Welche Steine bei der Verwendung von Methoxyfluran im Weg liegen
Vielerorts hat sich das inhalative Nichtopioid-Analgetikum Methoxyfluran in der Behandlung von akuten traumaassoziierten, mittelstarken bis starken Schmerzen bewährt.
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Seit den 1960er-Jahren wurde das Inhalationsanästhetikum Methoxyfluran im Rahmen von Narkosen verwendet. Im Gegensatz zu den meisten anderen gängigen Inhalationsanästhetika zeichnete es sich durch seine lang anhaltende analgetische Wirkung aus, die teilweise die Reduzierung von postoperativen Opioidgaben ermöglichte. Allerdings ergaben sich Sichheitsbedenken aufgrund von dosisabhängigen nephrotoxischen Nebenwirkungen.
Der schmerzstillende Effekt bleibt jedoch auch in subanästhetischer Dosierung (max. 6 ml/d und 15 ml/Woche) erhalten. In diesem Bereich ist keine Nephrotoxizität zu erwarten, wie durch Studien belegt werden konnte. In den Ländern, in denen es eine entsprechende Zulassung gibt, ist Methoxyfluran indiziert zur Analgesie bei erwachsenen Patientinnen und Patienten mit traumatisch bedingten, mittelstarken bis starken Schmerzen (Numeric Rating Scale, NRS ≥ 4). Seit 2018 wurde Methoxyfluran auch in Europa eine Zulassung zur patientengesteuerten Analgesie traumaassoziierter Schmerzen erteilt. In Deutschland hat man sie im Juli 2024 jedoch wieder entzogen. Die Markteinführung des Arzneimittels wurde hierzulande aufgrund von Zulassungs- und Anwendungsbeschränkungen sowie Problemen durch den Brexit (der Vertrieb des herstellenden Unternehmens erfolgt aus dem Vereinigten Königreich) eingestellt.
Methoxyfluran unterliegt nicht dem Betäubungsmittelgesetz
Doch trotz dieser Hürden sehen Sebastian Weber und Dr. Florent Josse vom Bundeswehrkrankenhaus Ulm ein großes Potenzial in Methoxyfluran. Die Vorteile des Wirkstoffs liegen in der praktischen und patientengesteuerten Anwendung sowie dem schnellen Wirkeintritt (nach ca. 4 min) bei gleichzeitig gutem Sicherheitsprofil, schreiben die Experten in einer Übersichtsarbeit. Ein weiterer Vorteil ist, dass Methoxyfluran nicht dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt und auch von nichtärztlichem Sanitätspersonal eingesetzt werden kann. Zudem bestehen keine speziellen Anforderungen bei Lagerung und Transport. Die Autoren brechen insbesondere für die Verwendung in der taktischen Medizin eine Lanze für den Wirkstoff.
Die Kontraindikationen umfassen Überempfindlichkeit gegen Methoxyfluran, andere fluorierte Anästhetika oder Butylhydroxytoluol, eine klinisch manifeste Nierenschädigung sowie eine maligne Hyperthermie in der Vor- bzw. Familiengeschichte. Außerdem sollte Methoxyfluran nicht angewendet werden bei Personen, die hämodynamisch instabil sind (z. B. aufgrund einer manifesten Herz-Kreislauf-Störung oder Atemdepression) oder unter einem eingeschränkten Bewusstseinszustand leiden (z. B. aufgrund einer Kopfverletzung oder Drogen- bzw. Alkoholkonsum). Darüber hinaus ist Methoxyfluran kontraindiziert, wenn bei der betroffenen Person selbst oder Verwandten ersten Grades im Rahmen der Anwendung von Inhalationsanästhetika schon einmal schwere unerwünschte Wirkungen wie eine Leberschädigung aufgetreten sind.
Quelle: Weber S, Josse F. Wehrmedizinische Monatsschrift 2025; 69: 295-302; doi: 10.48701/opus4-547
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