Tbc-Kontakt: Kinder brauchen Prophylaxe

Dr. Andrea Wülker, Foto: CDC

Kinder haben bei Kontakt mit Tuberkulosepatienten ein höheres Ansteckungsrisiko als Erwachsene. Eine Chemoprophylaxe ist unbedingt nötig!

Bei Personen im Alter bis zu 50 Jahren mit nachgewiesener latenter tuberkulöser Infektion wird vom Deutschen Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) zur Chemoprophylaxe geraten. Für Kinder zwischen fünf und 15 Jahren besteht eine „Kann“-Empfehlung.

Tuberkulose-Tests bei Kindern oft falsch negativ: Thorax röntgen!

Bei Kindern im Alter unter fünf Jahren gelten besondere Regeln, schreiben Experten des Robert Koch-Instituts, Berlin: Neben der klinischen Untersuchung sollte eine Infektionsdiagnostik erfolgen, meist nutzt man hierfür den Tuberkulin-Hauttest (THT). Die Infektionsspezialisten empfehlen, initial auch eine Thorax-Röntgenuntersuchung zu veranlassen, da die Labortests wegen der geringen Erregerausscheidung in dieser Altersgruppe oft negativ bleiben.


Lässt sich keine aktive Tuberkuloseinfektion nachweisen, erhält das Kind präventiv eine Behandlung, und zwar unabhängig vom Ergebnis des Hauttests. Acht bis zwölf Wochen später erfolgt erneut eine Untersuchung mit dem Hauttest oder mit dem IGRA (Interferon Gamma Release Assay). Fällt dieser Test positiv aus, wird der kleine Patient für die nächsten neun Monate weiter behandelt. Ist das Resultat des Tests dagegen negativ, kann die Chemoprophylaxe beendet werden.

Bei Kindern wird aus der latenten eher eine manifeste Tuberkulose

Hintergrund der präventiven Behandlung ist, dass das Erkrankungsrisiko bei Kindern und Jugendlichen mit latenter Tuberkulose-Infektion erheblich höher liegt als bei Erwachsenen. Im Kindes- und Jugendalter erkranken etwa 10 bis 40 %, von den Erwachsenen sind es nur 5 bis 10 %.


Die ganz Kleinen – unter zwei Jahren – haben zudem ein hohes Risiko, eine tuberkulöse Meningitis oder eine Miliartuberkulose zu entwickeln. Beide Erkrankungen können durch die Streuung der Erreger auf dem Blutweg schon relativ kurz nach der Infektion auftreten – noch bevor die spezifische immunologische Reaktion durch den Tuberkulin-Hauttest oder IGRA nachweisbar ist.


Obwohl das DZK und die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) bei Kindern unter fünf Jahren nach Bekanntwerden eines Tuberkulose-Kontaktes eine sogenannte Umgebungsuntersuchung empfehlen, wird diese oft unterlassen.

Präventive Behandlung zu selten angewandt

Eine aktuelle Studie von Dr. Martina Scharlach und Dr. Doris Wagner aus dem Niedersächsischen Landesgesundheitsamt ergab, dass nur bei einem knappen Drittel der Kinder (32 %) die vom DZK angeratene Initialuntersuchung erfolgte und nur bei einem Fünftel der Kinder die empfohlene präventive Behandlung auch tatsächlich durchgeführt wurde. Als Gründe für den Verzicht wurden meist geringer Kontakt zur erkrankten Person, Ablehnung der Eltern oder großer zeitlicher Abstand zwischen Kontakt zum Indexfall und Bekanntwerden beim Gesundheitsamt genannt.



Chemoprävention oder Chemoprophylaxe?

Bei Patienten, die sich mit Mycobacterium tuberculosis infiziert haben, kann das Erkrankungsrisiko durch eine präventive Therapie – in der Regel mit Isoniazid – deutlich gesenkt werden. Dabei unterscheidet man zwei Strategien.

  • Die Chemoprävention erfolgt bei nachgewiesener latenter Infektion und soll das Ausbrechen der Erkrankung verhindern.
  • Die Chemoprophylaxe wird für Menschen mit hohem Erkrankungsrisiko (kleine Kinder, Immunsupprimierte) empfohlen. In diesen Patientengruppen fallen die Tests zum Nachweis einer latenten tuberkulösen Infektion aufgrund fehlender Immunreaktionen möglicherweise negativ aus.


Quelle: Epidemiologisches Bulletin 2013: Nr. 12: 99-102 und 103

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