
Wichtiges für Diagnose und Therapie der speziellen Diabetesform

Der checkpoint-inhibitorassoziierte Autoimmun-Diabetes mellitus (CIADM) ist eine Form des Autoimmundiabetes, der 0,2–1,4 % der Krebspatien:innen unter CPI-Therapie betrifft. Er tritt im Median zwölf Wochen nach Beginn der Behandlung auf, erläuterte Prof. Dr. Andreas Fritsche vom Universitätsklinikum Tübingen. Personen, die bereits positive Diabetesantikörper haben, entwickeln die Erkrankung schneller als diejenigen ohne; Gleiches gilt für eine Ketoazidose.
Der CIADM entsteht durch die Inhibition der PD1-/PD-L1-Interaktion durch CPI. Das stärkt T-Killer-Zellen und ermöglicht es ihnen, Beta-Zellen des Pankreas anzugreifen. Diese werden dadurch zerstört, was schließlich in einem CIADM mündet, erläuterte der Referent.
Unterschiede CIADM und Typ-1-Diabetes
CIADM | Typ-1-Diabetes | |
---|---|---|
Trigger/Risikofaktoren | Anti-PD(-L1) CPI; Autoantikörper-Positivität signifikant assoziiert mit früherem Auftreten von CIADM und höherem Ketoazidoserisiko | unklar |
Präsentation | Ketoazidose bei 70 % | Ketoazidose bei 39 % der Kinder und 6 % der Erwachsenen |
Klinischer Verlauf | Auftreten im Median nach zwölf Wochen CPI-Therapie; schnelles Insulinsekretionsdefizit | Remission, Rest-C-Peptid länger nachweisbar |
Autoantikörper | Positiv bei 40 % | Positiv bei 90 % |
Genetische Prädisposition | Typ-1-Diabetes-Haplotypen in 60 % der Fälle | Typ-1-Diabetes-Haplotypen bei 90 % |
Exokrines Pankreas betroffen | Lipase bei 70 % erhöht; Pankreasatrophie | Pankreasatrophie erst nach langem Verlauf (30–40 Jahre) |
Insulindefizienz bestimmen
Diagnostische Kriterien für den CIADM umfassen Hyperglykämie (Blutzucker > 200 mg/dl; HbA1c > 6,5 %), Insulindefizienz (C-Peptid < 400 pmol/l, Ketoazidose) sowie Nebenbefunde wie Typ-1-Diabetes-Antikörper und Lipaseerhöhung. Ein Follow-up mit wiederholten Testungen sei obligat, so Prof. Fritsche. Die Bestimmung der Autoantikörper sieht der Experte aber kritisch, denn: „Gerade bei den Checkpoint-Inhibitoren gibt es Patient:innen, die keine Autoantikörper haben.“
Weisen CIADM-Erkrankte Antikörper auf, so seien diese weniger divers als im Falle des Typ-1-Diabetes. So hätten 82 % der CIADM-Betroffenen nur einen und 12 % zwei positive Antikörper. In der Gruppe der Patient:innen mit Typ-1-Diabetes beliefen sich diese Raten auf 4 % und 18 %. Hier haben 35 % sogar drei und 43 % vier positive Antikörper.
Für die Diagnose entscheidend sei daher die Insulindefizienz; zu bestimmen sind immer C-Peptid und Glukose. Hilfreich dabei ist der C-Peptid-Glukose-Quotient (CGR). Liegt dieser unter 2, benötigt die betroffene Person Insulin und hat einen Typ-1-Diabetes (oder eben einen CIADM); bei Werten > 5 liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Typ-2-Diabetes vor. Der Vorteil des CGR besteht in der Adjustierung des C-Peptids auf den aktuellen Blutzucker.
Tipps für die Behandlung
Patient:innen mit CIADM und signifikanter Hyperglykämie sollten in jedem Fall eine Insulintherapie erhalten. Eine alleinige Langzeitinsulintherapie sei nicht ausreichend. Der anfängliche Gesamttagesbedarf kann auf 0,3–0,4 Einheiten/kg/Tag geschätzt werden. Dabei wird die Hälfte des Tagesbedarfs typischerweise als Bolusinsulin gegeben, die andere Hälfte als einmal tägliches Basal-Langzeitinsulin. „Entscheidend ist die Schulung und Beratung der Patient:innen“, schloss Prof. Fritsche. Auch sollte man ein Diabetes-Behandlungsteam hinzuziehen. „Ein Cancer Center ohne eine Diabetes-Unit darf es eigentlich nicht geben.“
Quelle:
Fritsche A. Diabetes-Kongress 2025; Vortrag „Typ 1 Diabetes unter Checkpoint-Inhibitor-Therapien – was gilt es bei onkologischen Patienten zu beachten?“
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