
Warzentherapie: Vereisung ein totaler Flop, intraläsionale Injektionen neu im Rennen

"Selbstverständlich muss nicht jede Warze behandelt werden“, sagte Professor Dr. Dietrich Abeck, niedergelassener Dermatologe in München. Bei einem Kind beispielsweise eignen sich zwei Fragen, um den Therapiebedarf zu klären:
- Tut was weh (Druck)?
- Leidest du darunter (sich entstellt fühlen, gehänselt werden etc.)?
Verneint der junge Patient beides, können ihm Abtragen und Keratolyse erspart bleiben. Zumal im Kindesalter die Chancen sehr gut stehen, dass eine Verruca binnen zwölf Monaten spontan abheilt.
Bei Erwachsenen sieht die Sache anders aus. Ohne äußeres Eingreifen halten sich die meisten Warzen hartnäckig. Über die Therapie entscheidet auch bei diesen Patienten der Leidensdruck. Störende Verrucae plantares z.B. lassen sich gut mit einer Ringkürette in der Praxis oberflächlich wegkratzen. Die Warze an sich bleibt zwar, aber der Betroffene ist sofort erscheinungsfrei, so Prof. Abeck. Zum Abtragen sollte man wegen des Verletzungsrisikos übrigens niemals ein Skalpell zur Hand nehmen.
Laser erfüllt den gleichen Zweck wie die Ringkürette
So gut wie jeder, der seine epitheliale Geschwulst loswerden will, hat bereits ein Vereisungsspray ausprobiert. Doch die Kryotherapie kann man laut dem Experten vergessen: „Sie bringt bei Warzen null Komma null.“ Die Lasertherapie sei zwar nett, erfülle allerdings den gleichen Zweck wie die wesentlich billigere Ringkürette (mechanische Abtragung). Und Monochloressigsäure zum Verätzen hält Prof. Abeck gar für relativ gefährlich. Die Anwendung sollte sich auf die Praxis beschränken oder Patienten vorbehalten bleiben, die gut damit umzugehen wissen.
Zur Keratolyse eignet sich Salicylsäure. Von entsprechenden Pflastern rät der Experte allerdings ab: Bei falschem Gebrauch können sich Warzengeplagte damit eher schaden. Besteht ein hoher Leidensdruck, verordnet Prof. Abeck gerne die Kombilösung mit 0,5 % Fluorouracil/ 10 % Salicylsäure für 16 Wochen. Diese trägt der Patient morgens und abends auf. Ein bis zweimal pro Woche sollte zusätzlich ein Schmierseifenbad mit nachfolgender Kürettage erfolgen. Vor einer Virenverbreitung über die eventuell blutende Wunde müssen sich die Betroffenen nicht fürchten: „Das Blut ist steril“, erinnerte der Referent.
Der Schwimmbad-Mythos
Kinder sind zum dritten Impftermin oft warzenfrei
Darüber hinaus gibt es inzwischen weitere Therapieoptionen, die auf der Pathophysiologie vulgärer Warzen beruhen. Schließlich bedingt eine lokale Abwehrschwäche gegen HP-Viren die Entstehung, im Bereich der Hände und Füße vorwiegend die Virustypen 1, 2, 4, 27 und 57. Beim Impfstoff Gardasil® wurde schon immer spekuliert, dass es eine Kreuzreaktion zu anderen HPV-Typen gibt, erklärte Prof. Abeck. Studien an Patienten mit behandlungsresistenten Warzen unterstützen diese Theorie.„Blöde Warze, hau jetzt ab!“
MMR-Antigene spritzen, damit HPV erkannt wird
Der Dermatologe hat bislang 40 bis 50 Kinder, die unter mutiplen Läsionen und jahrelangem Leidensdruck gelitten hatten, erfolgreich mit der quadrivalenten Vakzine therapiert – gemäß Zulassung ab neun Jahre. Die Mehrzahl der Patienten erschien zum dritten Impftermin nach sechs Monaten warzenfrei. „Bis zum 11. Lebensjahr klappt dieses Vorgehen sehr gut, da das Immunsystem von Kindern noch deutlich modifizierbar ist“, so die Erfahrung des Experten. Auch bei persistierenden Verrucae im Erwachsenenalter liegt das Problem darin, dass der Körper die Viren nicht erkennt. Gut 10 % der Geschwülste heilen laut Prof. Abeck trotz umfangreicher Therapie nie ab. Für extreme Fälle kommt dann die intraläsionale Immuntherapie infrage. Bei diesem neuen Ansatz, der bereits in einigen Studien untersucht wurde, spritzt man eine MMR-Vakzine vier Mal im Abstand von je 14 Tagen direkt in eine Warze hinein. Die injizierten Antigene dienen quasi als Lockstoff zur „indirekten Impfung“. Das Immunsystem soll getriggert werden und HPV künftig als Eindringling identifizieren. Für den Erfolg benötigt man ein bekanntes Antigen. Die Wahl fiel auf die MMR-Vakzine, weil die meisten Menschen diesen Schutz bereits erhalten haben.Immuntherapie kann jeder in der Praxis durchführen
Je mehr Warzen den Patienten plagen, desto sinnvoller ist das Ganze, erklärte Prof. Abeck – dabei genügt es, in jeder Sitzung so viel Impfstoff wie möglich in eine der multiplen Läsionen zu spritzen, um alle zum Verschwinden zu bringen. Die Abheilungsrate liegt bei 70 %. Nach der Behandlung dauert es meist noch acht Wochen, bis sich keine Verrucae mehr auf der Haut finden lassen. Die Injektionen könne jeder Kollege in der Praxis durchführen, der Zeitaufwand beträgt dem Dermatologen zufolge nur fünf Minuten. Allerdings muss der Patient die teure Therapie selbst zahlen.Quelle: 42. practica, Kongressbericht
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