CRC: Bei älteren Patient:innen scheint Zurückhaltung mit Oxaliplatin geboten
Von einer Oxaliplatin-haltigen Chemotherapie profitieren vor allem jüngere CRC-Patient:innen unter 70 Jahren.
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Bei Kolorektalkarzinomen im Stadium II/III hat sich eine Resektion mit adjuvanter Chemotherapie als Standard etabliert. Kontrovers diskutiert wird jedoch hier die Chemotherapie, insbesondere mit Oxaliplatin zusätzlich zu fluoropyrimidinbasierten Regimen. In einer retrospektiven Kohortenstudie mit mehr als 8.500 Patient:innen prüften deshalb Prof. Dr. Dr. Jun Woo Bong, Korea University Guro Hospital, Seoul, und weitere Forschende, welche Rolle das Alter für den Nutzen des Platinderivats spielt.
Alle Teilnehmenden wiesen ein CRC im Stadium II (34,0 %) oder III (65,9 %) auf. Sie hatten nach kurativ intendierter radikaler Resektion eine adjuvante Chemotherapie mit CAPOX/FOLFOX/mFOLFOX oder ohne Oxaliplatin (Capecitabin, Fluorouracil plus Leucovorin) erhalten. Erkrankte, die mehr als 70 Jahre zählten, wurden mehr als viermal öfter platinfrei behandelt (38,6 % vs. 8,9 %).
Kein Überlebensvorteil durch Oxaliplatin bei Stadium II
Im Stadium II beeinflusste Oxaliplatin die Überlebenschancen Behandelter nicht, egal welcher Altersgruppe. Bei weiter fortgeschrittenen Tumoren schien der Nutzen der Therapieintensivierung wiederum altersabhängig: Für Betroffene ≤ 70 Jahre mit Stadium-III-Befund ging das Platinderivat mit einem signifikanten OS-Vorteil einher (aHR 0,59; 95%-KI 0,46–0,77; p < 0,001). Nach fünf Jahren lebten noch 84,8 % mit und 78,1 % ohne Oxaliplatin (p = 0,003). In der Gruppe der Über-70-Jährigen zeigte sich hingegen kein signifikanter Unterschied im Gesamtüberleben.
Ältere brechen häufiger Chemotherapie mit Oxaliplatin ab
Teilnehmende jenseits dieser Altersgrenze, die Oxaliplatin erhielten, brachen signifikant häufiger ihre Chemotherapie ab als bei platinfreien Regimen (39,9 % vs. 33,4 %; aOR 1,55, 95%-KI 1,19–2,03; p = 0,001). Für jüngere Patient:innen galt dies nicht, zudem lag ihre Abbruchrate grundsätzlich geringer (Stadium III: ≤ 70 Jahre 23,9 % vs. > 70 Jahre 37,4 %; p < 0,001).
Prof. Bong und Kolleg:innen fassen zusammen, dass die Hinzunahme von Oxaliplatin zu einer fluoropyrimidinhaltigen Chemotherapie nur Stadium-III-Erkrankten bis zum Alter von 70 Jahren einen Überlebensvorteil bot. Ältere hatten keinen signifikanten Zusatznutzen und es kam unter ihnen zu einer erhöhten Abbruchrate. Dies verdeutliche, wie wichtig es sei, die Behandlung Betagter individuell zu planen und dabei geriatrische Assessments einzubeziehen, um zu beurteilen, wer von aggressiven Interventionen profitiert.
Lässt sich die Dosis reduzieren oder die Gabe verkürzen?
Die Autor:innen verweisen auch auf Studienergebnisse, nach denen sich die Dauer der Chemotherapie im hohen Alter möglicherweise auf drei Monate verkürzen oder die Dosisintensität anpassen lässt. Beides könnte potenziell die Toxizitäten platinhaltiger Regime reduzieren. Für CRC-Patient:innen im Stadium II brauche es andererseits eine bessere Risikostratifizierung für adjuvante Therapieentscheidungen.
Quelle:
Bong JW et al. JAMA Netw Open 2025; 8: e2525660; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2025.25660
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