
NSCLC: Wie sich Therapieabbrüche unter Amivantamab/Lazertinib verhindern lassen

EGFR-gerichtete Regime gehen oft mit dermatologischen Toxizitäten einher. Deren frühes Management könne Erkrankten wahrscheinlich helfen, länger von der Therapie zu profitieren, zeigte Prof. Dr. Nicolas Girard vom Institut Curie in Paris auf.1 In der prospektiven COCOON-Studie testeten Forschende, ob eine Prophylaxe mit „weit verfügbaren und einfach anwendbaren Mitteln“ dermatologische Toxizitäten bei Patient:innen verhindern kann, die in der Erstlinie Amivantamab/Lazertinib erhalten. Die Teilnehmenden wurden wegen eines lokal fortgeschrittenen oder metastasierten NSCLC mit klassischer EGFR-Mutation mit der Kombination behandelt.
Die dermatologische Prophylaxe in der Prüfpopulation umfasste:
- Doxycyclin oder Minocyclin 100 mg 2 x täglich (Woche 1–12); ab Woche 13 1 % topisches Clindamycin täglich auf die Kopfhaut
- 4 % Chlorhexidin auf Finger- und Zehennägel (täglich für ein Jahr)
- ceramidbasierte feuchtigkeitsspendende Hautlotion (mindestens täglich für ein Jahr)
Kontrollpersonen erhielten die am Behandlungsort übliche Standardversorgung (SoC). „Diese beschränkte sich oft auf reaktive Maßnahmen wie topische Steroide oder systemische Antibiotika“, erinnerte der Referent.
Dermatologische Prophylaxe erfolgreich
Bereits in der ersten geplanten Interimsanalyse erreichte die Studie den primären Endpunkt: Die dermatologische Prophylaxe senkte die Rate an Hauttoxizitäten vom Grad ≥ 2 in den ersten zwölf Wochen nach Therapiebeginn um etwa die Hälfte (38,6 % vs. 76,5 % mit SoC; OR 0,19; p < 0,0001). Gleiches galt für dermatologische Grad-3-Toxizitäten allein (4,3 % vs. 8,8 %). Schädigungen der Kopfhaut und der Anteil derer, die mindestens zwei verschiedene dermatologische Komplikationen ≥ Grad 2 beklagten, nahmen sogar um etwa ein Drittel ab.
„Dies erlaubt mehr Erkrankten, auf der Therapie zu bleiben“, bilanzierte Prof. Girard. Letztendlich kam es in der Prüfgruppe seltener zu nebenwirkungsbedingten Dosisreduktionen (21 % vs. 31 %) und Therapieabbrüchen (11 % vs. 19 %).
Prof. Dr. Dr. Julien Mazieres vom Universitätsklinikum Toulouse mahnte in seiner Diskussion, dass die Behandlung mit Amivantamab und Lazertinib trotz aller Fortschritte weiter mit erheblichen Toxizitäten einhergehe und betreuungsintensiv bleibe.2 Er kritisierte an der Analyse, dass genauere Angaben zur Supportivtherapie in der Kontrollgruppe fehlen. Die verwendete Konzentration von Doxycyclin sei außerdem mit 200 mg doppelt so hoch wie u. a. in Frankreich empfohlen, und eine Antibiotikagabe über mehr als sechs Wochen berge ein Risiko für Resistenzen. Zuvor ging der Diskutant auch auf die Kombination von Amivantamab, Lazertinib und Bevacizumab ein, die in der ETOP-AMAZE-Studie bei Erkrankten mit erworbener Resistenz gegen EGFR-TKI der dritten Generation getestet wurde.
Quellen:
1. Girard N et al. European Lung Cancer Congress 2025; Abstract 10MO
2. Mazieres J. European Lung Cancer Congress 2025; Invited Discussant LBA2, 9MO and 10MO
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