Epididymitis

Definition

Bei der Epididymitis handelt es sich um eine Entzündung des Nebenhodens – ist der Hoden auch mitbetroffen, spricht man von einer Epididymoorchitis. Oft lassen sich klinisch beide Manifestationen nicht klar voneinander abgrenzen.

Die Inzidenz wird auf 25–65 von 10.000 erwachsenen Männer/Jahr geschätzt. Bei älteren Männern tritt die Epididymitis zumeist im Rahmen von Restharn-bedingten Harnwegsinfekten auf – bei jüngeren kommen eher sexuell übertragbare Erreger (z.B. Gonokokken, Chlamydien) als Auslöser in Frage. Eine isolierte Orchitis wird am häufigsten hämatogen durch das Mumpsvirus ausgelöst. Nicht-infektiöse Ursachen sind Trauma, Autoimmunreaktionen oder auch Amiodaron. Auch idiopathische Formen sind bekannt.

Von akuter Epididymitis spricht man bei einer Krankheitsdauer unter sechs Wochen, ansonsten handelt es sich um eine chronische Form. Bei unkompliziertem Verlauf ist die Prognose gut, eine Sterilität ist in der Regel nicht zu befürchten.

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Symptomatik

Lokale Entzündungszeichen am Skrotum:

  • Rötung
  • Schwellung
  • Überwärmung
  • Schmerzen (meist einseitig)

Weitere mögliche Symptome:

  • regionale Lymphknotenschwellung
  • Dysurie
  • Fieber

Mögliche Komplikationen:

  • Abszessbildung
  • Urosepsis
  • Fournier-Gangrän
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Untersuchung

Bei der Untersuchung des Skrotums sieht man lokale Entzündungszeichen und der Patient gibt Schmerzen an.

Positives Prehn-Zeichen: Schmerzlinderung beim Anheben des Skrotums auf der betroffenen Seite (negativ bei Hodentorsion).

Der Kremasterreflex ist seitengleich – im Unterschied zur Hodentorsion.

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Labor
  • Klinik und Anamnese (inkl. Impfungen)
  • Urin-Stix zum Nachweis einer Leukozyturie
  • Urinkultur zum Keimnachweis mit Antibiogramm (ggf. auch PCR)
  • ggf. urethraler Abstrich

Laboruntersuchungen:

  • erhöhte Entzündungswerte (Leukozytose, CRP und BSG↑)
  • bei Verdacht auf Mumps-Orchitis spezifische IgM-Antikörper im Serum

Sonographie des Skrotums

  • typisch ist ein aufgetriebener Nebenhoden, häufig mit Begleithydrozele
  • Ausschluss Hodentorsion und Abzedierung

Duplexsonographie des Hodens

  • typischerweise hyperperfundierter Nebenhoden
  • Ausschluss Hodentorsion mit Durchblutungsstörungen
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Differenzialdiagnostik

Wichtige Differenzialdiagnosen sind u.a.:

  • Hydrozele testis (schmerzlose Größenzunahme ohne Entzündungszeichen)
  • Varikozele testis (schmerzlos, evtl. Venenkonvolut sicht- oder tastbar)
  • Spermatozele testis (schmerzlose Schwellung)
  • Hodentorsion (plötzlich einsetzender starker Hodenschmerz ohne Infektzeichen)
  • Hodentumor
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Pharmakotherapie und nichtinvasive Therapie

Allgemeinmaßnahmen

  • Hochlagerung des Skrotums (Hodenbänkchen) und Kühlung
  • Bettruhe
  • urologische Verlaufskontrollen zum Ausschluss einer Abszedierung

Medikamentöse Therapie

  • Antiphlogistika (z.B. Ibuprofen, bei schweren Verläufen evtl. auch Glukokortikoide)

Bei Verdacht auf eine bakterielle Genese ist eine Antibiotika-Therapie indiziert:

  • Erwachsene mit geringem Gonorrhoe-Risiko (kein urethraler Ausfluss): Fluorochinolon oder Doxycyclin 
  • Erwachsene mit schwerem Verlauf und Beteiligung von Gonokokken: Cephalosporine der 3. Generation plus Azithromycin, anschließend Doxycyclin
  • bei Nachweis von Chlamydien Doxycyclin (2. Wahl Ofloxacin)
  • bei sexuell übertragbaren Erkrankungen ggf. auch Mitbehandlung des Partners

Zusätzliche Maßnahmen:

  • bei hohem Fieber und Verdacht auf Urosepsis stationäre Aufnahme (ggf. Intensivstation)
  • Anlage eines suprapubischen Katheters bei Restharnbildung
Invasive und Interventionelle Therapie

Bei persistierenden Beschwerden oder Abszedierung kann evtl. eine Orchiektomie erforderlich sein.

Prävention

Zur Vermeidung sexuell übertragbarer Erkrankungen sollten Kondome benutzt werden. Eine Mumps-Impfung kann vor der Mumps-Orchitis schützen.

Leitlinien

Grabe et al. : Guidelines on Urologic Infections. European Association of Urology (EAU). Stand März 2015

S2k-Leitlinie 006/023: Akutes Skrotum im Kindes- und Jugendalter

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