CDK4/6-Inhibitoren und ADC können organerhaltende Operation erleichtern

ASCO 2025 Josef Gulden

Neue Kombinationstherapien könnten das Behandlungsergebnis bei muskelinvasivem Blasenkarzinom nach neoadjuvanter Chemotherapie verbessern. Neue Kombinationstherapien könnten das Behandlungsergebnis bei muskelinvasivem Blasenkarzinom nach neoadjuvanter Chemotherapie verbessern. © Tom – stock.adobe.com

Personen mit muskelinvasivem Blasenkarzinom erhalten standardmäßig eine neoadjuvante Chemotherapie. CDK4/6-Inhibitoren oder eine Kombination aus einem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat und einem CPI könnten das Ergebnis verbessern.

Bis zu 40 % der Patient:innen mit muskelinvasivem Blasenkarzinom (MIBC) sind für die neoadjuvante Standardchemotherapie auf Cisplatinbasis nicht geeignet. Befunde, wonach es bei diesen Tumoren häufig zu Anomalien im Zellzyklus kommt, legen nahe, dass CDK4/6-Inhibitoren hier präoperativ eine Rolle spielen könnten. In der Phase-1-Studie CLONEVO wurden deshalb 20 Erkrankte für vier bis acht Wochen mit Abemaciclib behandelt. DNA- und RNA-Analysen von vor und nach dieser Therapie entnommenen Gewebeproben sollten das Ansprechen darauf dokumentieren.

Wie Prof. Dr. Bishoy Morris Faltas, Weill Cornell Medicine, New York, berichtete, unterzogen sich alle bis auf drei Personen hinterher einer radikalen Zystektomie.1 Drei von 16 auswertbaren Teilnehmenden (18,8 %) erzielten eine pathologische Komplettremission, bei weiteren fünf (31,3 %) wurde ein Downstaging dokumentiert. Die Verträglichkeit war so, wie man es nach den bisherigen Erfahrungen mit Abemaciclib erwarten konnte.

Dass Abemaciclib auf den Tumor wirkte, zeigte sich an einer deutlichen Reduktion der Phosphorylierung des RB1-Onkoproteins. Auch die Häufigkeit somatischer Mutationen im Krebsgewebe nahm signifikant um ein Fünftel ab (p = 0,04), ebenso der Anteil an zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA; um 28,6 %). Am stärksten ging die Tumorfraktion in der ctDNA bei Patient:innen mit CCND1-Amplifikation zurück, was für dieses Gen eine Rolle als Response-Biomarker nahelegt. Auch weitere genetische Tumormarker waren nach der Abemaciclibtherapie reduziert; vor allem schien die E2F-abhängige Zellproliferation vermindert zu werden. Darüber hinaus verhinderte der CDK4/6-Inhibitor offenbar die homologe Rekombinationsreparatur doppelsträngiger DNA-Brüche.

Abemaciclib sequenziell einsetzen

Wie Prof. Faltas erläuterte, deuten erste Ergebnisse auf die Wirksamkeit von Abemaciclib in sequenziellen Protokollen mit DNA-schädigenden Medikamenten wie Enfortumab-Vedotin hin. Der CDK4/6-Inhibitor könnte verhindern, dass die durch das Toxin verursachten Doppelstrangbrüche in den Tumorzellen erfolgreich repariert werden. Das soll nun in Studien geprüft werden.

Organerhaltend operieren nach Immuntoxin und CPI

Forschende um Prof. Dr. Andrea Necchi, IRCCS San Raffaele Hospital, Mailand, prüften in der Phase-2-Studie SURE-02 ebenfalls eine neue neoadjuvante Behandlungsstrategie beim MIBC: nämlich die Gabe des Antikörper-Toxin-Konjugats (ADC) Sacituzumab-Govitecan in Kombination mit dem PD1-Inhibitor Pembrolizumab.2 Monotherapien mit beiden Substanzen vor radikaler Zystektomie hatten sich in kleinen Studien bereits als vielversprechend erwiesen. Je nach Ansprechen auf die Kombination wurde in SURE-02 nun versucht, möglichst organerhaltend mit einer erneuten transurethralen Resektion zu operieren. Im Anschluss daran erhielten die Patient:innen noch adjuvantes Pembrolizumab.

Von 63 bislang Behandelten sind 36 auswertbar, berichtete Prof. Necchi. 16 von ihnen (44,4 %) erzielten nach der neoadjuvanten Therapie eine klinische Komplettremission und sie konnten alle transurethral reseziert werden. Bei 20 Personen (55,6 %) war pathologisch ein Tumor mit ypT ≤ 1N0–x darstellbar. Insbesondere Patient:innen mit dem genetischen luminalen Subtyp des Blasenkarzinoms wiesen mit 73 % vs. 25 % dreimal häufiger eine pathologische Komplettremission auf als jene mit nicht-luminalem Tumor (p = 0,04).

Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass eine neoadjuvante Strategie mit einem ADC und einem CPI es ermöglicht, bei der Mehrzahl der Erkrankten mit nicht metastasiertem MIBC ein organerhaltendes Vorgehen zu versuchen. Vor allem der luminale Subtyp dieses Tumors scheint besonders gut auf Sacituzumab-Govitecan anzusprechen.

Quellen:
1. Faltas BM. 2025 ASCO Annual Meeting; Abstract 4520
2. Necchi A. 2025 ASCO Annual Meeting; Abstract 4518

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Neue Kombinationstherapien könnten das Behandlungsergebnis bei muskelinvasivem Blasenkarzinom nach neoadjuvanter Chemotherapie verbessern. Neue Kombinationstherapien könnten das Behandlungsergebnis bei muskelinvasivem Blasenkarzinom nach neoadjuvanter Chemotherapie verbessern. © Tom – stock.adobe.com