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Millionenspritze Ethische Verantwortung in der Onkologie im Fokus zehn neuer Förderprojekte

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Auch in der Beratung von Krebspatient:innen spielen ethische Aspekte eine wichtige Rolle. Auch in der Beratung von Krebspatient:innen spielen ethische Aspekte eine wichtige Rolle. © Photographee.eu – stock.adobe.com
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Schon seit vielen Jahren unterstützt die Deutsche Krebshilfe (DKH) diverse nichtkommerzielle Forschungsprojekte. Neu ist das Förderprogramm „Ethische Verantwortung in der modernen Krebsmedizin“. Zehn Forscherteams können sich über jeweils sechsstellige Zuschüsse freuen.

Forschungförderung ist ein zentrales Anliegen der Deutschen Krebshilfe (DKH). Nur über wissenschaftliche Erkenntnisse könne die Versorgung der Patienten verbessert werden, betont der DKH-Vorstandsvorsitzende Gerd Nettekoven. Rund 74 Mio. Euro für 33 Projekte hat die Stiftung in den letzten drei Jahren zur Förderung pharmaunabhängiger akademischer Studien, der Grundlagenforschung und der Translation zur Verfügung gestellt. Unterstützt würden „visionäre Projekte in der Krebsforschung“, die von staatlichen Organisationen aufgrund finanzieller Risiken nicht aufgegriffen würden, so Nettekoven. Es sei immer die Stärke der DKH gewesen, Programme solcher Art anzugehen. Die generierten Erkenntnisse beispielsweise zu Erwachsenen mit Leukämie, Hodgkin-Syndrom oder Rektumkarzinom hätten zu einer deutlichen Verbesserungen in der Krebsbehandlung geführt.

Auf Initiative des Fachausschusses Versorgung hat die DKH in diesem Jahr ein neues Förderprogramm mit interdisziplinärem Ansatz zum Thema „Ethische Verantwortung in der modernen Krebsmedizin“ aufgelegt. Mit diesem Thema habe die DKH „wieder einmal ins Schwarze getroffen“, so Nettekoven. Nach der Ausschreibung seien 41 Antragsskizzen eingereicht worden. Letztendlich hätte für zehn Projekte eine Förderung bestätigt werden können. Das Fördervolumen betrage insgesamt rund 3,8 Mio. Euro. 

Von der deutschen Krebshilfe geförderte Projekte

  • EMBrACe – Patientenermächtigung durch Kompetenz: Über die Abwesenheit von Krebs hinaus Gesundheit erzielen. 2021–2025, 450.000 Euro
  • Verbesserung der Qualität von Gesprächen zwischen Ärzt:innen, El­tern und Patient:innen in der Kinderonkologie im interkulturellen Kontext. 2021–2024, 429.611 Euro
  • Exploration des Spannungsfeldes „Patient und Ökonomie“ in der Onkologie – eine Mixed-Method-Studie zu ökonomischen Einflüssen auf Therapieentscheidungen, 2021–2024, 350.000 Euro
  • Eskalation, Erhaltung, Enthaltung: ethisch fundierte Strategien zur partizipativen Abwägung von Risiken und Nutzen therapeutischer Konzepte bei gynäkologischen Tumoren und beim kolorektalen Karzinom. 2021–2024, 491.400 Euro
  • E-Health = better health? Ethik und Motivationspsychologie in der digitalen Krebsprävention – Scheininformiertheit vs. evidenzbasierte Wissensvermittlung. 2021–2023, 297.373 Euro
  • Unterstützung der Entscheidungsfähigkeit in onkologischen Grenzsituationen. Entwicklung und Pilotierung einer multimodalen Intervention für vulnerable Patient*innen 2021–2024, 300.000 Euro
  • Förderung der partizipativen Entscheidungsfindung in der geriatrischen Onkologie – ethisch verantwortungsvoll gemeinsam entscheiden. 2021–2024, 350.000 Euro
  • ASTENZ – Assisting tools zur Stärkung der Patientenkompetenz für Therapiezielfindungsgespräche und gesundheitliche Vorsorgeplanung bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen. 2021–2024, 350.000 Euro
  • Fertilitätserhaltende Maßnahmen bei jungen Patient:innen mit Krebserkrankung – ethische und psychosoziale Aspekte von Aufklärung und Einwilligung. 2021–2024, 350.000 Euro
  • Kartierung und Umgang mit ökonomischen Einflussfaktoren bei der Behandlung von Krebspatienten (ELABORATE) – ein Verbundprojekt mit Medizinethik, Onkologie und Gesundheitsökonomie. 2021–2024, 393.002 Euro

„Wir bewegen uns nicht mehr in einem Ökonomie-freien Raum“, sagte Professor Dr. Wolf-Karsten Hofmann, Vorsitzender des Fachausschusses Versorgung. Man kenne die Probleme der ambulanten und stationären Abrechnung. Mit einer Entscheidung zugunsten eines bestimmten Krebskranken – „wir reden hier [...] von 80.000 Euro, die nicht abgebildet sind in der Vergütung“ – sei praktisch die Finanzierung einer Assistentenstelle für ein Jahr gestrichen. Die Diskussion mit Krankenhausverwaltung und Geschäftsführung sei entsprechend geprägt. Wirtschaftliche Aspekte spielten eine viel größere Rolle als „das Bestmögliche“, was man Patienten zukommen lassen könne. 

Medizinische Entscheidungen und Ethik sind verknüpft

Das sei eine pointierte Darstellung, aber die Verflechtungen mit der Ökonomie beschäftigten eben sehr stark, so Hofmann. Die Krebsmedizin sei ein kostenintensives Fach.  Sie habe wunderbare Erfolge erzielt, „aber wir müssen uns eben darüber Gedanken machen, wie wir sorgfältig mit diesen Ressourcen auch in Zukunft umgehen können, damit eben – ethisch und moralisch zu verantworten – auch alle Patienten mit Krebserkrankung davon profitieren“.

Medizinische Entscheidungen sind laut der Krebsspezialisten meist mit ethischen Fragestellungen verknüpft. Das betrifft auch die Auseinandersetzung mit der Problematik im Arzt-Patienten-Gespräch und die Berücksichtigung der laut Hofmann „unglaublichen Fülle an Informationen“. Alles sei gemeinsam mit den Patient:innen aufzuarbeiten, sodass diese die therapeutischen Optionen bis ins Detail verfolgen können. „Nur wenn wir das gemeinsam über den sehr langen Weg begleiten, werden wir erfolgreich sein“, so der Arzt.

Quelle: Pressegespräch der Deutschen Krebshilfe

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