Wie sich der Erfolg einer Thrombektomie unterstützen lässt

Dr. Anja Braunwarth

Darf’s noch etwas kälter sein? Die Hypothermie kann unter den richtigen Voraussetzungen die Thrombektomie unterstützen. Darf’s noch etwas kälter sein? Die Hypothermie kann unter den richtigen Voraussetzungen die Thrombektomie unterstützen. © ZOLL Medical Corporation - stock.adobe.com

Die Thrombektomie brachte 2015 in Sachen Outcome nach Schlaganfall einen großen Durchbruch. Dennoch bleibt weiterhin ein großer Teil der Betroffenen nach der Intervention schwer beeinträchtigt. 

Patientinnen und Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall profitieren von einer Thrombektomie: In einer Metaanalyse von 2016 über fünf Studien erreichten 46 % der so Behandelten Werte von 0–2 auf der modifizierten Ranking-Skala (mRS), sie behielten also höchstens leichte Beeinträchtigungen. Unter der Standardtherapie waren es 26 %. Umgekehrt bedeutet das aber, dass trotz Rekanalisationsraten von 80–90 % mehr als die Hälfte der Betroffenen behindert und abhängig bleibt, erklärte Prof. Dr. Jürgen Bardutzky von der Klinik für Neurologie und Neurophysiologie am Universitätsklinikum Freiburg.

Es wird daher weiter daran geforscht, mit welchen Methoden sich eine Thrombektomie kombinieren lässt, um die Ergebnisse zu verbessern. Ein Thema, das immer wieder aufkommt, ist die therapeutische Hypothermie. In früheren Studien konnte sie nicht überzeugen. Laut Prof. Bardutzky kommen dafür aber einige potenzielle Ursachen in Frage. So wurde die Kühlung teils zu spät begonnen, dauerte mit 12–24 Stunden zu lange, war zu invasiv und erfolgte mit zu niedrigen Temperaturen um die 33 °C. Außerdem waren oft alle Arten von Schlaganfällen in Studien eingeschlossen und die Patientinnen und Patienten meist bei Bewusstsein.

Der Neurologe fasste zusammen, was man braucht, damit die Hypothermie besser funktionieren kann:

  • eine große Penumbra
  • eine frühe, einfache und schnelle Kühlung in Kombination mit der definitiven Rekanalisierung
  • die Kühlung über die Reperfusionsphase hinaus (aber nicht zu lange)
  • eine Analgosedierung

Als wirksam hat sich z. B. die intraarterielle Kühlung während der Thrombektomie erwiesen. In einer Studie führte sie zu einer signifikanten Reduktion des Infarktvolumens. Die Raten derer mit mRS 0–2 unterschieden sich aber nicht signifikant. Anders sah das in einer Metaanalyse aus fünf Studien aus: Dort ergaben sich auch im Hinblick auf die mRS signifikante Vorteile durch das Verfahren.

Eine andere Möglichkeit ist die selektive intranasale Kühlung auf 35 °C. In einer eigenen Pilotstudie des Teams um Prof. Bardutzky mit 22 Teilnehmenden mit großem Schlaganfall erreichten 68 % dieser schwer Betroffenen eine mRS 0–2. Patientinnen und Patienten für eine Folgestudie werden gerade rekrutiert.

Als Grund, warum eine effektive Rekanalisation nicht gleichbedeutend mit einer effektiven Reperfusion ist, vermutet man kleinere Mikroembolien oder eine mikrovaskuläre Hypoperfusion. Daher könnte nach Aussage des Referenten die intraarterielle Lyse eine Renaissance erleben. In drei aktuellen randomisierten Studien führte die Kombination aus ihr und der Thrombektomie zu einem exzellenten Outome mit mRS 0–1 – ohne erhöhte Mortalität

Lyse unter NOAK?

NOAK schützen bei Vorhofflimmern vor einem ischämischen Schlaganfall – aber nicht zu 100 %. Daran erinnerte PD Dr. Ferdinand Bohmann von der Klinik für Neurologie an der Universitätsmedizin Frankfurt. In einer Metaanalyse mit rund 71.000 Patientinnen und Patienten, die zur Primärprävention antikoaguliert waren, verzeichnete man unter NOAK Hirninfarkte bei 0,92–1,34 % pro Jahr. Zur Frage, ob man in diesen Fällen lysieren sollte oder nicht, gab es bislang nur wenig Daten. Eine internationale multizentrische Kohortenstudie fiel positiv aus. 832 Teilnehmende mit NOAK und 32.375 ohne die Substanzen waren eingeschlossen. Die Einnahme der NOAK lag kürzer als 48 Stunden zurück. Den primären Endpunkt der symptomatischen intrakraniellen Blutung erlitten 2,5 % unter NOAK versus 4,1 % ohne die Antikoagulation.

Dr. Bohmann zufolge ist die beste Option, vor Ort binnen kurzer Zeit eine Spiegelbestimung durchzuführen. Je nach deren Ergebnis könne man dann eine Antagonisierung der NOAK in Betracht ziehen oder unterlassen.

Studien zur Förderung der Durchblutung gestoppt

Unter der gleiche Prämisse gab es die Idee, zur Durchblutungsförderung ASS oder Heparin einzusetzen. ASS vorwiegend, um die Mikrozirkulation zu fördern, Heparin, um thromboembolische Komplikationen zu verhindern. Die entsprechende Studie dazu wurde aber vorzeitig gestoppt, weil man unter beiden Kombinationen ein schlechteres Outcome verzeichnete. Zudem gab es unter diesen Therapeutika eine beinahe doppelt so hohe Zahl an symptomatischen intrazerebralen Blutungen.

Schließlich geht auch die Suche nach direkt neuroprotektiv wirkenden Substanzen weiter. Bis jetzt blieben die Forschungsbemühungen allerdings erfolglos, bedauerte Prof. Bardutzky.

Quelle: Arbeitstagung Neurointensivmedizin 2025

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