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Ein Hoch der Forschung!

Aus der Redaktion Autor: Birgit Maronde

© MT
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Sind alle Studien wirklich sinnvoll? Und sind die Erkenntnisse immer wirklich so überraschend? Mit diesen Fragen rund um medizinische Studien beschäftigt sich diesmal unser Kommentar aus der Redaktion.

Unter Akne zu leiden, macht junge Menschen so richtig glücklich, mit jedem Blick in den Spiegel steigen Selbstbewusstsein und Lebensqualität! Auch osteoporotische Frakturen älterer Menschen, vor allem die von Wirbelkörpern, Oberschenkelhals und Rippen, sind langfristig gesehen ein Wohlfühlfaktor. Glauben Sie nicht? All Ihre Erfahrung und auch der viel zitierte gesunde Menschenverstand sprechen eindeutig gegen diese Aussagen?

Recht haben Sie, denn tatsächlich ist jeweils das Gegenteil der Fall: Akne belastet vor allem Frauen psychisch, sie fühlen sich stigmatisiert, was sich je nach Ausprägung mit Schlafstörungen, Kopfschmerzen und gastrointestinalen Problemen bemerkbar machen kann. Und gebrochene Knochen führen bei Senioren ... Sie können es sich denken.

Doch einfach nur beobachten und daraus seine Schlüsse ziehen, reicht beim Thema Lebensqualität nicht aus. Studien müssen her, um ganz offensichtliche Zusammenhänge zu bestätigen. Im oben genannten Akne-Fall gelang dies zwei irischen Wissenschaftlern durch eine multiple Regressionsanalyse der Daten von 271 Aknepatienten. Zur bahnbrechenden Frakturerkenntnis kamen immerhin 16 (!) Kollegen einer kanadischen Osteoporose-Forschungsgruppe. Sie hatten die Akten von mehr als 7700 Patienten ausgewertet. Was ein Aufwand für nix, der auch noch Forschungsgelder verschluckt, die in anderen Projekten mit Sicherheit besser aufgehoben wären.

Zum Beispiel in einer Studie der Uni Witten/Herdecke, die vor Kurzem Schlagzeilen machte. Wie im Spiegel zu lesen war, gingen Kollegen gleich mehrere Jahre lang der spannenden Frage nach, was an dem Spruch „Bier auf Wein, lass das sein“ dran ist. Unzweifelhaft ein drängendes medizinisches Problem, das mit einer (steuergeldfinanzierten?) Studie gelöst werden musste. Was dabei herauskam? Für einen Kater ist es völlig wurscht, in welcher Reihenfolge man zu viel trinkt. Ach, ja! Die Studie hat es übrigens ins American Journal of Clinical Nutrition geschafft – ist ja auch was.

Birgit Maronde
Chefredakteurin Medical Tribune

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