
Cartoon Medizin und Markt
Der Widerspenstigen Zähmung

Chronischer Stress führt zu anhaltender Cortisolausschüttung, die auch tagsüber nicht wesentlich zurückgeht. Dies beeinträchtigt die Immunkompetenz und erhöht die Spiegel proinflammatorischer Zytokine. Der Energiestoffwechsel fährt hoch, der Bedarf an Mikronährstoffen steigt. Der Katecholaminspiegel hingegen sinkt ab. Darmfunktion und -durchblutung werden beeinträchtigt, die Mikrobiota verändert sich. Über diese Mechanismen hängt Stress mit dem Reizdarmsyndrom zusammen, erläuterte Dr. Elke Mantwill, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Bornheim. Es ist gekennzeichnet durch Motilitätsstörungen, viszeralen Schmerz und Meteorismus. Allen Patienten gemein ist ein zentraler und peripherer Mangel an Serotonin, erklärte die Referentin. Normalerweise befinden sich 80 % des Neurotransmitters im Magen-Darm-Trakt, nur 20 % zentral im Gehirn. In der Peripherie steuert Serotonin die Kontraktion der glatten Muskulatur, regt die Darmperistaltik an und reguliert das Schmerzempfinden im Gastrointestinaltrakt.
Die Interaktion, die über die Darm-Hirn-Achse läuft, ist bidirektional. Dabei ist der Darm der weitaus kommunikativere Part: 90 % der Impulse gehen von unten nach oben. Die viszeralen Signale wirken vor allem in Hirnarealen, in denen Stressregulation, Gedächtnis, Verhalten, Kognition und Emotion angesiedelt sind. Die Signale aus dem Denkorgan, die den Darm z.B. über den Nervus vagus erreichen, beeinflussen wiederum dessen motorische, sensorische und sekretorische Funktionen. Die intestinale Mikrobiota mischt zudem über eine Vielzahl von Botenstoffen eifrig mit.
Verliert dieses System die Balance, kann die Mikronährstoffmedizin die Sache wieder ins rechte Lot bringen. Sie gleicht Mangelzustände aus, justiert die Darm-Hirn-Achse, normalisiert den Cortisolspiegel, hellt die Stimmung auf und dämmt Entzündungen ein. Eingesetzt werden:
- Serotoninvorstufen (L-Tryptophan, 5-Hydroxytryptophan)
- Vorstufen des Katecholamins (Phenylalanin, Tyrosin)
- Nährstoffe, die Botenstoffe und Signale optimieren (S-Adenosyl-Methionin, Omega-3-Fettsäuren)
- Vitamin D und B-Vitamine
- Mineralstoffe
- Probiotika und Präbiotika
L-Tryptophan kann nur dann zu Serotonin umgesetzt werden, wenn ausreichend Vitamin B6, Folsäure und Magnesium bereitstehen, erklärte Dr. Mantwill. Chronische Entzündungen haben zur Folge, dass die Aminosäure vermehrt auf anderem Weg verbraucht wird.
Probiotika muss man mindestens für drei Monate einsetzen, um einen Effekt zu erzielen, so die Referentin. Dabei ist die vordergründige Symptomatik für die Auswahl der Bakterienkulturen entscheidend. Für die Bakterienstämme Lactobacillus helveticus R0052 und Bifidobacterium longum R0175 konnte eine Reduktion des Stressempfindens und des Cortisolspiegels bei dauerhaft gestressten Patienten gezeigt werden. Bei anhaltenden Belastungen wirken Kombinationen von Probiotika mit essenziellen Mikronährstoffen besonders gut. B-Vitamine und Magnesium sind essenziell für den Energiestoffwechsel, Zink und Vitamin D unterstützen die Immunfunktionen.
Den Reizdarm glutenfrei besänftigen
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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 10.07.2021 in Nürnberg, unterstützt von nutrimmun GmbH
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