
Diabetes bislang keine Indikation zur strengeren Blutdruckeinstellung

Etwa drei Viertel der Diabetiker weisen zusätzlich eine Hypertonie auf. Diese Patienten haben eine deutlich erhöhte kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität, sodass sich schon früh die Frage stellte, ob sie nicht möglicherweise von einer strengeren Blutdruckeinstellung profitieren, sagte Professor Dr. Rainer Düsing, niedergelassener Internist aus Bonn. Tatsächlich ließ sich in der bereits 1998 publizierten HOT-Studie zeigen, dass für Diabetiker ein diastolischer Zielblutdruck von < 80 mmHg mit einer signifikant geringeren Rate an kardiovaskulären Ereignissen und geringerer Mortalität einhergeht. Alle Leitlinien bis 2010 empfahlen daher einen niedrigeren Zielblutdruck (< 130/80 mmHg statt < 140/90 mmHg).
Allerdings war der Ausgangsblutdruck mit 170/105 mmHg in der Studie sehr hoch und viele erreichten den angestrebten niedrigen Zielblutdruck gar nicht erst. In einer aktuellen Metaanalyse mit sich ähnelnden Personen mit oder ohne Diabetes ergab sich hingegen wenig bis gar keine Evidenz für eigenständige Therapieziele für Patienten mit beiden Erkrankungen, sagte Prof. Düsing.
In Leitlinien von 2013 legte ein Gremium dann einen Zielblutdruck von < 140/90 mmHg für alle fest, bei Älteren könnte auch ein höherer Druck von < 150/90 mmHg akzeptiert werden. Als Begründung galten Beobachtungsstudien, nach denen bei sehr niedrigen Blutdruckwerten die kardiovaskuläre Mortalität wieder ansteigt.
Zu niedrige Drücke weiterhin vermeiden
Die SPRINT-Studie hat dann die ganze Diskussion wieder aufgewirbelt, und bis heute werden von internationalen Experten erbitterte Debatten über den richtigen Zielblutdruck geführt. Kritisiert wurde an der Studie vor allem die ansonsten in der Praxis unübliche Art der Blutdruckmessung, die niedrigere Werte liefern könnte.
Was aber SPRINT verdeutlichte: Über 75-Jährige scheinen sogar besonders von einer strengeren Blutdruckeinstellung zu profitieren. Die Deutsche Hochdruckliga hat sich daher 2017 zu folgenden Empfehlungen durchgerungen:
- Für alle Hypertoniker sollten Kollegen einen Blutdruck von < 140/90 mmHg anstreben.
- Im Falle eines erhöhten kardiovaskulären Risikos (s. Kasten) liegt der Zielblutdruck bei < 135/85 mmHg. Weiterhin gilt es, einen systolischen Druck von < 120 mmHg und einen diastolischen von < 70 mmHg zu vermeiden.
Die Liga der kardiovaskulären Risikopatienten
- manifeste kardiovaskuläre Erkrankung (außer Schlaganfall)
- Alter ≥ 75 Jahre
- chronische Nierenkrankheit CKD 3 (eGFR < 60 ml/min)
- kardiovaskuläres Risiko nach dem Framingham-Risk-Score ≥ 15 %
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