
Patient:innen sind unter der Therapie fitter und länger wach

Personen mit hämatologischen Malignomen berichten oft von Fatigue als ihrem häufigsten und schwerwiegendsten Problem, das bislang nicht ausreichend behandelt werde, sagte Prof. Dr. Henrik Frederiksen von der Universitätsklinik in Odense. Fatigue vermindere nicht nur die Lebensqualität, sondern schränke oft auch die Therapieadhärenz ein. Bisher seien nur nicht-pharmakologische Interventionen wie Bewegung, psychosoziale Ansätze oder eine verbesserte Schlafhygiene zur Linderung verfügbar.
Eine in der Hämatologie kaum erforschte Substanz
Seit Längerem wird der Ansatz verfolgt, Methylphenidat (MTP), ein mildes ZNS-Stimulanz, als supportive Therapie bei krebsbedingter Fatigue einzusetzen. „In die Studien wurden aber kaum Erkrankte mit hämatologischen Tumoren eingeschlossen“, erläuterte Prof. Frederiksen. Er und sein Team wollten das mit der doppelblinden, placebokontrollierten Cross-over-Studie MICRO jetzt ändern.
Eingeschlossen waren 152 Erwachsene mit verschiedenen hämatologischen Neoplasien und einem Fatigue-Score von ≥ 4 auf der visuellen Analogskala. 130 beendeten die Studie und waren damit auswertbar. In den acht Wochen zuvor durfte keine Chemotherapie verabreicht worden sein und die Teilnehmenden durften keine schwere Anämie aufweisen (kein Hb < 8 mg/dl). Kardiovaskuläre Erkrankungen inklusive unkontrollierter Hypertonie waren ebenfalls nicht erlaubt.
Die Behandlung umfasste randomisiert entweder MTP (10 mg in zwei Dosen in Woche 1, 20 mg in Woche 2 und 40 mg in Woche 3–6) oder Placebo für sechs Wochen, gefolgt von einer einwöchigen Washout-Phase vor dem Cross-over. Primärer Endpunkt waren Veränderungen im FACIT-Fatigue-Score in den Wochen 0–6.
Nur leichtgradige Nebenwirkungen
Die Behandlung mit MTP war gut verträglich, Nebenwirkungen fielen allesamt leichtgradig aus. Häufiger als unter Placebo klagten die Behandelten unter MTP über kardiovaskuläre Beschwerden (13 % vs. 6 %; p = 0,09) und ZNS-Nebenwirkungen, vor allem Kopfschmerzen (29 % vs. 16 %; p = 0,01).
Deutliche Verbesserung gegenüber Placebo
In beiden Behandlungsarmen verbesserte sich die Fatigue bis Woche 6, unter MTP mit + 8,9 Scorepunkten aber deutlich stärker als unter Placebo mit + 3,9 (Delta 5,0). Der Benefit zugunsten von MTP wurde bereits nach zwei Wochen sichtbar und vertiefte sich dann weiter. Bei den Erkrankten, die zunächst Placebo erhalten hatten, zeigten sich ähnliche Verbesserungen, nachdem sie auf MTP umgestellt worden waren.
Die Teilnehmenden gaben zudem an, unter MTP mehr wache Stunden pro Tag zu haben. Auch in anderen Fragebogen, die in der Studie ergänzend zum Einsatz kamen, dokumentierten die Forschenden in Woche 6 einen relevanten Unterschied zwischen Verum und Placebo beim Symptom Fatigue – im EORTC-QLQ-C14 etwa mit einem Delta von - 14,2 Scorepunkten (p < 0,001).
„Methylphenidat ist ein potenzieller Kandidat zur Linderung von Fatigue bei Erkrankten mit hämatologischen Tumoren“, lautete Prof. Frederiksens Fazit. Die Toxizität sei niedrig; dies müsse aber für alle Betroffenen gelten, was noch zu zeigen wäre. Zudem hatten die Autor:innen die Nebenwirkungen nicht über einen Zeitraum von 14 Wochen hinaus bestimmt. Interessant sei es, MTP zukünftig in Kombination mit nicht-pharmakologischen Interventionen zu evaluieren.
Quelle:
Frederiksen H et al. EHA 2025, Abstract S327
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