
Überleben durch Kombination von zielgerichteter und Immuntherapie verdoppelt

Mit einer Inzidenz von ein bis zwei Fällen pro einer Million Einwohner handelt es sich beim anaplastischen Schilddrüsenkarzinom um einen sehr seltenen, aber äußerst aggressiven Tumor. Betroffene sind zum Zeitpunkt der Diagnosestellung meist bereits in einem fortgeschrittenen, inoperablen Stadium und haben ein kurzes Überleben von median nur etwa drei bis vier Monaten, informierte Prof. Dr. Mark Zafereo, MD Anderson Cancer Center, Houston. Bei rund 40 % dieser Tumoren lässt sich eine BRAFV600E-Mutation nachweisen.
In den USA ist die Dublette Dabrafenib/Trametinib (DT) in dieser Situation zugelassen. Mit der zielgerichteten Therapie wird entsprechend der Ergebnisse der Phase-2-Studie ROAR ein medianes progressionsfreies Überleben (PFS) von 6,7 Monaten und ein medianes Gesamtüberleben (OS) von 14,5 Monaten erreicht. Im klinischen Alltag ist das OS aber laut Prof. Zafereo mit sieben bis neun Monaten eher kürzer. Da die meisten Erkrankten im Verlauf gegenüber DT resistent werden, geben Ärzt:innen mittlerweile zusätzlich einen CPI, was das Überleben verbesserte.
Daher initiierten die Forschenden eine multizentrische Phase-2-Studie, an der 42 Personen mit BRAFV600E-mutierten anaplastischen Schilddrüsenkarzinomen im Stadium IVB oder IVC teilnahmen (s. Kasten). 28 der 39 evaluierbaren Teilnehmenden (72 %) sprachen partiell auf die neoadjuvante Therapie mit DT plus Pembrolizumab (DTP) an. Sechs (15 %) erreichten eine Tumorstabilisierung; fünf (13 %) waren progredient. Bei 74 % gelang eine R0- oder R1-Resektion (primärer Endpunkt). „Dieses Ergebnis ist im Vergleich zu historischen Kontrollen mit einer Resektionsrate von nur 5 % hochsignifikant“, kommentierte Prof. Zafereo (p < 0,0001). Ein Betroffener wurde R2-reseziert; in neun Fällen (23 %) war eine Operation wegen unzureichendem Ansprechen nicht möglich.
Studiendesign
Die Teilnehmenden erhielten zunächst DT und nach 21 Tagen zusätzlich über zwei bis sieben Zyklen Pembrolizumab. Resektable Patient:innen wurden anschließend operiert und konnten optional zwei bis vier Wochen später sechs Wochen lang adjuvant mit Pembrolizumab und Radiatio behandelt werden. In der Erhaltungsphase bekamen die Betroffenen weitere Zyklen DTP. Nicht-resektable Teilnehmende wurden direkt in diese Erhaltungsphase aufgenommen.
Längeres Überleben durch DTP
Das mediane PFS betrug 14 Monate. Die Ein-Jahres-Rate des PFS erreichte 59 %, die Zwei-Jahres-Rate 33 %. Das mediane OS fiel mit 18 Monaten nahezu doppelt so lang aus wie die historischen Daten (9,6 Monate; p < 0,025). Nach einem Jahr lebten noch 71 %, nach zwei Jahren 44 % der Teilnehmenden. Damit sind sowohl das mediane PFS als auch das mediane OS deutlich länger als in der ROAR-Studie mit der alleinigen DT-Therapie (6,7 Monate bzw. 14,5 Monate), erläuterte Prof. Zafereo. Ein besonders gutes Ergebnis erzielten die Behandelnden in der Gruppe der Patient:innen mit kompletter Remission, also fehlendem Nachweis von Tumorgewebe im Resektat (67 %): In dieser Gruppe ist das mediane OS noch nicht erreicht.
Häufigste Nebenwirkungen vom Grad 3 und höher umfassten Lymphopenie (15 %), Fatigue (12,5 %) sowie Hypotonie, Hyponatriämie und Fieber mit jeweils 10 %. Zwei Teilnehmende (5 %) starben an Sepsis bzw. Zwölffingerdarmperforation, vermutlich bedingt durch die DTP-Therapie. Eine weitere Person starb zehn Tage nach dem operativen Eingriff an einer Pneumonie und Atemversagen.
Insgesamt wertete Prof. Zafereo die Studienresultate aufgrund des im Vergleich zu historischen Daten langen PFS und OS als günstig. Die neoadjuvante DTP-Therapie sollte nach seinen Worten beim BRAF-mutierten anaplastischen Schilddrüsenkarzinom im Stadium IVB/C als ein neuer Standard in die Behandlungsleitlinien inkorporiert werden.
Quelle:
Zafereo M et al. 2025 ASCO Annual Meeting; Abstract 6008
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