
Pre-Screening bei kognitiven Störungen So beziehen Sie Patientinnen und Patienten in die Diagnostik ein

Die Alzheimer-Krankheit stellt mit einem Anteil von 60 bis 65 % die häufigste, in der Regel irreversible Demenzform dar. In etwa 20 bis 30 % der Fälle sind Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, Vitaminmangelzustände oder chronischer Alkoholkonsum die Ursache (sekundäre Demenz). Wichtig ist das frühzeitige Erkennen und die differenzialdiagnostische Abklärung einer solchen Entwicklung, womit zwar bisher keine Heilung, aber eine Abschwächung des Verlaufs möglich ist.
Hier können Testverfahren, die die Patientin oder der Patient, ggf. mithilfe von Angehörigen oder sonstigen Bezugspersonen, selbst durchführen kann, eine wichtige Rolle spielen. Beispielsweise ist der MoCA XpressO Test – im Gegensatz zu anderen gleichwertigen Verfahren – einfach auszuführen. Er steht kostenlos im Internet zur Verfügung. Damit lässt sich frühzeitig eine behandlungsbedürftige demenzielle Entwicklung erkennen. In der vertragsärztlichen Praxis ist für die Interpretation und Einstufung des Befundes die GOP 03242 berechnungsfähig (23 Punkte bzw. 2,85 Euro).
Bei Wiederholungstestungen oder Verlaufskontrollen ist eine Abrechnung dieser Leistung bis zu dreimal im Quartal möglich. Da die GOP im Abschnitt IIIa 3 (hausärztliche Leistungen) angesiedelt ist, wird ihr Ansatz mit der Entbudgetierung des hausärztlichen Honorars ab Oktober 2025 ohne Abschläge vergütet.
Diagnostik
Klagt z. B. ein Patient über eine Beeinträchtigung seines geistigen Leistungsvermögens, kann dies ein Alarmsignal und deshalb ein Anlass für beispielsweise einen MoCA-XpressO-Test sein – verbunden mit einer sorgfältig erhobenen Anamnese.
Berichtet der Patient dabei, dass er sich bisher gern aktiv oder passiv mit Sport beschäftigt, aber nun das Interesse daran verloren habe, könnte dies ein Hinweis auf eine Demenzentwicklung sein.
Hier sollten differenzialdiagnostische Überlegungen, ggf. mithilfe von Fachärztinnen bzw. -ärzten für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie oder Nervenheilkunde, angestellt und z. B. eine depressive Störung als Ursache dieser Störung ausgeschlossen werden. Die körperliche Untersuchung, eine Labordiagnostik, etwa um Schilddrüsenerkrankungen auszuschließen, sind weitere Leistungen, die hausärztlich durchgeführt werden können.
Fallbeispiel: Abrechnung beim Erstkontakt | |||
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EBM | Legende | Euro | GOÄ |
03004 | Versichertenpauschale (VP) im 55. Lebensjahr | 18,34 | 7 800 801 |
03220 | Zuschlag zur VP für die Behandlung und Betreuung eines Patienten mit mindestens einer lebensverändernden chronischen Erkrankung | 18,34 | |
03230 | Problemorientiertes ärztliches Gespräch, das aufgrund von Art und Schwere der Erkrankung erforderlich ist | 15,86 | 1 |
03242 | Testverfahren bei Demenzverdacht (z. B. MoCA- XpressO-Test), bis zu dreimal im Behandlungsfall | 2,85 | 857 |
03330 | Spirografische Untersuchung | 6,57 | 605 605a |
03008 | Zuschlag zur VP für die Vermittlung eines dringend erforderlichen neurologischen Behandlungstermins | 16,24 |
Therapie
Verschiedene Medikamente sind bei Demenz einsetzbar, um die Symptome zu lindern und/oder den Verlauf der Krankheit möglicherweise zu verzögern. Zu den gängigen Medikamenten gehören Cholinesterase-Hemmer wie Donepezil, Rivastigmin und Galantamin oder Memantin, ein NMDA-Rezeptor-Antagonist. Diese werden hauptsächlich bei Alzheimer-Demenz im frühen bis mittleren Stadium eingesetzt. Eine weitere Möglichkeit, die Gehirngesundheit schon bei ersten Anzeichen von Gedächtnisschwäche zu unterstützen, ist die Einnahme von Ginkgo-Präparaten, womit die Durchblutung gefördert und feinste Gefäße im Gehirn besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden.
Fallbeispiel
Ein 55-jähriger Patient ist seit vielen Jahren in hausärztlicher Betreuung. Bekannt ist bisher lediglich eine Hypothyreose ohne Struma. Er klagt bei einer Vorstellung in der Sprechstunde über eine zunehmende Vergesslichkeit. Insbesondere Namen könne er sich nicht mehr so gut merken wie früher. Im Gespräch fällt auf, dass der Patient einen depressiven Eindruck macht und auf Fragen nicht angemessen antwortet.
In einem ersten Schritt werden neben einer körperlichen und neurologisch/psychiatrischen Untersuchung Laborkontrollen, ein EKG und eine Lungenfunktionsprüfung veranlasst. Als Verlaufskontrolle soll der Patient außerdem in regelmäßigen, etwa monatlichen Abständen selbst den MoCA-XpressO-Test durchführen. Zur sicheren differenzialdiagnostischen Abgrenzung wird ein Termin bei einem Neurologen/Psychiater innerhalb von einer Woche vermittelt.
Mit der Labordiagnostik ergeben sich keine neuen Erkenntnisse, auch die Schilddrüsenwerte liegen im Normbereich. Die elektrokardiografische Kontrolle und die Lungenfunktionsprüfung sind ebenfalls unauffällig und die fachärztliche Untersuchung ergibt keinen psychopathologischen Befund.
Fallbeispiel: Abrechnung beim Folgekontakt | |||
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EBM | Legende | Euro | GOÄ |
03221 | Zuschlag zur GOP 03220 für die intensive Behandlung und Betreuung eines Patienten mit mindestens einer lebensverändernden chronischen Erkrankung | 4,96 | 15 |
03242 | Testverfahren bei Demenzverdacht (MoCA- XpressO-Test), bis zu dreimal im Behandlungsfall | 2,85 | 857 |
03230 | Problemorientiertes ärztliches Gespräch, das aufgrund von Art und Schwere der Erkrankung erforderlich ist | 15,86 | 34 |
Der Patient erhält den Hinweis, weiter konsequent die bereits veranlassten Maßnahmen zur Substitution der hypothyreoten Stoffwechsellage einzuhalten. Es bedarf zunächst keiner speziellen Medikation für die geschilderten Symptome, da allenfalls von einer altersbedingten Störung ausgegangen werden kann.
Je nach den Ergebnissen der Verlaufskontrollen anhand des MoCA-XpressO-(Selbst-)Tests soll aber ein frühzeitiges Eingreifen z. B. bei der Entwicklung einer leichten Demenz zunächst durch die Verordnung eines Gingko-Präparats in der Stärke von 240 mg erfolgen.
Ausblick Entbudgetierung
Abrechnungstechnisch ist bedeutend: Alle gezeigten Leistungen werden mit der Entbudgetierung des hausärztlichen Honorars ab Oktober 2025 vollständig in Euro vergütet und bei der neuen Vorhaltepauschale berücksichtigt. Auch die Einstufung einer Hypothyreose als chronische Erkrankung wird verbessert. Da die Versorgungspauschale eindeutig auf chronische Erkrankungen abzielt, die nicht unbedingt eine intensive Patientenbetreuung erforderlich machen, käme sie anstelle der bisherigen Versichertenpauschale zzgl. der Chronikerpauschalen zum Ansatz – auch wenn sich ein gut eingestellter Patient nicht jedes Quartal in der Praxis vorstellt.
Quelle: Medical-Tribune-Bericht