Warum die Herpes-zoster-Impfung im Alter wichtig ist

DGIM 2025 Tobias Stolzenberg

Etwa ab dem 70. Lebensjahr nehmen die Herpes-zoster-Fälle deutlich zu. Etwa ab dem 70. Lebensjahr nehmen die Herpes-zoster-Fälle deutlich zu. © Science Photo Library / Marazzi, Dr. P., photohasan – stock.adobe.com

Die Herpes-zoster-Impfung ist besonders im Alter von entscheidender Bedeutung, um schwerwiegende Folgeerkrankungen wie postzosterische Neuralgie und Augenbeteiligungen zu verhindern. Eine rechtzeitige Impfung schützt vor unerwünschten, langanhaltenden Beschwerden. 

Varizellen können noch Jahrzehnte nach der Erstmanifestation Probleme bereiten. Herpes zoster ist mit der Post-Zoster-Neuralgie und der drohenden Augenbeteiligung vor allem für ältere Menschen eine Gefahr. Die rechtzeitige Immunisierung kann schützen.

An sich sind Varizellen aufgrund ihres typischen Erscheinungsbilds leicht zu erkennen. „Aber mittlerweile gibt es immer öfter eindeutige Windpocken, die nicht als solche diagnostiziert oder für etwas ganz anderes gehalten werden“, berichtete Prof. Dr. Helmut Fickenscher, Institut für Medizinische Mikrobiologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Das dürfte auch daran liegen, dass diese Infektionskrankheit in Deutschland inzwischen deutlich seltener auftritt als früher. Waren es vor Einführung der Impfung gegen das Varizella-Zoster-Virus im Jahr 2004 noch 750.000 Erkrankungen jährlich, werden dem RKI derzeit knapp 20.000 Fälle gemeldet.

Ernst nehmen muss man die Erkrankung allein schon wegen der Schwangerschaftsinfektionen mit beträchtlicher Letalität, machte der Referent deutlich. Daneben verwies er auf Komplikationen wie Pneumonie, Enzephalitis und bakterielle Superinfektion sowie die Gefahr von zurückbleibenden Narben. „Insbesondere beim Erwachsenen sind die Windpocken gar nicht lustig“, merkte Prof. Fickenscher an. „Aber das lässt sich ja durch eine Impfung vermeiden.“

Stationäre Behandlung bei Zosterläsionen am Kopf

Nicht außer Acht lassen darf man die Folgeerkrankungen, namentlich den Herpes zoster und die akute Retinanekrose. Die endogene Reaktivierung des Erregers erfolgt z.T. nach jahre- oder jahrzehntelanger Latenz. Im schlimmsten Fall droht eine postzosterische (früher: postherpetische) Neuralgie, der sich aber mit einer frühzeitigen antiviralen Behandlung und einer adäquaten Schmerztherapie begegnen lässt. Beim Zoster des Kopfes sollte dies aufgrund drohender Enzephalitis oder der Mitbeteiligung der Augen unbedingt intravenös und stationär erfolgen.

„So richtig hoch wird die Inzidenz des Zosters und der postzosterischen Neuralgie etwa ab dem 70. Lebensjahr.“ In der Altersgruppe der über 80-Jährigen war jeder zweite schon einmal daran erkrankt. „Es lohnt sich also, beizeiten tätig zu werden“, fand Prof. Fickenscher. Ein durchgemachter Zoster schützt nicht vor einem erneuten Ausbruch – wohl aber die Impfung mit dem heute verwendeten hochwirksamen Totimpfstoff. Geimpft werden sollen alle Personen ab 60 Jahren, und zwar zweimalig intramuskulär im Abstand von zwei bis sechs Monaten. Darüber hinaus ist die Impfung für Menschen ab dem 50. Lebensjahr bei erhöhter Gefährdung infolge eines Grundleidens indiziert, etwa bei folgenden Erkrankungen:

  • angeborene oder erworbene Immundefizienz, HIV-Infektion
  • rheumatoide Arthritis, SLE
  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
  • COPD oder Asthma bronchiale
  • chronische Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus

Zugelassen ist die Vakzine für Personen ab 18 Jahren. Das zielt auf besonders gefährdete junge Menschen ab, erklärte Prof. Fickenscher. Keinesfalls dürfe man den Zosterimpfstoff einsetzen, damit etwa Studierende den Schutz gegen Varizellen nachweisen können. „Das ist einfach falsch.“

Eine der Voraussetzungen für die Herpes-zoster-Impfung ist, dass die Patientin oder der Patient Windpocken gehabt oder eine Lebendimpfung gegen Varizellen erhalten hat. Bei Menschen, die in Deutschland aufgewachsen und älter als 50 Jahre sind, kann man davon ausgehen, dass sie die Krankheit durchgemacht haben und dass damit die Zosterimpfung ausreichend wirksam ist. Da die Impfantwort im höheren Lebensalter nachlässt, sollte man die Vakzine nach Möglichkeit tatsächlich um das 60. Lebensjahr herum geben, riet der Referent.

Impfreaktionen häufig durch das Adjuvans verursacht

Impfstoffe gegen Influenza, Pneumokokken, DTP-Impfstoff und die mRNA-Vakzine gegen COVID-19 können koadministriert werden, erklärte der Referent. Es kommt recht häufig zu lokalen Impfreaktionen, die in der Regel moderat sind und auf das Adjuvans zurückgehen. Auch nach einem Zoster kann geimpft werden, sofern die Symptome abgeklungen sind.

Bei einer derzeitigen Impfquote von bundesweit 21 % muss es ein Anliegen sein, die Immunisierung gegen Herpes zoster aktiv zu propagieren. „Die Impfquoten müssen unbedingt gesteigert werden“, appellierte der Referent an alle Kolleginnen und Kollegen, insbesondere an jene, die Menschen betreuen, die zu einer Risikogruppe gehören. „Das verbessert die Lebensqualität ganz beträchtlich, insbesondere bei Multimorbidität und bei Menschen im hohen Alter.“

Quelle: Kongressbericht - 131. Kongress der DGIM

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Etwa ab dem 70. Lebensjahr nehmen die Herpes-zoster-Fälle deutlich zu. Etwa ab dem 70. Lebensjahr nehmen die Herpes-zoster-Fälle deutlich zu. © Science Photo Library / Marazzi, Dr. P., photohasan – stock.adobe.com