BRAF-mutiertes Melanom: Wer zielgerichtet beginnt, sollte frühzeitig auf CPI umschwenken

Dr. Katharina Arnheim

Beim fortgeschrittenen BRAF-mutierten Melanom zeigt die Erstlinien-Immuntherapie Vorteile gegenüber BRAF/MEK-Inhibition. Beim fortgeschrittenen BRAF-mutierten Melanom zeigt die Erstlinien-Immuntherapie Vorteile gegenüber BRAF/MEK-Inhibition. © lyudinka – stock.adobe.com

Beim fortgeschrittenen BRAF V600-mutierten Melanom weisen Daten zur Therapiesequenz darauf hin, dass eine Checkpoint-Inhibition in der Erstlinie gegenüber der kombinierten BRAF/MEK-Inhibition Vorteile bietet. Beginnt man doch mit Letzterer, sollte man mit einem Wechsel nicht bis zum Progress warten.

In der Studie DREAMseq verlängerte der Therapiebeginn mit Nivolumab/Ipilimumab beim BRAFV600-mutierten metastasierten Melanom das Überleben im Vergleich zu einer initialen zielgerichteten Therapie, informierte Dr. Isabel Heidrich, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.1 Gestützt wird ein CPI-basierter Start in der Erstlinie außerdem durch Ergebnisse der SECOMBIT-Studie, die einen langfristigen OS-Vorteil bescheinigen. Doch kann in Einzelfällen auch ein Therapiebeginn mit BRAF/MEKi Sinn ergeben, wobei erste Daten auf eine Prognoseverbesserung nach kalkuliertem Switch zu einer Immuntherapie hindeuten. 

Letztgenannter Frage gingen Wissenschaftler:innen in einem ADOreg-Studienprojekt nach, in das 55 Patient:innen mit inoperablem BRAFV600E-mutiertem Melanom (Stadium III/IV) eingingen. Sie erhielten eine First-Line-Therapie mit BRAF/MEKi und wechselten ohne Auftreten einer Progression auf eine Anti-PD1-Therapie oder die Kombination Nivolumab/Ipilimumab. Der Kontrollarm umfasste insgesamt 163 Erkrankte mit Switch zur Immuntherapie nach Fortschreiten der Erkrankung und 219 Betroffene, die nach Progress keine Zweitlinie mehr erhielten. Die Teilnehmenden der Switch- und der Kontrollgruppe ähnelten einander in puncto Stadium, Spiegel der Laktatdehydrogenase (LDH) und Metastasenzahl relativ gut, betonte die Referentin.

Das mediane Gesamtüberleben ab Beginn der Erstlinientherapie schien mit 64,9 Monaten in der Switch-Gruppe signifikant länger als bei Kontrollpatient:innen mit nur 25,5 Monaten (p = 0,0043). Auch hinsichtlich des medianen progressionsfreien Überlebens ab Start der Zweitlinienbehandlung ergab sich ein signifikanter Vorteil zugunsten des Switches (5,5 Monate vs. 2 Monate; p < 0,0001). Gesamtansprechrate und Tumorkontrollrate fielen bei kalkuliertem Wechsel ebenfalls signifikant besser aus (32,7 % vs. 16,6 %; p = 0,020 bzw. 43,6 % vs. 28,2 %; p = 0,045). 

Switch senkt Mortalitätsrisiko

In der multivariaten Analyse blieb der kalkulierte Switch nach Adjustierung für LDH, Alter, ECOG-Performance-Status und Stadium ein unabhängiger signifikanter Prädiktor für ein um rund 45 % reduziertes Mortalitätsrisiko. Stärkster negativer Marker war der LDH-Spiegel: So ging eine erhöhte LDH mit einem um etwa 70 % höheren Sterberisiko einher. Prinzipiell profitierten Patient:innen mit normalen Werten am stärksten vom Switch; ein Vorteil zugunsten dieser Maßnahme ließ sich aber auch bei erhöhter LDH erkennen. 

„Die ADOreg-Daten bestätigen damit die Strategie aus den Studien DREAMseq und SECOMBIT“, resümierte Dr. Heidrich. Nach ihren Worten ist die frühe Immuntherapie auch beim BRAF-mutierten Melanom entscheidender Bestandteil des Managements, während die zielgerichteten Wirkstoffe selektiv und situationsabhängig eingesetzt werden sollten. 

In der Kongress-Pressekonferenz sprach sich auch Prof. Dr. Dirk Schadendorf, Universitätsmedizin Essen, für den bevorzugten Einsatz der CPI in der Erstlinie beim metastasierten BRAF-mutierten Melanom aus.2 Die zielgerichtete Therapie sollte in spätere Linien geschoben werden. Anders beim operablen BRAF-mutierten Melanom: In der Adjuvanz sollten Mediziner:innen laut dem Experten die BRAF/MEKi wegen der fehlenden Langzeitnebenwirkungen bevorzugen.

Quellen:
1. Heidrich I et al. 35. Deutscher Hautkrebskongress; Abstract FV07
2. Schadendorf D. Kongresspressekonferenz anlässlich des 35. Deutscher Hautkrebskongresses

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Beim fortgeschrittenen BRAF-mutierten Melanom zeigt die Erstlinien-Immuntherapie Vorteile gegenüber BRAF/MEK-Inhibition. Beim fortgeschrittenen BRAF-mutierten Melanom zeigt die Erstlinien-Immuntherapie Vorteile gegenüber BRAF/MEK-Inhibition. © lyudinka – stock.adobe.com