Die wichtigsten Änderungen der AGO Mamma zur adjuvanten Bestrahlung des frühen Mammakarzinoms

AGO Mamma 2025 Birgit-Kristin Pohlmann

Eine hypofraktionierte Bestrahlung ist beim frühen Mammakarzinom nun in fast allen Bereichen Standard. Eine hypofraktionierte Bestrahlung ist beim frühen Mammakarzinom nun in fast allen Bereichen Standard. © Thomas Hecker - stock.adobe.com

Hinsichtlich der adjuvanten Bestrahlung des frühen Mammakarzinoms hat die AGO Mamma einige Veränderungen ihrer Therapieempfehlungen vorgenommen. Der Stellenwert hypofraktionierter Protokolle steigt dabei über sämtliche Bereiche hinweg.

Das Jahr 2025 sei das „Jahr der Hypofraktionierung“ erläuterte PD Dr. David Krug, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Nachdem die moderate Hypofraktionierung (ca. 40 Gy in 15–16 Fraktionen über 3–5 Wochen) für die adjuvante Bestrahlung nach brusterhaltender Operation (BEO) schon standardmäßig etabliert sei (1a A ++), wurde die konventionelle Fraktionierung dieses Jahr erstmals abgewertet (1a B +/-), betonte der Experte. Diese Entscheidung habe auch „politischen Charakter“, denn: „Mit der ‚Plus/Minus‘-Bewertung wollen wir signalisieren, dass die konventionelle Fraktionierung nach BEO die absolute Ausnahme ist.“ 

Bei der Teilbrustbestrahlung im Anschluss an die BEO hat die AGO Mamma die Kriterien für geeignete Patient:innen erweitert. Ergänzt wurde, dass eine Teilbrustbestrahlung eine Tumorgröße von unter 3 cm voraussetzt und in bestimmten Situationen auch bei einem G3-Karzinom eingesetzt werden kann. Ausgeschlossen bleiben Betroffene mit Lymph­angiosis, mit lobulärer Histologie sowie mit BRCA1/2-­Mutationsnachweis.

Die Expert:innen werteten die intraoperative Radiatio ab, die als alleinige Bestrahlungsmaßnahme während der ersten Brustoperation nur noch im Einzelfall eine Option darstellt (1a A +/-). Hintergrund dafür sind laut Dr. Krug die Resultate aktueller populationsbasierter und Kohorten-Studien, die ergänzend zu den randomisierten klinischen Untersuchungen eine erhöhte Lokalrezidivrate untermauern.

Aufgrund der Zehn-Jahres-Daten der SUPREMO-Studie empfiehlt die AGO Mamma für mastektomierte Patient:innen mit niedrigem Rezidiv­risiko keine Postmastektomie-Bestrahlung (PMRT) mehr, wenn diese eine Axilla-Dissektion (ALND) erhalten haben (1b B -). Ein niedriges Rezidivrisiko definieren die Kommissionsmitglieder dabei über ein pT1/2-Karzinom, 1–2 befallene Lymphknoten und einen ER/PR+/HER2 Tumor. Wurde keine Axilla-Dissektion durchgeführt, müssen Ärzt:innen die Frage der PMRT im Einzelfall im Rahmen einer Nutzen-Risiko-Abwägung entscheiden (2a B +/-). Bezüglich der Fraktionierung erhielt die moderate Hypofraktionierung auch für die PMRT eine ‚Doppelplus‘-Bewertung (1b B ++).

Bei der Bestrahlung der Lymph­abflusswege hat die moderate Hypofraktionierung ebenfalls die konventionelle Fraktionierung als Standard abgelöst (1b B ++). Sie zeige sich nicht nur effektiver (weniger Rezidive, längeres Gesamt- und brustkrebsspezifisches Überleben), sondern auch besser verträglich. Speziell das Risiko für Lymphödeme falle niedriger aus, berichtete der Strahlentherapeut. Die konventionelle Fraktionierung ist hier als ‚Kann‘-Option eingestuft (1a A +).

Bezüglich der adjuvanten Bestrahlung der Axilla nach BEO oder Mastektomie stehen für Erkrankte, die die Einschlusskriterien der ­SENOMAC-Studie erfüllen (T1–3; keine klinisch suspekten Lymphknoten; 1–2 befallene Sentinels; keine neoadjuvante Chemotherapie), jetzt zwei Optionen zur Verfügung. Zusätzlich zur adjuvanten Bestrahlung von Brust bzw. Thoraxwand mit hoher Tangente (Einschluss von Level 1 + 2 bis 5 mm unterhalb der Vena axillaris (2b B +)) wurde die adjuvante Radiatio von Brust bzw. Thoraxwand inkl. Level 1–4 aufgewertet (1b B +). Die alleinige Bestrahlung der Axilla nach Mastektomie empfehlen die Fachleute wegen limitierter Evidenz nicht (5 D +/-). Erfüllen Patient:innen nach BEO oder Mastektomie nicht die SENOMAC-Kriterien, rät die AGO Mamma bei niedriger Evidenz zur adjuvanten Bestrahlung von Brust bzw. Thoraxwand, inkl. Level 1–4 (5 D ++).

Quelle: Krug D. AGO Mamma State of the Art Meeting 2025; Vortrag „Adjuvante Strahlentherapie“

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