadzeya – stock.adobe.com

Männer mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom profitieren von der Kombination aus Talazoparib und Enzalutamid. Besonders effektiv ist die Therapie bei Tumoren mit homologer Rekombinationsdefizienz.

Nach der Neudiagnose eines metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms beträgt das mediane Überleben weniger als drei Jahre, berichtet ein Team um Prof. Dr. Neeraj Agarwal vom Huntsman Cancer Institute in Salt Lake City.1 Besonders aggressiv verhalten sich Tumoren mit einer homologen Rekombinationsdefizienz (HRD). In diesem Fall stellen PARP-Inhibitoren eine vielversprechende Therapieoption dar. In der TALAPRO-2-Studie (s. Kasten) untersuchten Wissenschaftler:innen, wie gut metastasierte kastrationsresistente Prostatakarzinome insgesamt und HRD-Tumoren im Speziellen auf eine Kombination aus Talazoparib und Enzalutamid ansprechen. Nun liegt die Endauswertung der Überlebensdaten vor.

Nach median 52,5 Monaten stellten die Forschenden für das Gesamtkollektiv (Kohorte 1) im Talazoparib/Enzalutamid-Arm im Vergleich zu Placebo/Enzalutamid ein um 20 % geringeres Sterberisiko fest (HR 0,80; 95%-KI 0,66–0,96; p = 0,016). Das mediane OS betrug mit der Prüfkombination 45,8 Monate, im Kontrollarm hingegen nur 37,0 Monate. Nach vier Jahren lebten noch 48 % der mit Talazoparib, aber nur 38 % der mit Placebo Behandelten. Auch im Hinblick auf das Überleben ohne radiografischen Progress waren die Erkrankten der Talazoparib-Gruppe signifikant im Vorteil (median 33,1 Monate vs. 19,5 Monate; HR 0,67; 95%-KI 0,55–0,81; p < 0,0001).

TALAPRO-2

An der Phase-3-Studie beteiligten sich insgesamt 200 Zentren in 26 Ländern. Das bezüglich des HRD-Status unselektierte Studienkollektiv (Kohorte 1) umfasste 805 Betroffene mit einem asymptomatischen oder leicht symptomatischen metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom. Alle standen unter einer Androgenentzugstherapie, hatten jedoch im Vorfeld keine lebensverlängernde systemische Therapie in Bezug auf die Kastrationsresistenz erhalten. Das HRD-Analysekollektiv (Kohorte 2) bestand aus 399 Personen – 169 aus Kohorte 1 und 230 zusätzlich rekrutierte Teilnehmende. Alle Erkrankten beider Kohorten nahmen einmal täglich Enzalutamid ein. Je etwa die Hälfte erhielt zusätzlich Talazoparib bzw. ein Placebo. 

Verlängertes Überleben 

Besonders stark profitierten diejenigen mit einem HRD-Tumor (Kohorte 2) von Talazoparib, berichten Prof. Dr. Dr. Karim Fizazi, Institut Gustave Roussy, Villejuif, und Kolleg:innen.2 Nach median 44,2 Monaten Follow-up betrug die mediane Überlebensdauer mit Talazoparib/Enzalutamid 45,1 Monate, im Kontrollarm andererseits nur 31,1 Monate (HR 0,62; 95%-KI 0,48–0,81; p = 0,0005). Das Überleben ohne radiografischen Progress war unter dem PARP-Inhibitor ebenfalls signifikant länger (median 30,7 Monate vs. 12,3 Monate; HR 0,47; 95%-KI 0,36–0,61; p < 0,0001). In der Subgruppe mit BRCA1/2-Mutation (n = 155) halbierte die Behandlung mit Talazoparib sogar das Sterberisiko (HR 0,50; 95%-KI 0,32–0,78). Die Vier-Jahres-Überlebensraten betrugen dann 53 % bzw. 23 %.

Angesichts dieser Ergebnisse empfehlen die Forschenden die Kombination aus Talazoparib und Enzalutamid als eine Standard-Erstlinientherapie für das metastasierte kastrationsresistente Prostatakarzinom. Neue Sicherheitssignale beobachteten sie unter Talazoparib nicht. Die häufigsten dritt- oder höhergradigen Nebenwirkungen umfassten Anämie und Neutropenie.

Quellen:
1. Agarwal N et al. Lancet 2025; 406: 447-460; DOI: 10.1016/S0140-6736(25)00684-1
2. Fizazi K et al. Lancet 2025; 406: 461-474; DOI: 10.1016/S0140-6736(25)00683-X

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Eine kombinierte Therapie zeigt verbessertes Überleben, besonders bei genetisch veränderten Tumoren.
Eine kombinierte Therapie zeigt verbessertes Überleben, besonders bei genetisch veränderten Tumoren. © Nadzeya – stock.adobe.com