Nivolumab + Ipilimumab als Standard bei dMMR/MSI-H mCRC bestätigt

ESMO 2025 Friederike Klein

Der Anteil Erkrankter, der drei Jahre lang progressionsfrei überlebte, lag mit der CPI-Kombination 13 Prozentpunkte höher. Der Anteil Erkrankter, der drei Jahre lang progressionsfrei überlebte, lag mit der CPI-Kombination 13 Prozentpunkte höher. © Juan Gärtner - stock.adobe.com

CheckMate 8HW etablierte die kombinierte Immuntherapie mit Nivo + Ipi beim dMMR/MSI-H mCRC. Der Vergleich zu Nivolumab allein in der Erstlinie stand noch aus und offenbart einen klaren Trend beim PFS, der aber die Signifikanz knapp verfehlte.

Die Studie CheckMate 8HW etablierte die kombinierte Immuntherapie mit Nivolumab und Ipilimumab (Nivo + Ipi) als eine Standardbehandlung beim mCRC mit defizientem Mismatch-Repair und/oder hoher Mikrosatelliten­instabilität (dMMR/MSI-H), erinnerte Prof. Dr. Sara Lonardi, Istituto Oncologico Veneto, Padua.1 Es war bereits gezeigt worden, dass Nivo + Ipi das PFS in der Erstlinientherapie signifikant gegenüber einer Chemo verlängert. Über alle Therapielinien hinweg führte die Kombi auch zu einem signifikant längeren PFS als Nivolumab allein, aber der Vergleich in der Erstlinie stand noch aus. Wie die Referentin berichtete, verfehlte der Unterschied hier knapp die statistische Signifikanz.

Risiko für Progress oder Tod lag 31 % geringer 

Nach median 50,1 Monaten zeigte sich in der Erstlinie ein numerischer Vorteil für die Immuntherapiekombination. Im Nivo-Ipi-Arm war das mediane PFS noch nicht erreicht und betrug im Nivo-Arm 60,8 Monate. Die HR lag bei 0,69 (95%-KI 0,18–0,99), der p-Wert überschritt die vorab definierte Signifikanzschwelle aber geringfügig. „Ist das von Bedeutung?“, fragte Prof. Dr. ­Sharlene Gill, University of British Columbia, Vancouver, bei der Diskussion der Ergebnisse.2 Angesichts der Größenordnung des Vorteils zugunsten von Nivo + Ipi fand sie das nicht. Der Anteil der Patient:innen, die drei Jahre ohne Progress überlebten, war mit der Prüfkombination um 13 % höher als mit Nivo-Monotherapie (71 % vs. 58 %). Nach vier Jahren betrug der Unterschied 10 % (65 % vs. 55 %). Das sei klinisch bedeutsam, betonte die Diskutantin. 

Mehr Toxizitäten, mehr Responder:innen

Ebenso fiel die Gesamtansprech­rate in der Erstlinienbehandlung mit kombinierter Immuntherapie höher aus als mit CPI-Monotherapie (73 % vs. 61 %). Ein Komplettansprechen ließ sich bei 35 % der Patient:innen im Kombinations- und 31 % der Patient:innen im Nivo-Arm beobachten. Die mediane Ansprechdauer war in beiden Armen weiter nicht erreicht. Einen Progress ohne Response entwickelten mit Nivo + Ipi weniger Erkrankte als mit Nivolumab (11 % vs. 16 %). 

Was bedeuten die Ergebnisse für die Zukunft?

Die aktuellen Ergebnisse der Studie CheckMate 8HW unterstützen weiterhin die kombinierte Immuntherapie mit Nivo + Ipi als Standard in der Erstlinientherapie von Patient:innen mit mCRC und dMMR/MSI-H, schloss Prof. Gill. Welchen Beitrag zukünftig die Chemotherapie mit mFOLFOX6 plus Bevacizumab kombiniert mit einer Immuntherapie hat, wird die ­COMMIT-Studie zeigen. In ihr vergleichen Forschende Atezolizumab als Monotherapie und in Kombination mit der Chemotherapie in der Erstlinie bei Patient:innen mit mCRC und dMMR/MSI-H. Wichtig bleibe, zu identifizieren, wer von der Monotherapie mit einem PD1-Inhibitor profitiert, um denjenigen, die damit gut versorgt sind, die Toxizität der kombinierten Immuntherapie zu ersparen. Kandidaten für Biomarker sind laut Prof. Gill inflammatorische Gensignaturen, eine hohe Tumormutationslast und das Ausmaß der Mikrosatelliteninstabilität.

Die Toxizität der kombinierten Immuntherapie schien höher, aber es traten keine bislang unbekannten unerwünschten Ereignisse (UE) auf. Grad-3/4-UE wurden mit Nivo + Ipi bei 24 % und mit Nivo bei 17 % berichtet. Der Anteil schwerer UE des Grads 3/4 lag in den Gruppen bei 16 % respektive 8 %. 17 % der Patient:innen beendeten die Behandlung mit Nivo + Ipi wegen Toxizitäten, während der Anteil unter Monotherapie bei 8 % lag.

Prof. Lonardi stellte auch eine beschreibende vorläufige Analyse des Gesamtüberlebens nach median 55,1 Monaten über alle Linien hinweg vor. Das mediane OS war in beiden Armen noch nicht erreicht, die HR betrug 0,61 zugunsten von Nivo + Ipi (95%-KI 0,45–0,83). Die Drei-Jahres-OS-Rate erreichte mit der Dublette 81 %, mit Nivo 69 %. Die Vier-Jahres-OS-Rate lag bei 78 % bzw. 65 %. 

Quellen:

1.    Lonardi S. ESMO Congress 2025; LBA29

2.    Gill S. ESMO Congress 2025; Invited Discussant LBA29 and 729O
 

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Der Anteil Erkrankter, der drei Jahre lang progressionsfrei überlebte, lag mit der CPI-Kombination 13 Prozentpunkte höher. Der Anteil Erkrankter, der drei Jahre lang progressionsfrei überlebte, lag mit der CPI-Kombination 13 Prozentpunkte höher. © Juan Gärtner - stock.adobe.com