
Schweizer Transportfirma unterstützt Aufklärung via Truck – nach Vorbild aus Deutschland

Die treibende Kraft hinter der just gestarteten Kampagne ist Silvia Müller, eine 63-jährige Lkw-Fahrlehrerin aus Steinmaur im Kanton Zürich. Sie wurde durch das Foto eines deutschen Lastwagens inspiriert, das ihre Tochter im April 2024 in Süddeutschland aufgenommen hatte. Der Truck gehört zur Flotte der Spedition Koch Silotransporte GmbH (Ratshausen/Baden-Württemberg) und ist seit 2021 in besonderer Mission unterwegs: Nachdem ihre Tochter vor einigen Jahren selbst an Typ-1-Diabetes erkrankt war, wollten Firmeninhaber Andreas Koch und seine Frau etwas dafür tun, auf die oftmals viel zu spät erkannte Stoffwechselerkrankung aufmerksam zu machen.
Seit 2021 in Deutschland: Silotruck mit Warnzeichen
Sie ließen einen Silotruck mit den vier Warnzeichen des Typ-1-Diabetes – Durst, Harndrang, Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit –
und der Notfall-Telefonnummer 116117 bedrucken. Der Lastwagen ist seither überall in Deutschland unterwegs und informiert Eltern im Vorbeifahren über die Bedeutung der Früherkennung. Parallel dazu startete in Deutschland eine gemeinsame Informationskampagne des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ) und der DDG AG Pädiatrische und adoleszente Endokrinologie und Diabetologie (DGPAED). Ziel ist es, Eltern, pädagogische Fachkräfte und auch Haus- und Kinderärzt*innen für die Symptome des Typ-1-Diabetes zu sensibilisieren.
Neuer Truck seit März in der Schweiz auf Tour
Nun ist der Funken also auch in die Schweiz übergesprungen. Müllers persönlicher Bezug zum Thema ist ihr heute achtjähriger Enkel, der kurz vor dem Eintritt in den Kindergarten die Diagnose Typ-1-Dia-
betes erhielt. „Wir wussten vorher nichts über diese Erkrankung und konnten die Symptome gar nicht einordnen“, berichtet sie. Zum Glück war der kleine Junge bei der Diabetesmanifestation noch nicht in einem kritischen Zustand – doch die Familie weiß mittlerweile, dass viele andere Kinder zum Zeitpunkt der Diagnose aus Unkenntnis über die typischen Symptome eine diabetische Ketoazidose (DKA) entwickeln und intensivmedizinisch behandelt werden müssen.
Als ihre Tochter ihr das Foto des deutschen Kampagnen-Trucks zeigte, hatte Müller sofort die Idee, ein ähnliches Projekt auch in der Schweiz zu starten. Sie nahm Kontakt zur DDG auf und tauschte sich mit dem Kinderdiabetologen und DDG Past-Präsident Professor Dr. Andreas Neu vom Universitätsklinikum Tübingen aus, der die deutsche Kampagne begleitet. Dank ihres beruflichen Netzwerks gelang es der Schweizerin rasch, die Schweizer Spedition Planzer für die Kampagne zu begeistern. „Für mich sind Lastwagen mein täglich Brot, und ich arbeite schon lange als Fahrlehrerin mit der Firma zusammen.“
Müller wusste zwar, dass das Familienunternehmen regelmäßig soziale Projekte unterstützt, doch die schnelle und unbürokratische Unterstützung überraschte sie dann doch: „Ich hatte binnen neun Stunden eine Zusage, dass die Firma Planzer einen eigenen Aufklärungstruck gestalten und auf die Straße bringen möchte – ohne dass auch nur einmal nach den Kosten gefragt wurde.“ Und die belaufen sich auf immerhin rund 30.000 Schweizer Franken allein für das Bedrucken des Silotrucks.
Für die Gestaltung des Aufdrucks konnte Müller eine Klasse der Berufsschule für Gestaltung Zürich (SFGZ) gewinnen. Die Schüler*innen entwickelten verschiedene Designentwürfe, von denen einer schließlich umgesetzt wurde. Der auffällige Lkw wird in den kommenden Jahren durch die gesamte Schweiz fahren und soll auf diese Weise möglichst viele Menschen erreichen. Zudem wurde ein begleitendes Video produziert, das auch über den Kooperationspartner Swiss Diabetes Kids in sozialen Medien verbreitet wird. Müller blickt mit Stolz auf das Erreichte: „Ich habe fast ein Jahr lang an diesem Projekt gearbeitet und bin glücklich, dass der Truck nun auf Tour geht.“ Gemeinsam mit den anderen Beteiligten hofft sie, dass sich dank der vermehrten Aufklärung auch in der Schweiz die Ketoazidoserate bei neudiagnostizierten Kindern und Jugendlichen mit Diabetes deutlich senken lässt.
Kampagne zeigt Erfolge – aber Aufklärung braucht Zeit
Erfahrungswerte zum Effekt derartiger Aufklärungsaktionen gibt es unter anderem aus Stuttgart, wo im Zuge einer mehrjährigen Kampagne an Schulen, bei Kinderärzt*innen und im öffentlichen Raum die DKA-Rate bei Erstmanifestation des Typ-1-Diabetes von 28 auf 16 % sank. Allerdings brauche nachhaltige Aufklärung Zeit, betont Prof. Neu: „In Stuttgart haben wir erst im dritten Jahr messbare Erfolge gesehen. Es ist entscheidend, kontinuierlich und wiederholt zu informieren.“
Der Erfolg der bundesdeutschen Kampagne, die für die Schweizer Aktion Pate stand, lässt sich derzeit noch nicht mit Zahlen belegen. „Die Evaluation über das DPV-Register läuft noch, wir rechnen bis Ende des laufenden Jahres mit ersten Ergebnissen“, erklärt Prof. Neu. Dass es trotz hoher Diabetesinzidenz noch immer Informationsdefizite gibt, treibt ihn an: „Es darf nicht passieren, dass Kinder mit einer schweren DKA ins Krankenhaus kommen, weil ihr Umfeld die Warnsignale nicht erkannt hat. Daran müssen wir weiter arbeiten. Deshalb freuen wir uns sehr, dass die Idee nun Grenzen überschreitet.“
So rollen die Trucks durch Deutschland und die Schweiz
- Ein Video über den Schweizer Truck ist abrufbar über die LinkedIn-Seite des Unternehmens Planzer
www.linkedin.com/company/planzer-transport-ag - Ein Video über den Silotruck der Firma Koch ist erreichbar über
diabetes-anker.de/aktuelles/
ddg-kampagne-ketoazidose-praevention - Informationen zur Informationskampagne von DDG und AGPD/DGPAED:
- www.ddg.info/arbeitsgemeinschaften/paediatrische-diabetologie/ketoazidose und dgpaed.de/diabetes-mellitus.html
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).