RSV im Alter gefährlicher als die Influenza

DGIM 2025 Tobias Stolzenberg

Bereits ab dem Alter von 60 Jahren steigt das Risiko für Komplikationen infolge einer RSV-Infektion deutlich an. Bereits ab dem Alter von 60 Jahren steigt das Risiko für Komplikationen infolge einer RSV-Infektion deutlich an. © Berit Kessler – stock.adobe.com

Neben den ganz jungen wird das respiratorische Synzytial-Virus vor allem älteren Menschen gefährlich. Bei ihnen ist die Immunisierung dringend geboten, ebenso bei Personen mit ernsten Vorerkrankungen. Inzwischen stehen Impfstoffe und Empfehlungen für eine Vielzahl an Lebenslagen zur Verfügung.

Erst in den vergangenen fünf oder sechs Jahren wurde deutlich, welche Gefahr vom respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) ausgeht. Mit Einführung der Meldepflicht im Juli 2023 ist das Wissen zum epidemiologischen Geschehen speziell in Deutschland dann noch einmal angewachsen, berichtete Dr. Katja Römer, niedergelassene Allgemeinmedizinerin und Infektiologin in Köln. Vor allem Neugeborene und Kleinkinder sowie alte Menschen sind von dem Erreger bedroht. Vorerkrankungen erhöhen das Risiko für schwere Verläufe und Tod noch zusätzlich.

Mortalität noch Wochen nach Hospitalisierung erhöht

Bereits ab dem Lebensalter von 60 Jahren steigt das Risiko für Komplikationen infolge einer RSV-Infektion deutlich an. Die Wahrscheinlichkeit, wegen des Virus auf der Intensivstation behandelt werden zu müssen, ist dann sogar höher als bei Influenza. Auch Wochen nach einem RSV-bedingten Krankenhausaufenthalt bleibt die Mortalität erhöht, wie Dr. Römer anhand von Studiendaten zeigte. Die Impfprävention zielt auf folgende Personengruppen ab: 

  • Bei Kindern gilt es, schwere Verläufe und Hospitalisierungen zu verhindern.
  • Bei Menschen ab 60 Jahren und bei Erwachsenen mit ernsten Vorerkrankungen will man schweren Verläufen bei hospitalisierten Personen sowie RSV-bedingten kardiovaskulären Ereignissen vorbeugen. Die Selbstständigkeit nach einem Klinikaufenthalt soll erhalten bleiben.
  • Bei Schwangeren kann eine Impfung durch den passiven Immuntransfer spezifischer Antikörper für einen Nestschutz des Kindes sorgen.

Neben der Prävention schwerer Verläufe dürfte eine Immunisierung zudem die Weitergabe des Erregers erschweren. Das kann von Bedeutung sein, wenn man Neugeborene in der Familie schützen will, indem man etwa die Großeltern impft.

Erst mit der Stabilisierung des Prä-Fusionsproteins (preF) des RSV im Jahr 2013 gelang es, effektive und sichere Impfstoffe zu entwickeln, erläuterte die Referentin. Derzeit stehen drei Vakzinen zur Verfügung:

  • RSVpreF (Abrysvo®) basiert auf rekombinant hergestellten Fusionsglykoproteinen aus der Virushülle von RSV-A und RSV-B, ist also bivalent. Nicht adjuvantiert. Zugelassen ist die Vakzine ab dem 18. Lebensjahr sowie für Frauen in der 24. bis 36. Schwangerschaftswoche.
  • RSVPreF3 (Arexvy®) ist ein proteinbasierter Impfstoff mit gentechnisch erzeugtem RSVPreF3 als Antigen. AS01E-adjuvantiert. Zugelassen ist er ab dem Alter von 60 Jahren, ebenso für 50- bis 59-Jährige mit Vorerkrankung und erhöhtem Risiko.
  • mRNA-1345 (mResvia®) kodiert für das F-Protein des RSV, stabilisiert in der Präfusionskonformation. Zugelassen ist der mRNA-Impfstoff ab 60 Jahren.

In den USA fiel eine geringe Zunahme bei Guillain-Barré-Syndromen nach Immunisierung mit RSVPreF und RSVPreF3+AS01E auf. Folge waren eine Warnmeldung der FDA und entsprechende Hinweise in der Fachinformation, berichtete Dr. Römer. „Das ist in der Beobachtung. Im Moment kann man nicht sagen, ob das relevant ist.“ Zu mRNA-1345 seien bis dato keine Guillain-Barré-Syndrom-Fälle gemeldet worden.

Kurz ging die Referentin auf den Nutzen ein, den der monoklonale Antikörper Nirsevimab für Neu- und Frühgeborene hat. Interessanterweise vermittelt die Prophylaxe den Schutz vor einer Vielzahl an Atemwegsinfektionen.

Die STIKO empfiehlt die RSV-Immunisierung als Standardimpfung für alle ab dem 75. Lebensjahr, vor Beginn der RSV-Saison im September oder Anfang Oktober. Zusätzlich wird zur Indikationsimpfung für Personen zwischen dem 60. und 74. Lebensjahr mit bestimmten Vorerkrankungen oder in Pflegeeinrichtungen geraten. Leichte oder unkomplizierte bzw. medikamentös gut eingestellte chronische Erkrankungen allein stellen hingegen keine Indikation dar, zitierte die Referentin die Empfehlungen aus dem Robert Koch-Institut.

Fachgesellschaften raten zu großzügiger Indikation

Verschiedene deutsche Fachgesellschaften wie die DGHO* oder die DGP** gehen zum Teil über die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission hinaus und raten u. a., alle ab 60 zu impfen. Zudem sollen alle Erwachsenen mit onkologischen, mit schweren pulmonalen oder kardiovaskulären Vorerkrankungen sowie immunsupprimierte Menschen vakziniert werden. „Und das wollen wir natürlich auch nutzen, um Patientinnen und Patienten, die vielleicht eine deutlich geschwächte Immunabwehr haben, ein entsprechendes Angebot zu machen.“ Zulasten der gesetzlichen Krankenkassen könne man die Impfung dann allerdings nicht ohne Weiteres abrechnen, gab Dr. Römer zu bedenken.

* Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie 
** Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin

Quelle: Kongressbericht - 131. Kongress der DGIM

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Bereits ab dem Alter von 60 Jahren steigt das Risiko für Komplikationen infolge einer RSV-Infektion deutlich an. Bereits ab dem Alter von 60 Jahren steigt das Risiko für Komplikationen infolge einer RSV-Infektion deutlich an. © Berit Kessler – stock.adobe.com