Seltorexant: Hoffnungsträger bei Insomnie

Dr. Judith Lorenz

Wie wirkt Seltorexant bei Insomnie? Neue Studiendaten zeigen: Der Orexin-2-Blocker verbessert Ein- und Durchschlafstörungen – mit weniger Nebenwirkungen. Wie wirkt Seltorexant bei Insomnie? Neue Studiendaten zeigen: Der Orexin-2-Blocker verbessert Ein- und Durchschlafstörungen – mit weniger Nebenwirkungen. © Marco - stock.adobe.com

Ein selektiver Orexin-2-Rezeptorblocker verkürzt die Einschlafzeit und verbessert den Schlaf bei Insomnie – ohne die Nebenwirkungen klassischer Schlafmittel.

Hellwach im Bett und der Schlaf lässt auf sich warten – dieses Problem löst möglicherweise eine neue Substanz namens Seltorexant. Das Schlafmittel hat gerade eine Dosisfindungsstudie durchlaufen und wäre eine Alternative zu den derzeit oft verschriebenen Benzodiazepinen oder Hypnotika wie Zolpidem. Die an GABA-A-Rezeptoren agonistisch wirkenden Schlafmittel machen auch noch am nächsten Tag müde, verlieren mit der Zeit ihre Wirkung und haben ein hohes Abhängigkeitspotenzial, schreiben Dr. Sofie Mesens von Johnson & Johnson in Beerse und Forschende aus den USA, die die Studie betreuten. Seltorexant blockiert dagegen selektiv den Orexin-2-Rezeptor, dessen Aktivierung eine Schlüsselrolle bei der Insomnie spielt.

Medikation oder Placebo 15 min vor dem Zubettgehen

An der Phase-2b-Studie beteiligten sich zwischen 2017 und 2019 55 Zentren in den USA, Belgien, Frankreich, Deutschland, Polen und Japan. Bei den Teilnehmenden handelte es sich um 364 psychisch gesunde Erwachsene im Alter zwischen 18 und 85 Jahren (68 % Frauen), die an Schlafstörungen litten. Jeweils ein Fünftel von ihnen nahm 14 Tage eine Viertelstunde vor dem Zubettgehen 5 mg, 10 mg oder 20 mg Seltorexant, ein Placebo oder Zolpidem (5–10 mg) ein. Die erste und die dreizehnte Nacht verbrachten die Frauen und Männer in einem Schlaflabor.

In der ersten Nacht verkürzten sowohl 10 mg als auch 20 mg Seltorexant im Vergleich zu Placebo die Zeit bis zum Erreichen eines anhaltenden Schlafs deutlich, nämlich um 36 % bzw. um 49 %. Beide Dosierungen senkten zudem die Wahrscheinlichkeit für ein Erwachen innerhalb der folgenden sechs Stunden um 32 % bzw. 40 %. Im Vergleich zu Zolpidem erwies sich 20 mg Seltorexant bzgl. des Einschlafens ebenfalls als wesentlich wirksamer: Betroffene benötigten 29 % weniger Zeit bis zum festen Schlaf. Bis Nacht 13 hielten sowohl die positiven Ein- als auch Durchschlafeffekte mit 10 mg und 20 mg Seltorexant an, ohne dass sich eine Toleranzentwicklung abzeichnete. Die Wirksamkeit von Zolpidem nahm hingegen in diesem Zeitfenster ab.

Bei Erwachsenen ohne psychische Vorerkrankung fördert Seltorexant sowohl das Ein- als auch das Durchschlafen, heißt es im Fazit der Studie. Unterschiede hinsichtlich des Alters zeigten sich nicht. Patientinnen und Patienten, die den neuen Wirkstoff erhielten, erlitten zudem weniger therapieassoziierte unerwünschte Ereignisse (z. B. Schläfrigkeit) als Personen aus der Zolpidemgruppe (33,8 % vs. 42,5 %) und berichteten über einen subjektiv besseren Schlaf. Obwohl in der Seltorexantgruppe vier Teilnehmende die Einnahme aufgrund von EKG-Veränderungen abbrechen mussten, ergaben sich weder im beschriebenen noch in weiteren Studienkollektiven Anhaltspunkte für kardiovaskuläre Sicherheitsbedenken, schreibt das Autorenteam. Das beinhaltete auch eine eigens dafür angelegte Studie.

Quelle: Mesens S et al. JAMA Psychiatry 2025; 82: 967-976; doi: 10.1001/jamapsychiatry.2025.1999

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