Wann wird eine Tbc-Prävention nötig?

Dr. Carola Gessner, Foto: CDC #8438

Welcher Tuberkulose-Patient braucht eine präventive Therapie? Und wer eine Chemoprophylaxe? Infektiologen geben Auskunft.

Beherbergt Ihr Patient vitale Tuberkulose-Erreger, ohne dass sich eine entsprechende Erkrankung feststellen lässt? Ob eine latente Tuberkulose vorliegt, deckt der Interferon-Gamma-Release-Assay (IGRA) und/oder ein Tuberkulin-Hauttest auf.

Tuberkulose-Diagnostik: Erst Haut- bzw. IGRA-Test, dann Röntgen-Thorax

Bei Kindern < 5 Jahre wird bevorzugt der Hauttest verwendet. Einem positiven Haut- bzw. IGRA-Test folgt dann eine Thorax-Röntgenaufnahme. Findet sich kein Hinweis auf eine tuberkulöse Erkrankung, sollte die latente Mykobakterien-Infektion unter den folgenden Umständen präventiv behandelt werden:

  • Enger Kontakt zu einem kulturell oder molekularbiologisch gesicherten Lungentuberkulose-Indexfall (mit/ohne säurefeste Stäbchen im Sputum-Direktpräparat)
  • Radiologischer Nachweis narbiger Veränderungen im Lungenparenchym, die wahrscheinlich Residuen einer postprimären inaktiven Tuberkulose darstellen, und die bisher nie antituberkulös behandelt wurden
  • Immunsuppression nach Organtransplantation
  • HIV-Infektion nachgewiesen
  • TNF-α-Blocker-Therapie geplant
  • Schwerwiegende Grunderkrankung (wie Silikose, Diabetes mellitus, malignes Lymphom, Leukämie, Kopf-Hals-Karzinom)
  • Z.n. Gastrektomie oder jejuno-ilealem Bypass
  • i.v.-Drogenabhängigkeit (wegen des Risikos für immunsupprimierende Erkrankungen)

Eine Chemoprävention kommt ebenfalls infrage, wenn eine erhöhte Reaktivierungstendenz anzunehmen ist (z.B. bei Migranten aus Hochinzidenzländern, bei Personen, die in Justizvollzugsanstalten untergebracht sind, sowie bei Obdachlosen, schreibt Professor Dr. Tom Schaberg vom Zentrum für Pneumologie im Diakoniekrankenhaus Rotenburg im „Epidemiologischen Bulletin“ des Robert-Koch-Institutes.

Reicht Isoniazid oder muss die Kombination ran?

Das Standardtherapieregime der Chemoprävention heißt: Isoniazid 5 mg/kg Körpergewicht (in der Regel 300 mg/Tag), für neun Monate. Bei positivem Tuberkulin-Hauttest und/oder IGRA-Test nach Kontakt zu einem Patienten mit multiresistenter Tuberkulose erwägt man bei Kontaktpersonen mit hohem Risiko eine Chemoprävention mit einem Fluorchinolon plus Ethambutol oder Protionamid.


Nicht zu verwechseln mit der Chemoprävention ist die Chemoprophylaxe: Diese bezeichnet die antituberkulöse Behandlung nach Kontakt zu ansteckenden Tuberkulosekranken auch ohne latente Infektion (negativer Haut- bzw. IGRA-Test). In diesen „Genuss“ kommen besonders Gefährdete, d.h. Kinder < 5 Jahre, HIV-Kranke oder mit TNF-α-Inhibitoren Behandelte.

Prophylaxe bei negativem Tuberkulin-Hauttest

Sie erhalten Isoniazid (Kinder 200 mg/m2 KOF, Erwachsene 300 mg/Tag). Die erneute Suche nach einer latenten Tuberkulose erfolgt 8 – 12 Wochen nach dem letzten Kontakt zur Indexperson. Bei negativem Resultat wird die Chemoprophylaxe beendet, bei positivem Ergebnis (nach Ausschluss einer aktiven Tuberkulose) als Chemoprävention mit Isoniazid über insgesamt neun Monate weitergeführt.


Wer hierzu von erfahrenen Kollegen genauer beraten werden möchte, kann sich an das DZK unter Öffnet ein Fenster zum Versenden der E-Mailinfo@dzk-tuberkulose.de wenden. 


Tom Schaberg, Epidemiologisches Bulletin 2012; Nr. 11: 87-92

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