
Ubrogepant lindert Migräne-Vorboten frühzeitig

Bei einer Migräne wird die Akutmedikation vor allem zur Behandlung der Kopfschmerzen eingesetzt. Ein CGRP-Rezeptorantagonist könnte sich allerdings auch zur Linderung von Prodromalsymptomen eignen. Expertinnen und Experten sehen darin die Chance einer gezielten Intervention im Frühstadium.
Das inflammatorische Neuropeptid CGRP (calcitonin gene-related peptide) spielt eine wesentliche Rolle bei Migräneattacken. Seit einigen Jahren stehen CGRP-Inhibitoren zur Akuttherapie und/oder Prophylaxe zur Verfügung. Ein Vertreter dieser Gruppe ist Ubrogepant (in Europa aktuell nicht zugelassen). Der Wirkstoff erwies sich in der PRODROME-Studie auch in der Prodromalphase als effektiv. Die Teilnehmenden hatten 100 mg Ubrogepant oder Placebo dann eingenommen, wenn sie Beschwerden wahrnahmen, die ihrer Erfahrung nach sehr wahrscheinlich einen Migränekopfschmerz in den folgenden 1–6 Stunden ankündigten.
Eine explorative Analyse von 477 Teilnehmenden in einem Durchschnittsalter von 42,3 Jahren widmete sich dem Verlauf der Beschwerden während 48 Stunden nach Einnahme. Ein Team um Prof. Dr. Peter Goadsby vom King’s College in London konzentrierte sich auf die von den Teilnehmenden besonders häufig angegebenen Symptome mit mäßiger bis hoher Intensität. Etwa die Hälfte hatte vor der Selbstmedikation über Erschöpfung geklagt, mehr als 55 % über Nackenschmerz und ca. 42 % über Lichtempfindlichkeit. Hinzu kamen Konzentrations- bzw. Denkschwierigkeiten, Benommenheit oder eine Geräuschempfindlichkeit bei bis zu 46 %.
Die Vorboten verbesserten sich unter Ubrogepant signifikant häufiger als unter Placebo. Die Linderung trat je nach Symptom zu unterschiedlichen Zeitpunkten ein. Die Fotophobie z. B. verschwand binnen zwei Stunden bei 19,5 % vs. 12,5 % der Betroffenen. Nach drei Stunden bemerkten 27,3 % vs. 16,8 % keine Fatigue und 28,9 % vs. 15,9 % keine Nackenschmerzen mehr. Ähnlich sah es bei Denkschwierigkeiten und Benommenheit aus (56,9 % vs. 41,8 % nach sechs Stunden bzw. 58,5 % vs. 82,3 % nach 24 Stunden beschwerdefrei).
Das Autorenteam zieht aus diesen Ergebnissen auch Rückschlüsse auf den Entstehungsort der Migräne. Da Symptome beeinflusst werden, die dem ZNS zuzuordnen sind, lägen die pathophysiologischen Ursachen vermutlich im zentralen Nervensystem. Dies werde durch verschiedene Bildgebungsstudien zu Veränderungen während der Prodromalphase gestützt und könnte helfen, gezielte Therapien zu entwickeln.
Einschränkend geben die Forschenden zu bedenken, dass die PRODROME-Studie primär nicht den Effekt von Ubrogepant auf Prodromalsymptome untersuchte, sondern den potenziellen Schutz vor Kopfschmerzen. Weitere Studien, die speziell diesen Endpunkt adressieren, sind also nötig. Das sehen auch verschiedene Expertinnen und Experten aus Deutschland so, die ein Statement abgegeben haben.
Laut Prof. Dr. Dagny Holle-Lee vom Universitätsklinikum Essen liefert die vorliegende Analyse „erste Hinweise darauf, dass Ubrogepant in der Vorphase der Migräne wirksam sein könnte“. Dieser Einsatz würde eine Therapieerweiterung darstellen, die bislang nicht zur Verfügung steht. Prof. Dr. Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel sieht einen Paradigmenwechsel weg von der ausschließlichen Akutbehandlung der Schmerzen. Unterscheiden müsse man jedoch zwischen Prodromal- und Auraphase. Deren Symptome sind klar voneinander abzugrenzen und der Effekt von Ubrogepant auf die Aura war nicht Gegenstand der Studie.
Quellen:
1. Goadsby PJ et al. Nat Med 2025; 31: 2179-2185; doi: 10.1038/s41591-025-03679-7
2. Pressemitteilung Science Media Center
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