Prostatakarzinom: Jahre vor der Prostatektomie gewinnen
Ob ISUP-2-Tumoren bei jungen Patienten aktiv überwacht werden können, bleibt unter Expert:innen umstritten.
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In der PROBASE-Studie verfolgen Forschende einen risikoadaptierten Früherkennungsansatz für Prostatakarzinome, der sich nach dem Ausgangs-PSA-Wert im mittleren Lebensalter richtet. Dr. Rouvier Al-Monajjed, Comprehensive Cancer Center Düsseldorf, stellte nun Ergebnisse zur aktiven Überwachung in diesem jungen Kollektiv vor (Alter median 50 Jahre).1 Bisher entdeckten die Ärzt:innen 441 Prostatakarzinome, darunter 118 mit ISUP 1 und 227 mit ISUP 2. Von 305 auswertbaren Erkrankten begannen 123 eine aktive Überwachung (ISUP 1: 78/104; ISUP 2: 45/201). Dieser Anteil stieg im Laufe der Zeit.
Median dauerte die Active Surveillance 48 Monate. Von den 123 Betroffenen, die sie begannen, befinden sich 85 weiter unter aktiver Überwachung. 27 Personen erhielten nach median 25 Monaten doch eine aktive Therapie, davon 24 eine radikale Prostatektomie (RP) und drei eine RT. Im Resektat lag nur selten eine ungünstige Pathologie vor: „Wir hatten keine positiven Lymphknoten und am Ende, das finde ich persönlich am wichtigsten, auch keinen ISUP-3–5-Befund“, sagte der Referent. 5 von 22 Erkrankten wiesen einen R1-Status und zwei einen pT3/4-Tumor auf. 18 von 20 Behandelten erreichten eine vollständige PSA-Remission und blieben während einer medianen Nachbeobachtung von 25,5 Monaten ohne biochemisches Rezidiv.
Zusammenfassend erweise sich eine aktive Überwachung bei jüngeren Männern als gut akzeptiert und onkologisch sicher. Bei 50 % lasse sich der Beginn einer definitiven Therapie um mindestens vier Jahre herauszögern. Dr. Al-Monajjed kommentierte abschließend: „Wir müssen Erkrankte allerdings auch aufklären, dass es in der Regel keine Lösung für die nächsten 30 Jahre sein wird.“
Risiko oft unterschätzt
Aber eignet sich dieses Vorgehen für alle Betroffenen? Dr. Analena Handke vom Marien Hospital Herne beschäftigte sich damit, wie oft es bei ISUP-2-Tumoren mit „favorable intermediate risk“ nach der OP zu einem Upstaging kommt. Sie und Kolleg:innen schlossen 170 Erkrankte ein, die zwischen 2021 und 2024 eine Diagnose mittels Fusionsbiopsie und eine radikale Prostatektomie erhielten. Sie mussten folgende Kriterien erfüllen:
- ISUP 2
- maximal drei positive Biopsien
- weniger als 50 % der Biopsien mit Prostatakarzinom
- maximal cT2a
- Ausgangs-PSA < 10 ng/ml
Postoperativ bewertet, hatten 10,6 % der Untersuchten letztendlich einen T3a-Tumor und 4,7 % sogar ein Stadium T3b. Bei 2,9 % fanden sich positive Lymphknoten. Ähnlich sahen die Ergebnisse für eine Reevaluation des Gleason-Grads aus. Insgesamt kam es bei 27,6 % zu einem Upstaging und/oder Upgrading.
In einer multivariaten Analyse erwiesen sich ein PI-RADS-Score ≥ 4, der präoperative PSA-Wert (Cut-off 7 ng/ml) und das klinische T-Stadium als signifikante Risikofaktoren für eine ungünstige Neubewertung bei ISUP-2-Tumoren. „T-Stadium und PSA sind schon in der S3-Leitlinie enthalten, wenn auch mit anderen Werten. Was natürlich noch nicht drin ist, ist der PI-RADS-Score“, ordnete die Referentin ein.
Damit stellt die aktive Überwachung aus Sicht von Dr. Handke keine Pauschallösung dar. Stattdessen müsse die Entscheidungsfindung individuell und risikoadaptiert erfolgen. Zuletzt betonte die Kollegin die Bedeutung eines engmaschigen Follow-ups: „Personen, die sich dem nicht unterziehen, eignen sich generell nicht für die aktive Überwachung.“
Quellen:
1. Al-Monajjed R. 77. DGU-Kongress; Vortrag „Active surveillance in a prostate cancer screening trial in young men: interim results from the PROBASE trial“
2. Handke A. 77. DGU-Kongress; Vortrag „Upstaging of patients diagnosed with favorable intermediate-risk prostate cancer – is active surveillance really a suitable approach for all these patients?“
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