Osteoporosetherapie Wie lange soll man behandeln?
Antwort: Über Ihre Frage haben Fachleute auch schon nachgedacht, leider gibt es keine „Faustregel“. Als ein sinnvolles Konzept für die Osteoporose-Prävention und -Therapie erscheint mir ein Ansatz von Eisman aus Sydney, den dieser 2005 auf dem ENDO-Kongress in San Diego vorgestellt hat (vgl. Abbildung). Seine Frage „is therapy for life“ – also: sollen wir lebenslang therapieren? – ist für die jungen Patientinnen überwiegend zu verneinen, denke ich.
In der Knochen-Aufbauphase bis 25 – 30 Jahre müssen wir mit dafür sorgen, dass dieser Aufbau adäquat stattfinden kann, sehr vereinzelt ist Therapie prämenopausal indiziert, und mit abnehmender Knochendichte und zunehmendem Lebensalter wird die Therapiedauer jeder Therapiephase länger. Warum sollen wir nicht ausnutzen, dass die Therapieeffekte vorhalten, bei den modernen Substanzen zum Teil jahrelang? Mit zunehmendem Lebensalter und zunehmender Frakturgefahr wird die Dauertherapie häufiger. So könnte ein risikoadaptiertes Konzept aussehen, das jedoch erst durch Studien abgesichert werden müsste.
Konkret zu Ihrer Frage und dem Vorgehen nach fünf Jahren Bisphosphonat-Therapie: Hier wäre ein Erhalt der Knochendichte in der Messung für mich kein Grund, einen Misserfolg anzunehmen, da Bisphosphonate die Knochendichte nicht unbedingt erhöhen, sondern nur weiteren Knochenabbau vermindern. Ist in den fünf Jahren keine weitere Fraktur aufgetreten, ist der/die Patient(in) gut mobil und schmerzfrei, dann wäre auch eine Therapiepause der spezifischen Therapie (unter Weiterführung von Vitamin D und Kalzium) von bis zu einem Jahr meines Erachtens durchaus zu erwägen, und ich praktiziere dies auch bei meinen Patientinnen.
Anschließend wird sich die Fortführung der Therapie wie zuvor nach Risikofaktoren und Nebenwirkungsprofil richten, bei sehr niedriger Knochendichte wäre dann für die Reaktivität des Knochens u. U. eine andere Substanzgruppe und ggf. auch eine osteoanabole Komponente wünschenswert.

PD Dr. med. Vanadin Seifert-Klauss
Interdisziplinäres Osteoporose-Zentrum, Klinikum rechts der Isar der TUM
81675 München
www.mri.tum.de/osteoporosezentrum
Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2012; 34 (6) Seite 48
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.
