HPV-Impfung Quote zeigt deutliche Defizite

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Weniger als die Hälfte der 15-Jährigen ist gegen HPV geimpft – besonders wenige Jungen. Weniger als die Hälfte der 15-Jährigen ist gegen HPV geimpft – besonders wenige Jungen. © Vagengeim – stock.adobe.com

Nicht einmal jedes zweite 15-jährige Mädchen in Deutschland ist gegen das Humane Papillom Virus (HPV) geimpft. Noch schlechter ist der Anteil bei den Jungen. Bis zur Herdenimmunität ist es noch ein weiter Weg.

Die Impfquoten gegen HPV zeigen kaum Fortschritte, wie eine aktuelle Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) belegt. So lag die Impfquote bei AOK-Versicherten 15-jährigen Mädchen im dritten Quartal 2024 bundesweit bei nur 49,5 % und damit knapp einen Prozentpunkt niedriger als im dritten Quartal 2023 (50,2 %). 

„Die Bundesrepublik ist noch sehr weit von dem erklärten Ziel der Weltgesundheitsorganisation entfernt, nach welchem bis 2030 mindestens 90 % der 15-jährigen Mädchen gegen HPV geimpft sein sollen“, kommentiert WIdO-Geschäftsführer Dr. David Scheller-Kreinsen die Zahlen. Deutlich werden in der Auswertung aber auch starke regionale Unterschiede. So waren in Bremen im dritten Quartal 2024 32,9 % der 15-jährigen Mädchen vollständig gegen HPV geimpft, in Sachsen-Anhalt jedoch 65,7 %. Und auch in den anderen östlichen Bundesländern (ohne Berlin) sind die Impfquoten mit mindestens 60 % deutlich höher als in den westlichen mit im Schnitt 47 %.

Das WidO erinnert daran, dass die HPV-Impfung vor Infektionen mit Hochrisiko-Stämmen der HP-Viren schützt, die überwiegend bei sexuellem Kontakt übertragen werden und bei anhaltender Infektion im Verlauf der Zeit Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Verwiesen wird auf Zahlen des Zentrums für Krebsregisterdaten. Nach diesen erkrankten im Jahr 2022 4.388 Frauen neu am Zervixkarzinom, 1.413 Frauen starben in diesem Jahr daran.

Da die Impfung besonders dann effektiven Schutz bietet, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgt ist, sind die Impfquoten der 15-Jährigen besonders relevant. Auch darauf verweist das WidO und erklärt, dass für einen vollständigen Schutz in der Gruppe der 9- bis 15-Jährigen zwei Impfungen nötig sind. Eine verpasste Nachholimpfung wäre aber auf Kosten der gesetzlichen Krankenkassen bis zum 18. Geburtstag möglich.  

HPV-Impfquote bleibt verbesserungswürdig

„Wenn man nicht nur auf die WHO-Zielmarke der 15-Jährigen vollständig Geimpften schaut, sondern den Blick etwas erweitert, fallen die Zahlen etwas positiver aus“, relativiert Dr. Scheller-Kreinsen. Nehme man die „nur einmal“ Geimpften hinzu, liege die Impfrate bei den 15-Jährigen immerhin bei 61 %. Es müsse hier allerdings darauf hingearbeitet werden, dass bis zum 18. Lebensjahr noch Impfserien abgeschlossen bzw. nachgeholt werden.

Von der Herdenimmunität ist Deutschland auf jeden Fall noch weit entfernt, obwohl seit 2018 auch die HPV-Impfung für Jungen eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen ist. Vollständig geimpft waren im dritten Quartal 2024 laut WIdO-Auswertung nur 30 % der Jungen, mindestens einmal geimpft waren 40 %. Auch hier zeigen sich aber regionale Unterschiede. „Während die Impfquote in Sachsen-Anhalt zwischen 2019 und 2024 von 7 auf 47 % stieg, hat sie im gleichen Zeitraum in Bremen nur von einem auf 18 % zugenommen“, meldet das WidO. Die Impfung der Jungen schützt vor der Entstehung von Anal-, Penis- und bösartigen Schleimhauttumoren des Mundrachenraumes, sie schützt zudem vor einer Übertragung von Hochrisiko-Viren durch Geschlechtsverkehr.

Auch im Vergleich zu Europa machen die deutschen Zahlen ein erhebliches Aufholpotenzial deutlich. Deutschland landete mit seiner Impfbilanz bei 15-jährigen Mädchen 2023 auf Platz 19 im Vergleich. Die vorderen Plätze wurden von Island, Norwegen, Portugal, Spanien und Schweden mit einer Impfquote von 96 bis 85 % erreicht. „Sowohl die Varianz in Europa wie auch innerhalb Deutschlands zeigt, dass für HPV-Impfungen als Präventionsmaßnahme noch viel Luft nach oben ist“, so der WidO-Geschäftsführer.

Quelle:
WidO-Pressemeldung