NSCLC im inoperablen Stadium III: Fördert Neoadjuvanz die Resektabilität?
Eine Chemoimmuntherapie kann bei ursprünglich inoperablem NSCLC Stadium III die Chance auf eine Resektion erhöhen.
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Auf dem World Congress on Lung Cancer (WCLC) stellte Dr. Biagio Ricciuti, Dana-Farber Cancer Institute, Boston, eine multizentrische Kohortenstudie vor, in die 112 Patient:innen mit
- neu diagnostiziertem NSCLC und
- einem T4-Tumor
- und/oder einem N2/N3-Lymphknotenbefall
aufgenommen worden waren.1 Sie erhielten eine als neoadjuvant gedachte Behandlung mit einem PD(-L)1-Inhibitor und einer platinhaltigen Chemotherapie.
So beeinflussen Metastasen das Outcome
Drei Viertel von ihnen konnten sich danach einer chirurgischen Resektion unterziehen: Das Ergebnis war eine pathologische Komplettremissionsrate von 29,0 % und eine Rate an gutem pathologischem Ansprechen von 42,2 %; dabei war kein Unterschied zwischen Patient:innen zu erkennen, die Metastasen in einer versus mehreren N2- oder N3-Lymphknotenstationen aufgewiesen hatten.
Die mediane ereignisfreie Überlebensdauer betrug für die operierten Patient:innen 52,6 Monate und war bei Vorliegen einer pCR deutlich und signifikant länger (Median nicht erreicht vs. 27,8 Monate; HR 0,07; p < 0,009). Für diejenigen, die operiert werden konnten, war sowohl beim ereignisfreien als auch beim Gesamtüberleben eine Reduktion des Risikos um etwa zwei Drittel zu erkennen (HR EFS 0,36; p < 0,001; HR OS 0,33; p = 0,01).
Hohe pCR bei hoher PD-L1-Expression und hoher TMB
Molekulare Begleituntersuchungen zeigten, dass Patient:innen mit hoher PD-L1-Expression im Tumor und hoher Tumormutationslast mit 44,4 % die höchste pathologische Komplettremissionsrate erreichten, während es bei ausschließlich hoher PD-L1-Expression nur 33,3 % und bei ausschließlich hoher Tumormutationslast 14,3 % waren. Von denen, bei denen beide Parameter niedrig waren, sprach kein einziger komplett an, ebenso wenig bei Vorliegen von Ko-Mutationen in KRAS/STK11 oder KRAS/KEAP1.
Natürlich, so Dr. Ricciuti, müssen diese Daten weiter in prospektiven Studien bestätigt werden. Aber sie wecken die Hoffnung, dass primär als inoperabel eingestufte NSCLC-Erkrankungen im Stadium III durch eine neoadjuvante Chemoimmuntherapie sogar pathologisch komplett reseziert werden können, insbesondere wenn sie die erwähnten molekularen Charakteristika aufweisen.
Hintergrund
Nicht oder nur sehr schwer resezierbare NSCLC-Tumoren des Stadiums III sind durch einen T4-Primarius und/oder den Befall von N2- bzw. N3-Lymphknoten gekennzeichnet. Die gleichzeitige Chemoradiotherapie war bisher der Standard in dieser Indikation, seit einigen Jahren ergänzt um die Immuntherapie mit dem PD-L1-Inhibitor Durvalumab, die in der PACIFIC-Studie die Gesamt- und die progressionsfreien Überlebenszeiten signifikant verlängern konnte. Neuerdings gibt es immer mehr Evidenz dafür, dass eine neoadjuvante Chemoimmuntherapie Resektabilität und pathologische Ansprechraten verbessern kann; allerdings waren Patient:innen mit grenzwertig oder nicht operablem NSCLC von klinischen Studien bislang in der Regel ausgeschlossen worden. Zwei Studien machen nun einen Anfang.
Hoffnung, dass vorläufige Daten sich in Langzeit-Benefit widerspiegeln
Vorläufige Ergebnisse einer ersten solchen prospektiven Phase-2-Studie stellte Dr. Jiewei Liu vom Lungenkrebscenter der Sichuan Universität, Chengdu, vor.2 Eingeschlossen wurden hier bislang 41 Patient:innen mit
- Stadium-III-NSCLC, die
- einen T4-Tumor
- und/oder mehrere befallene N2-Lymphknotenstationen bzw.
- einen N2-Bulk
- und/oder N3-Metastasen aufweisen.
Sie erhalten zwei bis vier Zyklen einer Induktionstherapie mit dem PD-1-Inhibitor Tislelizumab und einer nab-Paclitaxel-Platin-Chemotherapie. Die darauf folgende Bildgebung entscheidet über die Fortführung der Behandlung mit Operation oder Strahlentherapie. Daran soll sich eine bis zu einjährige Konsolidierung mit Tislelizumab und Chemotherapie anschließen.
Von 26 Patient:innen, die die Induktionstherapie bisher beendet haben, konnten 20 R0-reseziert werden. Drei Personen wurden aus der Studie ausgeschlossen, die übrigen drei erhielten eine Radiotherapie. Elf der 20 Remissionen erwiesen sich in der Pathologie als komplett, sechs weitere waren zumindest gute Rückbildungen. Vier Zyklen der Chemoimmuntherapie könnten dabei von Vorteil sein: Von diesen zehn Patient:innen wiesen sechs pathologische Komplettremissionen auf, während es bei denen mit nur drei Zyklen fünf waren.
Diese Daten sind sehr vorläufig, so Dr. Liu, machen aber Hoffnung, dass eine Induktions-Chemoimmuntherapie bei diesem schwierig zu behandelnden Kollektiv die Prognose deutlich wird verbessern können. Die Studie wird weitergeführt in der Erwartung, dass die kurzfristigen Benefits sich in langfristigen Überlebensvorteilen auszahlen werden.
Quellen:
1. Ricciuti B et al. World Conference on Lung Cancer 2025; Abstract MA 01.04
2. Liu J et al. World Conference on Lung Cancer 2025; Abstract MA01.03
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