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Einzelpraxis Übernahmekosten seit 2015/16 um 20 % gestiegen

Niederlassung und Kooperation Autor: Michael Reischmann

Auf dem Land gibt es eine Praxis für 70.000 Euro. Auf dem Land gibt es eine Praxis für 70.000 Euro. © Matthias Stolt – stock.adobe.com
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In sechs von zehn Fällen sind es heute Medizinerinnen, die eine Hausarztpraxis gründen. Wobei die Übernahme einer Einzelpraxis weiterhin beliebter ist als der Einstieg in eine Berufsausübungsgemeinschaft.

Als Standesbank hat die Apotheker- und Ärztebank einen guten Einblick in die Finanzierung von Praxisstarts und -einstiegen. Eine anonymisierte Stichprobe von 835 haus- und 2.265 fachärztlichen Existenzgründungen der Jahre 2019 und 2020 wertete die Bank gemeinsam mit dem Zentral­institut für die kassenärztliche Versorgung aus.

Obwohl schon oft totgesagt, sind Einzelpraxen nach wie vor beliebt. Auf sie entfallen im haus­ärztlichen Bereich 55 % der Exis­tenzgründungen – in der Regel per Übernahme. Fachärzte präferieren die Einzelpraxis sogar zu 63 %. Das war auch fünf Jahren zuvor nicht viel anders. Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik bei der Apobank, erklärt die Präferenz für Einzelpraxen auch damit, dass Inhaber bis zu drei Ärzte in Vollzeit einstellen dürfen und somit ebenfalls in kooperativen Strukturen arbeiten können.

Die Großstadt lockt trotz höherer Kosten

38 % der hausärztlichen Existenzgründungen erfolgen in einer Großstadt (ab 100.000 Einwohner), 28 % in einer Mittel- und 24 % in einer Kleinstadt. Nur 10 % zieht es aufs Land – obwohl dort die Einstiegskosten deutlich niedriger sowie die „Praxisüberschüsse in der Regel sehr gut sind und manchmal sogar die der Großstadtpraxen übersteigen“, so Zehnich. In der Großstadt kostete eine hausärztliche Einzelpraxis zuletzt durchschnittlich 117.600 Euro. „Auf dem Land waren es mit rund 70.000 Euro deutlich weniger.“

Im Durchschnitt sind die Gesamt­investitionen für eine haus­ärztliche Einzelpraxisübernahme 2019/20 auf 169.300 Euro gestiegen (2017/18: 146.400 Euro), wobei sich nach Angaben der Bank sowohl die Übernahmepreise (103.800 Euro) als auch die Ausgaben für Modernisierung und Ausstattung (65.500 Euro) erhöht haben. 2015/16 betrugen der Übernahmepreis einer Einzelpraxis im Schnitt nur 90.000 Euro und die Aufwendungen für Medizintechnik, Einrichtung, IT, Modernisierung und Umbau 43.800 Euro, also insgesamt 21 % weniger als 2019/20.

Deutlich tiefer als Allgemeinmediziner und hausärztliche Internisten mussten Fachärzte in die Tasche greifen. Orthopäden hatten mit durchschnittlich 403.700 Euro die höchsten Kosten für den Kauf und die Einrichtung einer Einzelpraxis. Frauenärzte mussten 303.400 Euro hinblättern und fachärztliche Internisten 246.300 Euro.

Fremdkapitalaufnahme zeigt nicht immer das ganze Bild

Teurer als eine Praxisübernahme ist eine Neugründung einer haus­ärztlichen Einzelpraxis. Die kostete 2019/20 im Schnitt 204.900 Euro. Dagegen summierte sich der Beitritt in eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG), weil ein bisheriger Praxisinhaber seinen Anteil an einen neuen Partner verkauft und ausscheidet, lediglich 114.300 Euro. Die komplette Übernahme einer BAG durch mehrere Hausärzte kos­tete pro Inhaber etwa 144.000 Euro. Zehnich schränkt ein, dass sich diese Werte auf von der Apobank finanzierte Existenzgründungen beziehen. Bei kooperativen Strukturen könne es aber auch ohne Fremdkapitalaufnahme laufen, indem z.B. die Kapitalbeteiligung an der Praxis sukzessive aufgestockt wird. Die Neugründung oder Übernahme bzw. den Eintritt oder Beitritt in eine BAG oder Praxisgemeinschaft lockte 45 % der hausärztlichen Exis­tenzgründerinnen und -gründer. 58 % aller Hausarztpraxen werden von Hausärztinnen gestartet. 12 % der frisch Niedergelassenen sind nicht älter als 35 Jahre.32 % sind über 45 Jahre alt. 56 % befinden sich im 36. bis 45. Lebensjahr.

Quelle: Pressemitteilung der Apobank

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