
Phase-III-Studie EASi-KIDNEY: Start auf dem Weg zu weiteren Therapiesäulen?

Die neue internationale, multizentrische, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie EASi-KIDNEY untersucht laut Pressemeldung des Universitätsklinikums Würzburg (5.11.2024), ob ein Aldosteron-Synthase-Hemmer in Kombination mit dem SGLT2-Inhibitor Empagliflozin das Fortschreiten der CKD verlangsamen und das Risiko einer Krankenhauseinweisung aufgrund von Herzinsuffizienz oder Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern kann. Weltweit sollen 11.000 Patientinnen und Patienten mit und ohne Typ-2-Diabetes in 450 Kliniken rekrutiert werden.
Aldosteron-Synthase-Inhibitor soll Niere entlasten
Im Fokus der internationalen Phase-III-Studie steht der Aldosteron-Synthase-Inhibitor (ASi) Vicadrostat. Der von Boehringer Ingelheim entwickelte Wirkstoff blockiert die Aktivität der Aldosteron-Synthase. So wird weniger Aldosteron produziert, was dazu führt, dass der Körper weniger Natrium und Wasser speichert und mehr Kalium behält. „Das kann helfen, den Blutdruck zu senken und das Herz sowie die Nieren zu entlasten“, erklärt Prof. Dr. Christoph Wanner, stellvertretender Vorsitzender des EASi-KIDNEY Trial Steering Committee.
In der multizentrischen EMPA-Kidney-Studie bewies das Studienteam um Christoph Wanner und der Universität Oxford bereits die Wirksamkeit des SGLT2-Inhibitors Empagliflozin. Dieser senkt den Blutzucker und das Risiko einer Verschlechterung der Nierenfunktion oder für Tod durch Herzerkrankungen, unabhängig von Diabetes Typ 2. Empagliflozin ist deshalb auch Teil der EASi-KIDNEY-Studie (einmal täglich 10 mg Empagliflozin). Die Hälfte der Teilnehmenden erhält zusätzlich 10 mg des Aldosteron-Synthase-Inhibitors, die andere Hälfte ein Placebo. Da es sich um eine doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studie handelt, wissen weder die Teilnehmenden noch die Behandelnden, wer den ASi erhält.
50 Studienzentren in Deutschland
450 Kliniken in 18 Ländern sollen insgesamt 11.000 Patientinnen und Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz rekrutieren. Die deutsche Studienzentrale ist am DZHI Würzburg angesiedelt und wird von Dr. Marcela Fajardo-Moser geleitet. „Wir konnten bereits 47 Zentren in Deutschland für die Studie gewinnen, 50 Zentren sind unser Ziel“, sagt Tereza Cairns, Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie am UKW und verantwortlich für das Prüfzentrum in Würzburg. „Voraussetzung für die Teilnahme ist ein gültiges Good Clinical Practice Certificate des medizinischen Personals sowie eine Study Nurse und eine Stellvertretung. Insgesamt wollen wir 1.250 Patientinnen und Patienten mit etablierter chronischer Niereninsuffizienz in Deutschland rekrutieren.“
Die Ergebnisse der Phase-II-Studie für Vicadrostat, die auf der Kidney Week 2023 der American Society of Nephrology (ASN) vorgestellt wurden, waren vielversprechend. Nach 14-wöchiger Einnahme des ASi zusätzlich zu Empagliflozin zeigte sich bereits ein signifikanter Rückgang der Albuminurie um bis zu 40 Prozent im Vergleich zum Placebo.
Weiterentwicklung der dritten Therapie-Säule
Für Christoph Wanner ist der ASi eine Weiterentwicklung der dritten Therapiesäule zur Stabilisierung der Nierenerkrankung. Während der Aldosteron-Rezeptor-Blocker Finerenon die Wirkung von Aldosteron verhindert, indem er das Hormon an seine Rezeptoren bindet, setzt der Aldosteron-Synthase-Inhibitor früher an, indem er die Produktion von Aldosteron verhindert und das dafür notwendige Enzym blockiert. Die erste Therapie-Säule sind die RAS-Blocker wie die ACE-Hemmer, die das Renin-Angiotensin-System (RAS) hemmen, die zweite Säule bilden die SGLT-2-Hemmer. Als vierte Säule sieht Wanner den Schlankmacher Semaglutid. Derzeit ist der Wirkstoff nur bei Diabetes zugelassen, eine Zulassung für Niereninsuffizienz erwartet Wanner in 2025.
Wird es zukünftig noch mehr Therapiesäulen geben?
Noch würden zu viele Patientinnen und Patienten an Komplikationen, Komorbiditäten sterben oder das Dialysestadium erreichen. Es brauche eine Früherkennung und weitere Säulen. Die fünfte könnte Wanner zufolge ein endokriner Rezeptor-Antagonist sein, die sechste ein löslicher Guanylatzyklase-Aktivator. „Wir arbeiten an dem Konzept, um diese Nierenerkrankung eines Tages hoffentlich komplett zum Stillstand zu bringen“, sagt Wanner. Denn es wird erwartet, dass die CKD weltweit parallel zu Begleiterkrankungen wie Diabetes, Hypertonie und Adipositas im Alter weiter zunimmt.
Dieser Beitrag ist ursprünglich erschienen in: Nierenarzt/Nierenärztin 2/2025
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