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Generika Bodensatz bei der Preisgestaltung erreicht

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Hersteller fordern mehr Planungssicherheit und Anreize für die Produktion von Rabattvertrags-Arzneimitteln. Hersteller fordern mehr Planungssicherheit und Anreize für die Produktion von Rabattvertrags-Arzneimitteln. © iStock/amphotora
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„Wir sehen die Intention der neuen Ampelregierung, den ohnehin extremen Kostendruck im Generikamarkt nicht durch weitere gesetzliche Maßnahmen zu verschärfen“, lobt Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika. Das sei ein wichtiges Signal für die Grundversorgung. Im „Dialog am Mittag“ thematisierte der Verband mit Gästen die derzeitigen Probleme bei der Bereitstellung von Arzneimitteln.

Lieferengpässe bei Arzneimitteln sind schon seit Längerem ein Thema in den Apotheken. Nach Angaben der ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening schaffen es die Apotheken meistens, durch Austausch Versorgungsengpässe zu vermeiden. 85 bis 90 % ihrer Kollegen hätten hier viel zu tun, der Bedarf an Kundenberatung nehme zu. Overwiening begrüßt, dass Apotheker aufgrund der SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung eigenständig über den Austausch von Rabattvertrags-Arzneimitteln entscheiden können. Diese „Beinfreiheit“ sollte nach der Pandemie beibehalten werden.

Man habe es bisher gut geschafft, Liefer- und Versorgungsproblemen zu begegnen, bestätigt Anne-­Kathrin Klemm vom BKK-Dachverband. Nur bei sieben Wirkstoffen habe es Probleme gegeben. Dennoch sei bei den Patienten die Sorge groß beim Wechsel „von der blauen zur orangenen Packung“. Andererseits würden Versicherte auch Arzneimittel bunkern. Liefersicherheit sei für die Kassen ein wichtiges Thema.

Andreas Burkhardt, Vorstand des Unternehmensverbandes Pro Generika, berichtet beispielhaft über den Liefer­engpass beim Zytostatikum Vincristin, einem Produkt, das wegen überschaubarer Margen nicht wirklich attraktiv für einen Hersteller sei, aber medizinisch sehr notwendig. Hier zeige sich ein Spannungsfeld, so Burkhardt. Das Problem beginne beim Wirkstoffhersteller, der nicht mehr produziere, weshalb auch Teva nicht mehr liefern könne. Als Ursache benennt Burkhard, auch Deutschlandchef von Teva, die Preisregulierung. Dies sei kein freier Markt mehr. Es gebe immer weniger Anbieter. Burk­hardt fordert Planungssicherheit und Anreize für die Hersteller. Die Rabattverträge seien zu modifizieren. Der Preis dürfe nicht das einzige Zuschlagskriterium sein.

Die Politik müsse klarstellen, dass gute Versorgung etwas koste oder dass wegen der Preise Arzneimittel nicht mehr verfügbar seien, erklärt Overwiening. Die BKKen setzen bei Ausschreibungen auf eine Mehrfachvergabe, betont Klemm.

Der Preiswettbewerb sei global sehr hart, gibt Thomas Müller, Abteilungsleiter im Bundesgesundheitsministerium, zu bedenken. Man könne bei kritischen Arzneimitteln gegensteuern, z.B. mit Abnahmegarantien oder Zuschüssen. Lieferengpässen müsse auch auf europäischer Ebene entgegengewirkt werden. 

Bei Generika sei der „Bodensatz“ bei der Preisgestaltung erreicht. Allerdings: Wenn bei einem Rabattarzneimittel für einen Hersteller nur ein Cent pro Tablette übrig bleibe, heiße das noch nicht, dass dieser nicht mehr produzieren könne.

Quelle: Pro Generika: Dialog am Mittag

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