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Hausarzt motiviert Kollegen zur Coronaimpfung im Pflegeheim

Niederlassung und Kooperation Autor: Cornelia Kolbeck

Der große Vorteil der Hausarzt-Impfteams ist das bereits bestehende Vertrauen zwischen Ärzten, Betreuern und Patienten. (Agenturfoto) Der große Vorteil der Hausarzt-Impfteams ist das bereits bestehende Vertrauen zwischen Ärzten, Betreuern und Patienten. (Agenturfoto) © iStock/fstop123
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Mecklenburg-Vorpommern gehört, was die Corona-­Impfquote betrifft, zu den Spitzenreitern im Bund. Dazu beigetragen hat die Initiative von Dr. Fabian Holbe. Er unterstützt gemeinsam mit Kollegen das Impfen in Heimen. Die Kühlung der Vakzine sieht er nicht als Problem an.

Wie soll das mit dem Impfen gegen Corona funktionieren, fragte sich Hausarzt Dr. Fabian Holbe angesichts großer Distanzen und einer großen Liste von Pflegeheimen im Land. Er betreut als Hausarzt die Bewohner einer Pflegeeinrichtung in Nordwestmecklenburg. Für ihn lag nahe: „Es wäre doch sinnvoll, wenn die Ärzte in die Heime gehen, wo die alten Leute wissen: ,Das ist der Doktor, den ich kenne und dem ich vertraue – der soll das machen‘“. 

Er fragte bei Kollegen an, ob sie nicht auch bereit wären, im Pflegeheim zu impfen. Dazu telefonierte er erst die umliegenden Heime ab und erkundigte sich nach den Ärzten mit den meisten Patienten: „Es macht ja keinen Sinn, wenn ich in ein Pflegeheim mit fünf verschiedenen Ärzten fünf verschiedene Teams schicke.“

Die Resonanz der Kollegen war positiv, also wandte sich Dr. Holbe an Landrätin Kerstin Weiss  – zuständig für die Impforganisation vor Ort – mit der Bitte, dass alle gemeinsam im Kreis Nordwestmecklenburg zur Unterstützung der mobilen Impfteams tätig sein dürfen. 

Die Genehmigung kam prompt und innerhalb von drei Wochen formierten sich 21 hausärztliche Impfteams, mit jeweils ein oder zwei Kollegen pro Pflegeheim. Am 27. Dezember trafen die erste 975 Impfdosen im Landkreis ein. „Jeder Kollege hat sich dann in der Folgezeit einen halben Tag Zeit genommen und die Erstimpfungen gemacht und jetzt sind wir schon in der Wiederholungsrunde“, berichtet Dr. Holbe. Insgesamt sind etwa 30 Haus­ärzte am Impfen beteiligt, mit dabei sind die Medizinischen Fachangestellten. 

Lagertemperatur in der Praxis: 2–8 °C

Nur die erste Woche sei etwas schwierig gewesen, sagt der Mediziner, denn da sei es um die Aufklärung gegangen. Es gebe Patienten mit Betreuern, hier müsse schriftlich aufgeklärt werden. Und auch die Aufklärung von psychiatrisch kranken Patienten benötige mehr Zeit. Insgesamt zeige sich aber der Vorteil der Hausarzt-Impfteams: „Wir kommen viel schneller an die Betreuer heran und auch an die Heimleitungen, denn man kennt sich und es gibt bereits eine Vertrauensbasis.“

Befragt nach Komplikationen durch Impfstoff, der Ultrakühltemperatur erfordert, winkt Dr. Holbe, der inzwischen auch ehrenamtlicher Impfberater des Landkreises ist, ab. Das sei praktisch kein Problem. Das Prozedere beschreibt er so: Montagmorgen wird der Impfstoff von einem geheim gehaltenen Zentrallager ins Impfzentrum nach Wismar geliefert. Dort sind es schon nicht mehr minus 80 Grad. Angeliefert in den Praxen lässt sich das Vakzin dann bedenkenlos bei zwei bis acht Grad lagern. „Und einen medizinischen Kühlschrank dafür hat praktisch jeder Hausarzt, weil alle schon anderen Impfstoff in produktkonformen Kühlschränken lagern“, so Dr. Holbe. 

Nehme man den Impfstoff aus dem Kühlschrank, blieben noch sechs Stunden bis zum Verimpfen. 

Eine Wirtschaftlichkeitsrechnung will der engagierte Hausarzt fürs Impfen nicht aufmachen. „Ich habe eigentlich von allen Kollegen gespiegelt bekommen: Fürs Geld machen sie es nicht, sondern dafür, wieder ein normales Leben führen zu können.“ Das sei auch seine Motivation. Die allermeisten würden es einfach „als große und wichtige Aufgabe“ ansehen. 

Er selbst sei auch geimpft, sagt Dr. Holbe. Das sei möglich gewesen, weil er im mobilen Impfteam und Notarzt sei. Auch seine MFA sei immunisiert. „Die zweite Impfung tut im Nachhinein etwas mehr weh, das kann ich Ihnen schon sagen“, ergänzt der Arzt mit einem Lachen.  

Fünf Minuten für die Aufklärung reichen aus

Notfälle nach der Impfung habe er nicht erlebt, aber „viele dicke rote Arme“. Eine COVID-Impfung sei eben keine Grippeimpfung, deshalb auch die umfassende Aufklärung. Fünf Minuten Zeit ließen sich hierfür aber einhalten. 

Die Landrätin jedenfalls äußert sich sehr zufrieden über die Hausärzte als „wichtige Stütze bei den Impfbemühungen“. Bei größeren Lieferungen an Impfstoff sieht der Hausärzteverband Mecklenburg-Vorpommern die Kollegen auch in der Verantwortung, sich an der Massenimpfung zu beteiligen. Der Vorsitzende Dr. Jörg Hinniger betont, die Mehrzahl der Hausärzte sei bereit, ältere Menschen in der Praxis oder in der Häuslichkeit zu immunisieren. Hausärzte sähen sich bei ausreichend Impfstoff als „Garant der Kontinuität und Effektivität der ­Impfkampagne“.

Medical-Tribune-Bericht

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