Tuberkulose: Acht-Wochen-Therapie fällt durch

Dr. Dorothea Ranft

An Tuberkulose sterben jedes Jahr weltweit 1,2 Mio. Menschen. An Tuberkulose sterben jedes Jahr weltweit 1,2 Mio. Menschen. © BPawesome - stock.adobe.com

Eine verkürzte Tuberkulosetherapie hat in der TRUNCATE-TB-Studie zunächst überzeugt, bei genauerer Analyse jedoch deutlich an Effektivität verloren. Der Standard bleibt vorerst erste Wahl.

An Tuberkulose sterben jedes Jahr weltweit 1,2 Mio. Menschen. Für die Therapie mit neuen Regimen bei Rifampicin-sensibler Lungen-Tbc empfiehlt die WHO eine Dauer von zwei Monaten. Wirksamkeit und Sicherheit dieser Strategie haben Forscher nun anhand von Daten der TRUNCATE-TB-Studie überprüft.

Prof. Dr. Nicholas Paton, National University of Singapur, und Kollegen rekrutierten von März 2018 bis März 2020 insgesamt 675 Erwachsene mit Tbc für die offene, weltweite Studie.1 Ein Teil der Probanden erhielt die 24-wöchige Standardtherapie (Rifampicin, Isoniazid, Pyrazinamid, Ethambutol). Die übrigen Teilnehmer nahmen acht Wochen lang eine der folgenden Kombinationen: hoch dosiertes Rifampicin-Linezolid plus Isoniazid-Pyrazinamid-Ethambutol, hoch dosiertes Rifampicin-Clofazimin plus Isoniazid-Pyrazinamid-Ethambutol, Rifapentin-Linezolid-Levofloxacin plus Isozianid-Pyrazinamid oder Bedaquilin-Linezolid plus Isozianid-Pyrazinamid-Ethambutol. Eine Verlängerung auf zwölf Wochen war ebenso möglich wie ein Wechsel in den Standard-Arm. Der ersten Auswertung zufolge war Bedaquilin-Linezolid dem Standardregime nicht unterlegen.

Fehler im Studiendesign führte zu gutem Ergebnis

Als Prof. Paton und sein Team die Daten erneut unter die Lupe nahmen, kamen sie zu anderen Ergebnissen: Unter dem Standard wurde bei 4 % der Teilnehmern ein ungünstiges Ergebnis verzeichnet, meist ein Rezidiv. In der Rifampicin-Linezolid-Gruppe waren 25 % betroffen und mit Bedaquilin-Linezolid 14 %. Nebenwirkungen Grad 3–4 erlitten 14 % unter der Standardtherapie, mit Rifampicin-Linezolid waren es 11 %, unter Bedaquillin-Linezolid 12 %. Somit waren die Kurzregime deutlich weniger effektiv als die herkömmliche Option. Auch die wirksamste Acht-Wochen-Therapie (Bedaquillin-Linezolid) erfordert nach Abschluss ein engmaschiges Monitoring und teils eine erneute Behandlung.

In einem Kommentar geben Dr. Rosa Herrera, Autonome Universität Durango in Mexicali, und Dr. Jennifer Furin, Harvard Medical School in Boston, zu bedenken, dass Kranke, die nach acht Wochen experimenteller Therapie ein Rezidiv erlitten, standardmässig behandelt werden konnten, ohne dass dies bei der ersten Auswertung als Misserfolg gewertet wurde. Dadurch habe zumindest eine Kurzvariante nicht schlechter abgeschnitten. Bei der erneuten Auswertung ergab sich eine Wahrscheinlichkeit von 0,837 für eine Risikodifferenz von max. 12 % zwischen den Regimen. Ob nun in der Praxis eine verkürzte Behandlung möglich ist, sei unklar, meinen die beiden Kolleginnen. 

Quelle: 1. Paton NI et al. Lancet Infect Dis 2025; doi: 10.1016/S1473-3099(25)00151-3.
2. Herrera R, Furin J. Lancet Infect Dis 2025; doi: 10.1016/S1473-3099(25)00163-X.

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