Wegen schleppender Rekrutierung gibt eine indische Studie keine eindeutige Antwort

ASCO 2025 Josef Gulden

Eine adjuvante Therapie kann Rezidive beim Peniskarzinom zwar senken, doch die optimale Kombination bleibt unklar.
Eine adjuvante Therapie kann Rezidive beim Peniskarzinom zwar senken, doch die optimale Kombination bleibt unklar. © Khunatorn – stock.adobe.com

Personen mit Peniskarzinom und hohem Rezidivrisiko können von einer adjuvanten Behandlung profitieren. Unklar bleibt jedoch, ob Ärzt:innen nach kurativer Resektion ein Taxan oder 5-Fluorouracil als Kombinationspartner für Platinderivate bevorzugen sollten. Die erste randomisierte Studie zu der Fragestellung rekrutierte letztendlich nur ein Drittel der nötigen Patient:innen. 

Beim Peniskarzinom gelten  mehrere involvierte inguinale Lymphknoten, befallene Lymphknoten im Becken, auffällig vergrößerte Lymphknoten („Bulky Nodes“) sowie eine perinodale Ausdehnung der Erkrankung als prognostisch ungünstig. In diesen Fällen empfiehlt sich eine adjuvante Therapie, zu deren genauer Ausgestaltung es aber bisher keine Evidenz aus randomisierten Studien gibt. Indische Forschende wollten hier nun einen Anfang machen.

Die Kolleg:innen am Tata Memorial Center in Mumbai schlossen in ihre Phase-3-Studie, der sie ein Non-Inferiority-Design gaben, Patient:innen mit Hochrisiko-Peniskarzinomen entsprechend der oben genannten Kriterien ein. Wie Prof. Dr. Aditya Dhanawat berichtete, hatten alle eine Resektion ihres Tumors in kurativer Intention erhalten und wurden sodann zu einer von zwei Chemotherapien randomisiert: Dabei war jeweils Cisplatin (bei Kontraindikationen Carboplatin) gesetzt, als Kombinationspartner diente entweder Paclitaxel oder 5-Fluorouracil (5-FU). Betroffene konnten zudem eine adjuvante, konkurrente Chemoradiotherapie erhalten. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben, als sekundäre Endpunkte definierten die Verantwortlichen Gesamtüberleben, lokale Kontrolle, Toxizitäten und Lebensqualität.

Geplant war die Aufnahme von 150 Erkrankten mit einem Hochrisiko-Plattenepithelkarzinom des Penis, aber wegen schleppender Rekrutierung wurde die Studie nach Einschluss von 49 Personen geschlossen. Die Operation wurde bei etwa zwei Drittel der Betroffenen in beiden Armen als partielle Penektomie durchgeführt; 84 % der Teilnehmenden wiesen einen pathologisch ermittelten N3-Status auf.

Mit Paclitaxel konnten fast doppelt so viele Patient:innen (83,3 % vs. 48 %) alle vier geplanten Chemotherapie-Zyklen erhalten wie im 5-FU-Arm. Auch wurden unter dem Taxan deutlich seltener Dosisreduktionen oder ein Absetzen erforderlich. 

Im 5-FU-Arm mussten mehr als doppelt so viele Personen wegen Nebenwirkungen stationär aufgenommen werden als im Taxan-Arm (40,9 % vs. 17,4 %; p = 0,082). Grad-3/4-Toxizitäten insgesamt und im hämatologischen Bereich waren im 5-FU-Arm nicht-signifikant häufiger, ein signifikanter Unterschied fand sich bei den höhergradigen gastrointestinalen Toxizitäten mit 31,8 % versus 4,3 % (p = 0,016). Außerdem traten hier vier Fälle von Hörverlust und 13 Fälle von Mukositis (gegenüber zwei Fällen unter Paclitaxel) auf. Im Paclitaxel-Arm scheinen andererseits sensorische Neuropathien und Erhöhungen von Leberenzymen häufiger. 

Keine Vorteile nach fünf Jahren

Bei den Überlebensdaten nach fünf Jahren gab es keine statistisch bedeutsamen Unterschiede zwischen den Armen: Beim PFS erwies sich zwar der Median für Paclitaxel mit 35,9 Monaten als fast dreimal so lang wie für 5-FU mit 12,5 Monaten, aber mit Fünf-Jahres-Raten von 38,5 % versus 36,1 % war der Unterschied nicht signifikant (HR 1,32; p = 0,46). 

Ähnlich lagen die Verhältnisse beim Gesamtüberleben (median 37,2 Monate vs. 21,6 Monate; Fünf-Jahres-Raten 41,1 % vs. 45,3 %; HR 1,28; p = 0,53). Wurden nur die Teilnehmenden berücksichtigt, die alle vier Zyklen der Chemotherapie absolviert hatten, zeigte sich hingegen eine leichte Überlegenheit für den 5-FU-Arm, die aber ebenfalls nicht signifikant ausfiel.

Fernmetastasen, vor allem in der Lunge, entwickelten 28 % der Patient:innen im 5-FU- gegenüber 33 % im Paclitaxel-Arm. Bei der gesundheitsbezogenen Lebensqualität ergaben sich auf keiner der abgefragten Skalen statistische Unterschiede zwischen beiden Gruppen.

Methodisch sprach der Referent mehrere Schwächen an. Eine Verblindung war wegen des erforderlichen zentralvenösen Katheters für die 5-FU-Applikation nicht möglich. Insbesondere die kleine Stichprobe, die durch die schlechte Rekrutierung bedingt ist, limitierte die Aussagekraft der Ergebnisse erheblich. Möglicherweise aber lassen sich durch eine längere Nachbeobachtung noch zusätzliche Erkenntnisse zu den Überlebensparametern sowie zu Langzeittoxizitäten gewinnen.

Quelle: Dhanawat A et al. 2025 ASCO Annual Meeting; LBA5012

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Eine adjuvante Therapie kann Rezidive beim Peniskarzinom zwar senken, doch die optimale Kombination bleibt unklar.
Eine adjuvante Therapie kann Rezidive beim Peniskarzinom zwar senken, doch die optimale Kombination bleibt unklar. © Khunatorn – stock.adobe.com