
Strahlentherapie zeigt Potenzial – auch jenseits klassischer Einsatzgebiete

Die externe perkutane Strahlentherapie stellt eine exzellente lokale, nicht-invasive Behandlungsoption bei Hautmalignomen dar, berichtete Prof. Dr. Agata Rembielak, Christie Hospital Manchester. Vor allem ältere (auch sehr alte) Erkrankte könnten von diesem etablierten, gut verträglichen, meist schmerzfreien Verfahren mit guter Lokalkontrolle und überzeugenden kosmetischen und funktionellen Therapieergebnissen profitieren. Die Anwendung erfordere aber – ein gewisser Nachteil – multiple Sitzungen in einer Radiotherapie-Einrichtung. Kürzere Behandlungszeiten seien mit der Brachytherapie möglich, deren Potenzial in der Dermatoonkologie ebenfalls genutzt werden sollte.
So wird die Radiotherapie aktuell eingesetzt
Heute werde die Haut-Radiotherapie vor allem mittels Röntgenstrahlen – primär als „Grenz Rays“ mit 10–20 kV sowie als Kontakttherapie mit 40–50 kV – oder als Partikelstrahlung verabreicht, erklärte Prof. Rembielak; Letztere in Form von intensitätsmodulierter Strahlentherapie (IMRT und VMAT), stereotaktischer Radiotherapie und bildgestützter Strahlentherapie. Um die beste Behandlung für jede:n Erkrankte:n zu finden, sei eine multidisziplinäre Zusammenarbeit unabdingbar. „Es ist wichtig, dass die interdisziplinären Teams die Modalitäten, die Vor-, aber auch die Nachteile der Radiotherapie kennen“, betonte die Referentin. Leider fehlten randomisierte Studien, die die unterschiedlichen Empfehlungen der Fachliteratur hinsichtlich der verabreichten Dosen, Fraktionierungen und Bestrahlungstechniken erklären könnten.
Ein Schritt zu mehr Evidenz soll die offene multizentrische, zweiarmige Phase-3-Studie SCC-AFTER liefern. Sie evaluiert, ob bei Erkrankten mit komplett reseziertem primärem Hochrisiko-Plattenepithelkarzinom eine adjuvante Radiotherapie das Rezidivrisiko im Vergleich zur reinen chirurgischen Intervention mit engmaschiger klinischer Nachsorge verbessern kann. In der Studie werden auch Kostenaspekte und die Lebensqualität der Betroffenen evaluiert.
Für die Zukunft wünscht sich Prof. Rembielak, dass das Potenzial der Radiotherapie noch besser genutzt wird – nämlich als Alternative zur Operation in definitiven, adjuvanten und palliativen Settings, gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Inzidenz von Hauttumoren in der alternden Gesellschaft.
Auch beim Melanom an Bestrahlung denken
Prof. Rembielak beklagte, dass die Haut-Radiotherapie aktuell nahezu ausschließlich beim Nicht-Melanom-Hautkrebs eingesetzt wird. Dabei gebe es für das Melanom durchaus Einsatzmöglichkeiten, speziell im postoperativ-nodalen und palliativen Setting. „Es gibt immer noch viele Missverständnisse und Mythen, die dafür sorgen, dass Möglichkeiten der Strahlentherapie ungenutzt bleiben,“ so die Referentin.
Brachytherapie: klinische Erfolge und das „Gliwice-Schema“
Dr. Piotr Wojcieszek, Gliwice, Polen, plädierte dafür, bei Hautmalignomen auch die Möglichkeiten der interventionellen Radiotherapie (Brachytherapie) zu nutzen, die überwiegend oberflächlich, seltener interstitiell angewendet wird. Bei diesem Verfahren wird eine radioaktive Strahlenquelle für meist kurze Zeit präzise in den Tumor oder ins Tumorbett platziert, oft mithilfe spezieller Applikatoren. Aufgrund der räumlichen Nähe von Strahlenquelle und Zielregion und des steilen Dosisgradienten ist eine hohe Dosis im Tumor bei bestmöglicher Schonung des umliegenden Gewebes möglich.
Dr. Wojcieszek konnte bei Hautmalignomen, speziell beim Basalzellkarzinom, mit dem „Gliwice-Schema“ (9 x 5 Gy; 0,5 cm von der Applikator-Oberfläche [optimiert]; 3 x wöchentlich bei oberflächlicher und 2 x täglich bei interstitieller Anwendung) ausgezeichnete Erfolge erzielen – im Sinne anhaltender Rezidivfreiheit.
Quelle:
Rembielak A, Wojcieszek P. 21st EADO Congress; Symposium SY33
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