Wie effektiv ist Ihre Hände-Desinfektion?

Dr. Stefanie Kronenberger, Foto: thinkstock

Die meisten Präparate zur Händedesinfektion richten sowohl gegen Sporen als auch gegen viele Viren nichts aus. Einer großen Zahl von Anwendern ist dies nicht bewusst.

Eine Liste mit wirksamkeitsgeprüften Desinfektionsmitteln stellt im deutschen Sprachraum der Verbund für Angewandte Hygiene (VAH) zur Verfügung. Diese Aufzählung gilt seit Jahrzehnten als Referenz und bildet die Grundlage für die Auswahl der Mittel zur routinemäßigen und prophylaktischen Desinfektion in Praxen, Kliniken und anderen Einrichtungen, in denen Krankheitserreger übertragen werden können.

Was für die Fläche taugt, taugt nicht für den Körper

Dabei gilt es, auf den jeweiligen Anwendungsbereich zu achten. So eignet sich ein Händedesinfektionsmittel z.B. nicht für die Flächendesinfektion. Im Gegensatz zu Substanzen, die mit dem menschlichen Körper in Kontakt kommen, handelt es sich bei Präparaten zur Flächendesinfektion nicht um Medizinprodukte. Sie dürfen aggressivere Substanzen in höheren Konzentrationen enthalten, schreibt Professor Dr. Ulrich Höffler vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Klinikum der Stadt Ludwigshafen.

Die Händedesinfektionsmittel der VAH-Liste töten nicht sporenbildende Bakterien, vegetative Formen von Sporenbildnern und Hefepilze sicher ab. Dazu gehören:

  • Staphylococcus aureus,

 

  • Enterokokken,

 

  • Pseudomonas aeruginosa,

 

  • die gramnegativen Enterobakterien Proteus mirabilis und E. coli,
  • Candica albicans,
  • MRSA,
  • vancomycinresistente Entercoccus spp. (VRE),

 

  • multiresistente gramnegative Stäbchen (MRGN) und
  • fluconazolresistente Candida 
spp.

Häufig verwendete Desinfektionsmittel

Für die hygienische Händedesinfektion werden die Präparate konzentriert angewendet. Die Einwirkzeit für die u.g. Produkte beträgt 30 Sekunden.


Für die chirurgische Händedesinfektion verlängert sich diese Zeit auf drei Minuten. Folgende Mittel werden häufig benutzt:

  • Sterillium®
  • Desderman® N
  • Spitacid®
  • Skinman® soft
  • Amphisept® E
  • Sterillium® classic pure
  • Sterillium® Virugard

Für Betaisodona®-Lösung sind für die hygienische Händedesinfektion 60 Sekunden Einwirkzeit vorgeschrieben und fünf Minuten für die chirurgische.


Nicht geprüft werden hingegen die Sporozidie, Tuberkulozidie und die Fungizidie. Damit ist die Wirksamkeit gegenüber Endosporen von Clostridium spp., gegen Tuberkelbazillen, Hand- und Fußpilz und Schimmelpilz nicht gesichert. Um die Zahl von Clostridien-Sporen zu minimieren, empfiehlt das RKI die Hände nach der Desinfektion zu waschen. Gegen Tuberkelbazillen wird zweimal desinfiziert. Zum Schutz vor Fuß- oder Handpilz gilt es vordringlich, die Kontamination zu vermeiden.

Gegen Viren helfen spezielle Präparate mit Viruzidie

Auch im Kampf gegen Viren ist die hygienische Hautdesinfektion nur eingeschränkt wirksam. Zwar werden behüllte Viren meist recht gut inaktiviert. Dazu zählen u.a. HIV, HCV, HBV, Masern-, Mumps-, Röteln- und fluenzaerreger, RSV, Herpes-, Cytomegalie- und Epstein-Barr- sowie Varizella-Zoster-Viren.


„Nackte“ Viren leisten vielen Desinfektionsmitteln dagegen mehr Widerstand. Fast sämtliche enteropathogenen Erreger, wie Noro-, Rota-, Adeno- und Astroviren sind unbehüllt. Auch HAV, HEV, Papilloma-, Coxsackie-, Echo-, Polio- und Rhinoviren gehören zu diesen schlecht inaktivierbaren Keimen.


Im Kampf gegen Viren wird je nach epidemiologischer Situation auf spezielle Präparate mit Viruzidie zurückgegriffen. Diese Eigenschaft erreichen die Hersteller durch erhöhten Äthanolgehalt und besondere Wirkstoffformulierungen. Als viruzid sind einzustufen: Sterillium®Virugard, Aseptoman Viral®, Manorapid Synergy®, Softa-Man acute®, Virusept Manorapid Synergy®. Werden diese schlechter hautverträglichen Präparate verwandt, sollte auf besondere Handpflege geachtet werden.

Hygienische Händedesinfektion – aber richtig

Während bei der chrirurgischen Händedesinfektion die residente Hautflora vermindert werden soll, geht es bei der hygienischen Händedesinfektion nur darum, mögliche Krankheitsüberträger abzutöten. Das Desinfektionsmittel wird dazu in die trockenen Hände eingerieben.


Wichtig ist es, die vorgeschriebene Einwirkzeit von 30 oder 60 Sekunden exakt einzuhalten und die ganze Hand vollständig zu benetzen. Die Anwender vergessen dabei am häufigsten die Daumen, die Fingerkuppen und die Zwischenfingerräume.


Nachdem der Alkohol verflogen ist, bleiben in der Regel die hautpflegenden Substanzen auf der Haut zurück. Präparate mit Jod abspaltenden Verbindungen in wässriger Lösung müssen mindestens eine Minute lang angewendet werden.


Unverträglichkeitsreaktionen werden meist durch Parfums und Farbstoffe verursacht. Daher sind pure Präparate empfehlenswert, die lediglich Alkohole und rückfettende Sub­stanzen enthalten.




Quelle: Ulrich Höffler, Arzneiverordnung in der Praxis 2014; 41 (2): 5-9

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