Auch für die Kleinsten

Friederike Klein

Bisher waren nur Kinder über drei Jahren in die Studie eingeschlossen worden. Bisher waren nur Kinder über drei Jahren in die Studie eingeschlossen worden. © iStock/youngvet

In die Zulassungsstudie für Tisagenlecleucel konnten nur pädiatrische Patienten mit akuter lymphatischer B-Zell-Leukämie ab drei Jahren eingeschlossen werden. Dass auch noch kleinere Kinder von der Therapie profitieren können, legen retrospektive Daten nahe.

In der Zulassungsstudie des CAR-T-Zell-Präparats Tisagenlecleucel waren nur Kinder im Alter von mindestens drei Jahren eingeschlossen. In einer retrospektiven Auswertung wurden nun Daten von 30 Kindern mit akuter lymphatischer B-Zell-Leukämie (B-ALL) ausgewertet, die in einem Alter unter drei Jahren (median 4,4 Monate) an einem von 15 europäischen Zentren für eine Therapie mit Tisagenlecleucel vorgesehen waren.

Im Median hatten die Kinder zwei Vortherapien erhalten, elf Patienten auch schon den BiTE-Antikörper Blinatumomab, sieben Inotuzumab. Nach der retrospektiven Auswertung konnten 27 von ihnen eine Infusion des autologen T-Zell-Produkts erhalten, 26 waren bezüglich des Verlaufs auswertbar, berichtete Dr. Sara Ghorashian vom UCL Great Ormond Street Institute of Child Health in London.

Gesamtüberlebensrate nach zwölf Monaten von fast 90 %

Nur zwei Betroffene sprachen nicht auf die CAR-T-Zell-Therapie an, so die Referentin. 24 Kinder wiesen eine Komplettremission (CR) mit oder ohne komplette hämatologische Erholung auf und waren frei von messbarer minimaler Resterkrankung. Die Rate des ereignisfreien Überleben (EFS) lag nach sechs Monaten bei 67 %, nach zwölf Monaten bei 58 %, was den Daten der ELIANA-Studie ähnelt (73 % bzw. 50 %). Die Gesamtüberlebensrate nach zwölf Monaten betrug 88 % (vs. 76 %).

Die Auswertung des Zytokinfreisetzungssyndroms (CRS) erfolgte anhand der Definition des ASTCT-Konsensus2, sodass die Ergebnisse hierzu nicht direkt mit der ELIANA-Studie vergleichbar waren. Einen Grad ≥ 3 erreichte ein CRS danach nur bei zwei Kindern (10 %). Tocilizumab wurde bei 14 % der Patienten eingesetzt – deutlich seltener als in ELIANA (37 %). Eine Intensivbehandlung war wegen eines CRS seltener notwendig (22 % vs. 47 %) und war kürzer (median 2 Tage vs. 7 Tage). Günstig waren auch die Ergebnisse hinsichtlich der Neurotoxizität, die nur in einem Fall (5 %) einen Grad ≥ 3 erreichte (vs. 13 %). Höhergradige Zytopenien traten in jeweils 36 % auf.

Bislang entwickelten sechs Teilnehmer ein Rezidiv, zwei davon CD19-negativ. Fünf Kinder wurden einer Stammzelltransplantation (SCT) unterzogen, zwei aufgrund einer B-Zell-Erholung, zwei nach Rezidiv und in einem Fall als geplante Zusatztherapie.

Tolerabilität scheint besser als bei Älteren

Alles in allem sind die krankheitsbezogenen Ergebnisse der Therapie mit Tisagenlecleucel bei Kindern in den ersten drei Lebensjahren mindestens so gut wie in ELIANA, betonte Dr. Ghorashian. Dabei scheine die Tolerabilität in der Gruppe der jüngsten Patienten sogar besser zu sein. Die Ergebnisse unterstützen daher nach ihrer Einschätzung den Einsatz von CAR-T-Zellen bei Kindern mit B-ALL unter drei Jahren. Entsprechende Ergebnisse in der weiteren Beobachtung vorausgesetzt hat ihrer Ansicht nach die CAR-T-Zell-Therapie der B-ALL das Potenzial, die SCT mit ihren teils gravierenden Langzeitfolgen in dieser Patientenpopulation abzulösen. 

Quellen:
1. Ghorashian S et al. EHA2021 virtual; Abstract S116
2. Lee DW et al. Biol Blood Marrow Transplant 2019; 25: 625–638; DOI: 10.1016/j.bbmt.2018.12.758
EHA2021 virtual

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Bisher waren nur Kinder über drei Jahren in die Studie eingeschlossen worden. Bisher waren nur Kinder über drei Jahren in die Studie eingeschlossen worden. © iStock/youngvet