Einzelkämpfer verdienten mehr als Kollegen in Gemeinschaften
Die Gesamteinnahmen in einer hausärztlichen Einzelpraxis betrugen im Jahr 2011 286 100 Euro, in einer Gemeinschaftspraxis erzielte jeder Arzt hingegen 238 000 Euro. Die Kosten lagen mit 136 200 Euro in Einzelpraxen dabei im Vergleich zu Gemeinschaften (103 300 Euro) deutlich höher. Der Einzelkämpfer-Hausarzt erwirtschaftete jedoch noch immer einen höheren Jahresüberschuss (149 900 Euro) als ein Kollege in einem Zusammenschluss (134 800 Euro).
In der fachärztlichen Versorgung hingegen lohnt sich der Zusammenschluss eher: Ärzte in der Einzelpraxis erzielten Gesamteinnahmen von 347 900 Euro, die Aufwendungen betrugen 180 700 Euro bei einem Jahresüberschuss von 167 200 Euro. Ein fachärztlicher Kollege in der Gemeinschaft erzielte hingegen Einnahmen von 414 100 Euro bei Kosten von 219 800 Euro, der Jahresüberschuss betrug unterm Strich pro Facharzt 194 300 Euro.
Das Ergebnis überrascht, zumal betriebswirtschaftliche Berater seit Jahren zum Zusammenschluss von Ärzten raten. Bei Hausärzten scheint dieser Ratschlag – zumindest aus ökonomischer Sicht – falsch zu sein.
Von dem Jahresüberschuss gehen noch die Beiträge zur ärztlichen Altersvorsorge, zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie die Einkommenssteuer ab. Bei Abzug dieser Beiträge bleibt im Schnitt über alle Ärzte ein Netto-Stundensatz von 30 Euro übrig.
Hausärzte erzielten rund 22 % mehr Honorar als Kolleginnen
Obwohl EBM und GOÄ keinen Unterschied machen, ob eine Ärztin oder ein Arzt eine Leistung erbringt, verdienen Kolleginnen in der Regel weniger als ihre männlichen Genossen. Während Hausärztinnen beispielsweise einen Bruttostundenlohn (auf den Jahresüberschuss bezogen) von 51 Euro erzielten, verdiente der männliche Kollege hingegen im Schnitt 62,46 Euro brutto pro Stunde.
Ärztinnen nehmen sich mehr Zeit für Patienten
Das erklärt sich laut Jahresbericht unter anderem damit, dass sich Ärztinnen mehr Zeit für ihre Patienten nehmen als die männlichen Kollegen. Gleichzeitig ist die investierte Arbeitszeit bei Ärztinnen geringer als bei Ärzten. Auch behandeln weibliche Kollegen im Vergleich zu Ärzten durch die Bank weg weniger Privatpatienten.
Die genannten Zahlen stammen aus dem Jahresbericht 2013 des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), das Jahr für Jahr umfassende, wirtschaftliche Daten von Arztpraxen erfragt. In den aktuellen Zi-Praxis-Panel Jahresbericht 2013 flossen Daten von rund 4700 Praxen ein.
Die Ergebnisse der Befragungen dienen der KBV als Datengrundlage, um handfeste Argumente in den jährlichen Honorarverhandlungen mit den Kassen parat zu haben.
Aber auch für Praxisinhaber sind die Zahlen wertvoll, erlauben sie doch einen Vergleich: Wie stehe ich mit meinem Ergebnis da? Liegen meine Kosten im moderaten Bereich (siehe Grafik „Kostenstruktur in allgemeinärztlichen Praxen“)? Behandeln meine Fachkollegen mehr Privatpatienten als ich bzw. könnte ich hier etwas tun, um mehr Privatpatienten zu gewinnen?
Personalkosten stiegen mit plus 8,4 % am meisten
Der aktuelle Jahresbericht 2013 erlaubt auch eine Aussage über die Entwicklung von Einnahmen, Ausgaben und Jahresüberschuss der Ärzte in den Jahren 2009 bis 2011 (siehe Tabelle).
Die Ertragslage der Ärzte stagnierte laut Jahresbericht im genannten Zeitraum. Zwar stiegen die Gesamteinnahmen je Praxisinhaber von 2009 bis 2011 um durchschnittlich 4,1 %.
Gleichzeitig kletterten aber auch die Betriebskosten im Mittel um 5 % nach oben. Insbesondere die Personalkosten (plus 8,4 %) und die Aufwendungen für Material und Labor (plus 8 %) sowie die höheren Kosten für Versicherungen, Beträge und Gebühren (plus 7 %) schmälerten die Einnahmen. Die Aufwendungen der Praxen für Wartung und Instandhaltung (-0,9 %), Abschreibungen (-1,4 %), Leasing und Mieten für Geräte (-7,7 %) sowie Fremdkapitalzinsen (-18,1 %) entwickelten sich hingegen rückläufig. Gerade letztere Zahlen zeigen, dass Ärzte bei Investitionen in die Praxis sehr zurückhaltend agieren.