
Was sich bei Tumoren des Verdauungstraktes geändert hat

Für die vielleicht wichtigste Neuerung bei gastrointestinalen Tumoren hält Prof. Dr. Stefan Kasper-Virchow vom Westdeutschen Tumorzentrum Essen die Ergebnisse der ESOPEC-Studie. Diese belegen, dass eine perioperative Chemotherapie nach dem FLOT-Regime bei lokal fortgeschrittenen Adenokarzinomen des Ösophagus und gastroösophagealen Übergangs einer neoadjuvanten Radiochemotherapie überlegen ist. Er betrachtet Letztere als weitgehend abgelöst, schränkte aber ein: „Es gibt sicherlich Einzelfälle, bei denen wir sie noch berücksichtigen, beispielsweise ist sie etwas weniger toxisch und kürzer.“
Im Falle einer unresektablen Erkrankung in Speiseröhre/Magen und HER2-Negativität kam einerseits mit Tislelizumab ein dritter CPI hinzu. Andererseits müssen Ärzt:innen nun mit CLDN18.2 einen weiteren Marker berücksichtigen, welcher den Einsatz des Antikörpers Zolbetuximab ermöglicht.
Dabei erinnerte der Onkologe daran, die Patholog:innen sorgfältig zu briefen, da die Zulassung nur gilt, wenn 75 % der Zellen moderat oder stark gefärbt sind. Das Medikament könne bei den ersten Infusionen starke Übelkeit und Erbrechen auslösen. Diese sollten deshalb besonders langsam erfolgen.
Immuntherapie bei GI-Tumoren
Im Darm betonte der Experte die Bedeutung des Mikrosatellitenstatus: „Jedes Rektumkarzinom gehört getestet, sobald es biopsiert wurde, und nicht erst nach der Operation.“ In einer Studie erhielten Patient:innen mit MSIhigh Rektumkarzinom im Stadium II/III nur eine Dostarlimab-Immuntherapie. Alle 42 Teilnehmenden, die die geplante Behandlung abschlossen, erreichten eine klinische Komplettremission und benötigten keine Operation. Wie Prof. Kasper-Virchow mahnte, müssen Nachkontrollen dennoch erfolgen.
Neue Ergebnisse aus NICHE-2 stützen den Wert der neoadjuvanten Immuntherapie auch bei mikrosatelliteninstabilen Kolonkarzinomen. Durch sechs Wochen Nivo/Ipi hatten 95 % der Erkrankten eine Major Pathological Response erreicht, zwei Drittel sogar eine CR. Laut einem Update blieben alle ab OP drei Jahre lang krankheitsfrei.
Für BRAFV600E-mutierte, metastasierte CRC rückt wohl zukünftig eine Kombination aus Encorafenib, Cetuximab und FOLFOX in die Erstlinie auf. Die Ansprechrate betrug in BREAKWATER 60,9 % verglichen mit 40,0 % unter dem Behandlungsstandard. Auch ein klarer OS-Benefit zeichnet sich ab. Die Zulassung fehlt noch, „aber es ist ethisch schwierig, das den Patient:innen vorzuenthalten, wenn wir diese Daten haben“.
Erkrankte, deren Analkarzinom rezidiviert oder Metastasen bildet, haben bisher wenige Behandlungsoptionen. In der Phase-3-Studie POD1UM-303/InterAACT2 verlängerte der PD1-Inhibitor Retifanlimab plus Carboplatin/Paclitaxel das Gesamtüberleben um etwa ein halbes Jahr gegenüber Placebo und Chemo. Der CPI ist allerdings in Deutschland noch nicht verfügbar.
Quelle:
Kasper-Virchow S. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin; Vortrag „Was ist neu und praxisrelevant in der Hämatologie & Onkologie – Tumoren des Verdauungstraktes“
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