
Plattenepithelkarzinom durch jahrelanges Bemalen von Porzellan

Vor zehn Jahren hatte die 78-Jährige ein kleines Knötchen am linken Handrücken bemerkt, das insbesondere in den vergangenen zwei Monaten deutlich an Größe zugenommen hatte. Daraufhin stellte sie sich in der Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie, Helios Vogtland-Klinikum Plauen, vor.
Die Frau hatte zwischen 1955 und 1990 als Malerin in der Porzellanindustrie überwiegend mit kobalthaltigen blauen Farben gearbeitet – meist ohne dabei Handschuhe zu tragen. Die 3,5 cm große Hautveränderung entpuppte sich als Plattenepithelkarzinom, das höchstwahrscheinlich Folge der langjährigen ungeschützten Arbeit mit arsenhaltigen Kobalt-Porzellanfarben war.
Risiko für Basalzellkarzinome und M. Bowen ebenfalls erhöht
Das Plattenepithelkarzinom der Haut, auch Spinaliom oder Stachelzellkarzinom genannt, zählt zusammen mit dem Basalzellkarzinom zu den nicht-melanozytären Tumoren (Nicht-Melanom-Hautkrebs), die weltweit ein Drittel aller Malignitäten ausmachen. Ausgehend von den Keratinozyten der Epidermis ist die relevanteste Vorläuferläsion des Plattenepithelkarzinoms die aktinische Keratose, schreiben Dr. Svetoslava Troyanova-Slavkova von der behandelnden Klinik und ihre Kollegen.
Am häufigsten entstehen diese Hautveränderungen durch natürliche UV-Strahlen. Aber auch beruflich bedingte Hautkontakte beispielsweise mit Ruß, Rohparaffin, Teer, Anthracen, Pech oder Arsen erhöhen das Hautkrebsrisiko. Kutane Malignome oder deren Vorstufen, die aufgrund einer chemischen oder physikalischen Einwirkung am Arbeitsplatz entstanden sind, sind als arbeitsbedingte Erkrankungen (Berufskrankheiten) anerkannt. Wer im Job mit Arsen und seinen Verbindungen zu tun hat, hat nicht nur ein erhöhtes Risiko für eine aktinische Keratose oder ein Plattenepithelkarzinom, sondern auch für Morbus Bowen und Basalzellkarzinome.
Die Latenzzeit beträgt bis zu 20 Jahre
Das Halbmetall gelangt in Form von Gas, Staub oder Dampf über die Atemwege, den Magen-Darm-Trakt oder die Haut in den Körper und kann bereits in geringsten Mengen die Signaltransduktion in den Zellen beeinflussen. Chromosomenaberrationen, oxidativer Stress sowie Interferenzen mit DNA-Reparaturmechanismen sind nur einige der Folgen. Die Latenzzeit, bis nach Exposition ein Plattenepithelkarzinom entstanden ist, beträgt bis zu etwa 20 Jahre.
Die Aufnahme der karzinogenen Substanz erfolgt über Lebensmittel, Trinkwasser oder im Beruf, wobei in folgenden Bereichen mit einer besonders hohen Arsenexposition zu rechnen ist:
- Gerbereien
- Kürschnereien
- Zoohandlungen
- Halbleiterfertigung
- Kupfer- und Bleiproduktion
- metallverarbeitende Industrie
- Herstellung und Verwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln
Quelle: Troyanova-Slavkova S, Schierle K, Bielfeld C, Kowalzick L. „Plattenepithelkarzinom nach langjähriger Arsenexposition in der Porzellanindustrie“, Akt Dermatol 2017; 43: 152-155, DOI: 10.1055/s-0043-121608 © Georg Thieme Verlag, Stuttgart
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