
Nicht nur auf die Schübe schielen

Der systemische Lupus erythematodes (SLE) zeichnet sich durch eine variable Krankheitsaktivität aus. Am häufigsten ist der schubförmige Verlauf mit rezidivierenden Verschlechterungen der SLE-Aktivität. In der Folge der Schübe kommt es zu Organschädigungen, was sich negativ auf das Outcome auswirkt. Die Schubprävention ist daher das oberste Ziel der Behandlung und gilt in den meisten klinischen Studien als wichtigster Endpunkt.
Die anhaltend aktive Lupus-Erkrankung (persistent active disease, PAD), charakterisiert durch Episoden mit längerfristig erhöhtem SLEDAI-2K-Score ≥ 4 ohne serologische Aktivitätszeichen, wird dagegen seltener untersucht. Deshalb gibt es dazu auch nur wenig Daten. Um diese Lücke zu schließen, hat ein Team um Dr. Yanjie Hao von der Universität Melbourne in einer multinationalen prospektiven Lupuskohorte Häufigkeit und Determinanten von Lupusschüben und PAD analysiert.
Daten von mehr als 3.000 Betroffenen analysiert
Eingeschlossen in die Studie wurden alle Erwachsenen, die zwischen März 2013 und Dezember 2023 in die Asia Pacific Lupus Collaboration aufgenommen worden waren und mindestens zwei Follow-up-Untersuchungen innerhalb dieses Zeitraumes wahrgenommen hatten. Die mehr als 3.800 Betroffenen erfüllten entweder die ACR-Kriterien von 1997 oder die Klassifikationskriterien der SLICC*.
Einen akuten Schub definierte das Autorenteam anhand des SELENA-SLEDAI-Flare-Indexes. Als PAD-Episode galt ein SLEDAI-2K-Score ≥ 4 ohne serologische Aktivitätszeichen an zwei oder mehr aufeinanderfolgenden Kontrollterminen (i. d. R. im Intervall von 3–6 Monaten). Eine Schadensakkumulation lag vor, wenn der SDI anstieg. Für eine niedrige Krankheitsaktivität (Lupus low disease activity state, LLDAS) mussten mehrere Voraussetzungen erfüllt sein:
- SLEDAI-2k-Score ≤ 4,
- keine wesentliche Organbeteiligung,
- keine neuen Anzeichen einer Lupusaktivität,
- PGA ≤ 1,
- Prednisolondosis ≤ 7,5 mg/d und
- gut verträgliche Standarddosen von Immunsuppressiva und Biologika.
Die Studienkohorte, bestehend aus 3.811 Teilnehmenden, war zu jeweils etwa 90 % weiblich und asiatischer Ethnie. Das mediane Alter zum Zeitpunkt der Diagnose betrug 29 Jahre und 39 Jahre bei Aufnahme in die Lupuskohorte.
Während des durchschnittlich 2,8 Jahre dauernden Follow-ups kam es bei 2.142 Betroffenen (56,2 %) zu einem Schub und 1.786 (46,9 %) hatten Episoden einer anhaltenden aktiven Erkrankung. Die Schubinzidenz betrug 0,56 pro Patientenjahr, die Inzidenz von PAD-Episoden 0,30. Weder einen Schub noch eine PAD entwickelten 1.301 (34,1 %) SLE-Patientinnen und -Patienten im Untersuchungszeitraum, 724 (19,0 %) hatten nur Schübe, 368 (9,7 %) nur PAD-Episoden. 1.418 Teilnehmende (37,2 %) litten sowohl unter Schüben als auch unter PAD-Episoden.
Bei den klinischen Konsultationen aufgrund von Schüben waren die häufigsten Probleme Nephritis und Arthritis. Bei der PAD standen die Nierenaktivität und mukokutane Manifestationen im Vordergrund.
Sowohl Schübe als auch die PAD waren signifikant mit einer Schadensakkumulation assoziiert. Die Odds Ratios betrugen nach univariabler Analyse 2,05 bzw. 2,15. Diese Assoziationen blieben auch unter Berücksichtigung von Krankheitsdauer, Alter bei Diagnose, SLEDAI-2K bei Einschluss und Glukokortikoideinnahme signifikant.
Anhand diverser Modelle versuchten die Forschenden zudem, Prädiktoren für Schübe und PAD zu identifizieren. Nach Anpassung hinsichtlich Glukokortikoiddosis und Einnahme von Hydroxychloroquin und Immunsuppressiva erwiesen sich ein niedriges Bruttoinlandsprodukt (< 20.000 US-Dollar/Kopf) am Wohnsitz, Rauchen, Arthritis, Nephritis und niedrige Komplementspiegel als prädiktiv für Schübe.
Niedrige Krankheitsaktivität schützt vor Schub und Episode
Für PAD-Episoden identifizierten die Forschenden die Nierenfunktion und eine über einen längeren Zeitraum durchschnittlich höhere Krankheitsaktivität als Prädiktoren. Einen schützenden Effekt vor Schub und PAD zeigte die niedrige Krankheitsaktivität.
Nicht nur Schübe, auch PAD-Episoden treten häufig bei SLE-Erkrankten auf. Zudem sind beide Verlaufsformen mit vermehrten Organschäden assoziiert, resümiert das Autorenteam. Als besonders wichtig erachten sie die Erkenntnis, dass fast 10 % der Studienteilnehmenden zwar PAD-Episoden, aber keine Schübe entwickelt hatten. Schubmessungen allein reichen demnach nicht aus, Patientinnen und Patienten mit suboptimaler Krankheitskontrolle zu erfassen.
* Systemic Lupus International Collaborating Clinics
Quelle: Hao Y et al. ACR Open Rheumatology 2025; 3: e70007; DOI: DOI 10.1002/acr2.70007
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